Stimmen vom Europacup in Florenz
Die deutsche Mannschaft hat einen zufriedenstellenden ersten Europacup-Tag mit einigen erfreulichen Auftritten, die zu Optimismus Veranlassung geben, hinter sich und liegt zur Halbzeitpause gut im Rennen. leichtathletik.de hat für Sie mehrere interessante Stimmen aus Florenz zusammengetragen. Lesen Sie selbst...
Karsten Kobs wusste Positives zu berichten (Foto: Gunkel)
Karsten Kobs (Sieger Hammerwurf):Wenn es leicht aussieht, macht man mehr richtig als falsch. Ich habe mich gut gefühlt und bin sehr zufrieden. Bei jeder Drehung hat diesmal nur ein einziger Millimeter gefehlt, dann wäre ich wieder bei meiner Bestleistung angelangt. Ich hatte heute mit der Hitze einen zusätzlichen Gegner. Das macht den Muskel lang, aber auch das Hirn breit. Das war ganz schön anstrengend. Erstmals habe ich nur im Trikot geworfen, vielleicht sollte ich das beibehalten. Es könnte so weiter gehen. Für die Deutschen Meisterschaften werde ich mich nicht mehr besonders vorbereiten. Da muss man rein und drauf, was anderes gibt es nicht. In Dortmund war ich sehr enttäuscht, vielleicht ist jetzt der Bann gebrochen. Die Lockerheit könnte ein Erfolgsrezept sein. Dann läuft es auf einmal. Die Konsequenz bei der WM in Paris muss ein, eine gute Quali zu machen und diese zu überstehen.
Claudia Gesell (Siegerin 800 Meter):
Mir kam das Rennen unheimlich langsam vor, vor allem am Anfang. Ich habe mich bei 600 Metern noch gut gefühlt. Ich kämpfe hinten raus immer, es war auch etwas Taktik dabei und es ist sehr gut aufgegangen. Ich habe gewusst, dass ich auf meine Spurtstärke vertrauen kann. Ich hatte ein sehr gutes Gefühl, die Zeit war mir egal. Ich freue mich über die acht Punkte für die Mannschaft. Das ist das erste Mal, dass mir das gelungen ist. Vielleicht laufe ich jetzt bei den Deutschen Meisterschaften die WM-Norm.
Steffi Nerius (Siegerin Speerwurf):
Der Wettkampf lief anfangs nicht so gut. Ich weiß nicht, woran es lag. Ich hatte mich gut eingeworfen, war dann aber verkrampft. Letztlich war es trotzdem ein guter Verlauf. Der Sieg ist gut für das Selbstvertrauen. Besonders hat mich gefreut, dass ich erstmals nach sehr langer Zeit die Griechin Mirela Manjani wieder geschlagen habe. Meine geplanten Wettkämpfe bei Meetings bis zur WM sind jetzt in Lausanne, Algier und Leverkusen. Die Erfolge der Teamkollegen freuen einen natürlich, während des eigenen Wettkampfs konzentriert man sich aber ganz auf sich.
Ingo Schultz (2. Platz; 400m):
Es waren andere Bedingungen als bei meinen letzten Rennen. Die schnelle, harte Mondobahn und der Rückenwind am Anfang kamen mir entgegen. Marc Raquil war hinten raus verdammt stark. Aber ich bin heilfroh. Bis zur WM sind noch zwei Monate Zeit. Im dritten 400-Meter-Rennen eine so gute Zeit zu laufen, macht Freude. Vorher musste ich nach Erklärungen suchen, warum so langsam, jetzt muss ich nach Erklärungen suchen, warum so schnell. Aber man muss weiter abwarten, der Rest wird sich ergeben. Der deutsche Meistertitel am nächsten Wochenende bedeutet mir sehr wohl etwas. Ich bin erst einmal Meister geworden, das will ich wieder schaffen. Bei der WM werden keine Geschenke verteilt, aber es ist jetzt erst einmal beