Stimmen vom ersten Tag der Hallen-DM
In zwölf Disziplinen ging es am Samstag, dem ersten Tag der Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe, um Gold, Silber und Bronze, Bestleistungen und Normen für die Hallen-WM in Doha (Katar; 12. bis 14. März). leichtathletik.de hat sich für Sie bei den Athleten umgehört – wie bewerten sie ihre Leistungen?
Christian Reif (ABC Ludwigshafen)Sieger Weitsprung (8,10 m)
Das fühlt sich einfach geil an. Beim fünften Versuch habe ich mich ein wenig verletzt - es hat in der Wade gezuckt. Deswegen habe ich sicherheitshalber auf den letzten Sprung verzichtet. Ich bin zu 100 Prozent zufrieden: Es hätte mir heute schon gereicht, wenn ich Deutscher Meister geworden wäre, aber jetzt noch die 8,10 Meter! Warum es erst im fünften Sprung geklappt hat? Ich hatte vorher einfach zu wenig gemacht. Beim 8,10-Meter-Sprung war die Wade dann kurz mal fest, so wie das beim Joggen eben auch passieren kann, aber deswegen mache ich mir doch keine Sorgen! Mit 8,10 Metern macht man sich doch keine Sorgen! Jetzt geht es nach Doha! Klar!
Nils Winter (Buxtehuder SV)
Dritter Weitsprung (7,64 m)
Heute gab es positive und negative Ansätze. Meine zwei gültigen Versuche waren schlecht, da wäre mehr möglich gewesen. Man hat gesehen: Da war was vorhanden. Ein leidiges Thema bei mir - der Anlauf, da habe ich bei manchen kleinen, aber auch bei wichtigen Wettkämpfen Schwierigkeiten. Heute ging dann auch noch meine Wade zu, dieses Mal die rechte, sonst ist es immer die linke. Sonst funktionierte alles, es fehlte mir Sicherheit und Selbstvertrauen. Am 23. März geht es ins Trainingslager nach Südafrika. Für den Sommer wünsche ich mir ein bisschen mehr Gesundheit.
Tobias Unger (LG Stadtwerke München)Sieger 60 Meter (6,66 sec)Ich war in der Vorbereitung auf die Deutschen Meisterschaften etwas krank gewesen, konnte aber in den vergangenen Tagen wieder gut trainieren. Im Finale hätte ich mit Sicherheit noch einen drauflegen können. Ich habe mich super gefühlt und versucht, die Spannung zu halten. Ich war richtig heiß. Aber es hat nicht geklappt. Der Lauf war dann natürlich für die Katz. Ich wollte nichts mehr riskieren. Nach Doha werde ich eher nicht fahren. Das muss ich noch mit meinem Trainer besprechen. Der Starter hat seine Sache gut gemacht. Er muss warten, bis es ruhig ist. Aber ich kann auch Alex (Kosenkow) verstehen. Er ist ein fairer Sportler - er beschwert sich nicht, wenn er im Unrecht ist. Die Sache mit dem Licht wäre schöner gewesen, wenn es draußen etwas dunkler gewesen wäre. Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01)60 Meter disqualifiziertIm Vorfeld hat man uns gesagt, dass einmal zucken erlaubt sei. Dann gibt es eine Gelbe Karte, und erst beim zweiten Mal ist Schluss. Deswegen müssen sie uns aufklären, was nun Sache ist. Ich bin sogar nach meinem Zucken sitzengeblieben, also hatte ich einen Nachteil. Der Starter hat sehr lange gewartet. Wie lange sollen wir denn sitzenbleiben? Die Fehlstarts vorher kamen ja nicht von ungefähr. Nach den gefühlten zehn Minuten Warten war die Spannung natürlich weg, da ging dann nichts mehr. Was das Licht angeht - es war zu viel. Aber Gänsehautfeeling war es trotzdem. Malte Mohr (LG Stadtwerke München)
Sieger Stabhochsprung (5,70 m)
Ich bin sehr erleichtert. Als Weltjahresbester stehst du natürlich in der Pflicht, bei den Deutschen Meisterschaften den Titel zu holen. Ich bin beruhigt, dass ich mich durchgesetzt habe. Ich war mir relativ sicher, dass ich es packe. Denn ich bin alles im ersten Versuch gesprungen. Damit habe ich Druck auf die anderen Springer ausgeübt, denn sie mussten mindestens nachziehen. Ich bin sehr gut drauf, das Springen fühlt sich sehr gut an. Die Technik-Tipps von Tim (Lobinger), die ich während des Wettkampfes erhalte, sind sicherlich von Vorteil. Er ist einer mit Erfahrung. Die 5,91 Meter bin ich mit einem Stab angegangen, den ich noch nie benutzt hatte. Er ist härter als alle anderen. Das fühlt sich gleich anders an. Und das mache ich auch nur im Wettkampf, denn nur mit Applaus der Zuschauer, dem Adrenalin und der Anspannung klappt das. Das war ein guter Test für Doha mit diesem Stab. Bei der WM muss man mal schauen, was Steve Hooker und Renaud Lavillenie draufhaben.
Alexander Straub (LG Filstal)
Zweiter Stabhochsprung (5,70 m)
Im ersten Moment war ich enttäuscht von dem Resultat. Mit etwas Abstand bin ich aber zufrieden. Dennoch hatte ich gehofft, etwas höher zu springen. Ich habe mich besser gefühlt, als es im Endeffekt war. Die Abstimmung hat einfach nicht gepasst. Durch Maltes (Mohr) Vorlegen habe ich keinen Druck gespürt, denn es zählt letztlich zunächst die übersprungene Höhe. Ich hatte gehofft, dass wir uns noch höher pushen können. Ich wollte natürlich gewinnen, dafür habe ich trainiert. Aber wichtig war mindestens der zweite Platz für Doha. Dort können wir, Malte und ich, um die Medaillen mitspringen - sage ich mal ganz mutig. Ich freue mich auf jeden Fall auf die spektakuläre Halle.
Christoph Lohse (TV Wattenscheid 01)
Zweiter 3.0000 Meter (8:01,22 min)
Das war wohl die Revanche für die Deutschen Cross-Meisterschaften im vergangenen Jahr. Ich habe alles versucht, aber Carsten Schlangen war wohl in der letzten Runde in der besseren Position und konnte sich ransaugen. Ich denke trotzdem, dass ich taktisch alles richtig gemacht habe. Die Tempoverschärfungen bin ich locker mitgegangen, und eine Runde vor Schluss habe ich es einfach versucht. Dass Carsten die 3.000 Meter läuft, habe ich heute Morgen beim Blick auf die Startliste erfahren. Aber er hatte es auch schon vorher am Telefon angedeutet.
Carsten Schlangen (LG Nord Berlin)
Sieger 3.000 Meter (8:01,18 min)
Als Hauptkonkurrenten hatte ich Arne Gabius und Christoph Lohse auf der Rechnung. Ich bin froh, dass es am Ende gereicht hat und dass die Kraft noch da war. Vergangene Woche war ich ziemlich krank gewesen. Vielleicht hat mir diese Pause die nötige Frische gebracht. Das Tempo hat ziemlich variiert, zwischen 30 und 40 Sekunden die Runde. Das war gut für mich, denn ich habe mich zwischen der fünften und siebten Position gehalten. Da bekommt man die Tempounterschiede nur abgeschwächt mit. Vielleicht war Arne sehr nervös, ich weiß es nicht. Auf die 1.500 Meter habe ich verzichtet, weil ich vergangenes Jahr einen Schienbein-Ermüdungsbruch hatte und drei Monate lang nur auf dem Fahrrad trainiert habe. In letzter Zeit war es dann viel Skilanglauf und nur rund 50 Wochenkilometer Laufen. Der Stress wäre mir für die kurze Strecke zu groß gewesen, da ich dort Topfavorit gewesen wäre.
Nadine Kleinert (SC Magdeburg)
Siegerin Kugelstoßen (19,19 m)
Das war überhaupt keine Serie! Das heute war überhaupt nichts Herausragendes. Was soll auch bei soo vielen Unterbrechungen und der ganzen Warterei herauskommen. Ich war heute ganz und gar nicht motiviert, denn ich wusste, was mich erwartet: Ich hatte ja den Zeitplan und die Änderungen vorher schon gesehen. Das ist typisch. Ich bin wirklich stinkig. Dass ich deutsche Jahresbestleistung gestoßen habe, das wurde nicht durchgesagt! Das ist niemandem aufgefallen. Na ja, das hake ich ab und schaue vorwärts nach Doha. In zwei Wochen schauen wir mal, dann wissen es alle, was ich alles drauf habe.
Petra Lammert (SC Neubrandenburg)
Zweite Kugelstoßen (18,82 m)
Das war mein erster Wettkampf und ich war ein bisschen nervös. Meine Technik funktioniert noch nicht richtig. Aber ich kann nicht unzufrieden sein. Am Ellenbogen habe ich keine Schmerzen mehr, aber noch muskuläre Probleme. Und der Kopf denkt noch daran. Das dauert halt seine Zeit. Die Hallen-WM in Doha haben wir eigentlich nicht geplant, jetzt könnte ich zwar fahren, aber mit 18,82 Metern kann man dort auch nichts erreichen.
Christina Schwanitz (LV 90 Thum)
Dritte Kugelstoßen (17,53 m)
Doha? Wenn ich mitdarf, dann gehe ich mit!
Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon)
Siegerin 3.000 Meter (9:13,67 min)
So tolle Zuschauer habe ich selten erlebt. Es war wunderbar, dass so eine Stimmung war. Super! In vier Wochen möchte ich einen Halbmarathon laufen und ich bin gerade im Trainingsrückstand. Aber mit meinem Sieg und dieser guten Zeit hat es ja dann doch geklappt - mit diesem super Publikum.
Yasmin Kwadwo (TV Wattenscheid 01)
Siegerin 60 Meter (7,29 sec)
Das ist ein geiles Gefühl! Letztes Jahr habe ich gesagt, dass an mir kein Weg vorbei führt - und das habe ich heute gezeigt. Ich habe heute bewiesen, dass ich meine Nerven unter Kontrolle habe. Ich bin nicht überrascht, dass ich so stark bin. Der Grund dafür ist mein Training und mein konsequenter Glaube. Meine Familie, mein Vater, meine Mutter, meine Schwester und mein Freund, sind extra angereist. Die Erfahrung der letzten Jahre hat mich stabiler gemacht. Mein einziger Glaube ist an Gott, das macht mich stabil. Meine Eltern haben mir diesen Glauben vermittelt, ich bin evangelische Christin. Ich stecke mittendrin im Abitur: Am Montag schreibe ich meine Englisch-Klausur und am Freitag ist dann noch Sport dran. Das ist viel anstrengender als das Sprinten!
Ralf Bartels (SC Neubrandenburg)
Sieger Kugelstoßen (21,02 m)
Das war mal ein spannender Deutscher Meisterschaftswettkampf! Es wird immer enger vorne! Meine Serie war toll - alles sechs Versuche über 20 Meter und endlich hat es auch mit den 21 Metern geklappt, endlich dieser Ausrutscher! Heute habe ich Konstanz gezeigt. Mein erster Versuch war ein guter Einstand und dann konnte ich noch stark nachlegen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass David diese Weite von 20,77 Meter schafft. In Bezug auf Doha kann ich nicht gut von einer Medaille reden, wenn die anderen alle noch einen Meter vor mir liegen. Außerdem hatte ich bislang viel Pech in der Halle und größere Niederlagen. Zum Beispiel 2006 bei der Hallen-WM in Moskau. Meine erste Hallen-Medaille überhaupt habe ich erst letztes Jahr in Turin geholt. Also gebe ich ungern Prognosen ab. Was Doha anbelangt, da bin ich sehr verhalten.
David Storl (LAC Erdgas Chemnitz)
Zweiter Kugelstoßen (20,77 m)
Das ist schon eine Riesenerleichterung für mich, dass ich das Ticket zur Hallen-WM gelöst habe. Heute habe ich Hallenbestleistung gestoßen! In den vergangenen Tagen habe ich viel trainiert in Kienbaum, und da hat sich das schon angedeutet. Ich wollte diesen Winter auf 20 Meter kommen, das habe ich geschafft und heute gab es den lang ersehnten Ausrutscher auf 20,77 Meter. Das war ein fast perfekter Stoß für mich. Allerdings öffnet der Oberkörper bei mir noch zu früh. Bis zur Hallen-WM habe ich dafür noch zwei Wochen... Für Doha möchte ich auf jeden Fall in der Quali besser abschneiden als bei der WM in Berlin. Dass ich gleich am Anfang vor Ralf Bartels lag, war toll. Doch ich wusste, dass er noch kommt. Er ist schließlich ein sehr erfahrener Athlet.
Katja Demut (TuS Jena)
Siegerin Dreisprung (13,62 m) Ich habe von Anfang an gesagt, entweder wird es heute super oder so ein Zwischending. Es war heute so ein Zwischending. Den Titel zu gewinnen ist natürlich toll. Aber wie man sehen konnte, habe ich in der Technik noch Defizite. Meine Zubringerwerte, vor allem die Schnelligkeit, sind hervorragend. Ich wollte heute mit Spaß dran gehen und locker bleiben. Schmerzen im linken Fuß habe ich ja keine mehr, alles ist ausgeheilt und vom Kopf her klappt es auch. Nun kann ich mit einem guten Wettkampf in den Sommer gehen. Da ich nur neun Zentimeter Vorsprung vor der Drittplatzierten hatte, hatte ich die anderen stets im Auge und Angst, dass sie mich noch einholen. Ich wusste auch, dass es eventuell auf meinen sechsten Versuch ankommen wird. Für den Sommer habe ich mir vorgenommen, bei der EM in Barcelona unter die ersten Acht zu kommen. Bis dahin habe ich ja noch mehr Zeit für die Technik. Ich brauche einfach noch mehr Sicherheit, das Timing muss besser stimmen.
André Höhne (SCC Berlin)
Sieger 5.000 Meter Gehen (19:21,42 min)
Das war ein durchwachsenes Rennen von mir. Aber ich denke, dass es trotzdem eine respektable Zeit war. Denn ich bin kein Kurzstreckler, und in der Halle breche ich mir keinen Ast ab. Ich bin gut drauf, auch wenn wir im Januar wenig Umfänge machen konnten. Draußen lag Schnee, und die Hallen waren teilweise wegen der Schneelast geschlossen. Und nach Südafrika geht es erst am Montag, das habe ich wegen meines Studiums verschoben. Denn im Vorfeld der WM vergangenes Jahr hatte ich es etwas schleifen lassen, und da musste ich jetzt ein paar Klausuren schreiben. Ich bin verletzungsfrei und freue mich nun auf das Trainingslager, um gute Umfänge in Vorbereitung auf den Sommer machen zu können.
Christin Elß (SC Potsdam)
Siegerin 3.000 Meter Gehen (13:20,64 min)
Der erste Kilometer war in 4:16 Minuten zwar schnell, aber das war so geplant. Der zweite Kilometer war zu langsam. Sonst hätte es geklappt, dass ich unter 13 Minuten gehe. Die Kurve ist für uns Geher einfach zu hoch. Ich hatte nicht das Gefühl, dass Nicole (Best) noch rankommt. Aber selbst wenn - ich hätte die Kraft gehabt, um dagegenzuhalten. Ich habe relativ gut trainiert bislang im Winter, auch wenn das Wetter nicht mitgespielt hat. Im Januar waren wir drei Wochen in Portugal, da konnten wir in kurzer Hose trainieren. Nun heißt es hart zu arbeiten, damit ich im April die 20 Kilometer in rund 1:36 Stunden gehen kann. Denn es geht um die Aufnahme in die Sportfördergruppe der Bundeswehr, und da sollte ich eine gute Zeit vorlegen.
Andreas Pohle (ASV Erfurt)
Sieger Dreisprung (16,42 m)
Ich hatte mir heute eine Weite von 16,50 Meter vorgenommen. Acht Zentimeter weniger ist also voll im Soll würde ich sagen. Ziel war außerdem, gesund aus der Halle zu kommen. Das habe ich geschafft. Ich hatte mich nur auf die Deutschen Meisterschaften konzentriert und vorher wenige Wettkämpfe gemacht. Die Hallen-WM-Norm war kein Thema für mich. Um den Titel hatte ich einen härteren Kampf erwartet. Nun bereite ich mich auf den Sommer vor. Zweimal 16,80 Meter für die EM sind zu schaffen.
Hallen-DM 2010 live
(mit Ergebnissen)
leichtathletik.TV |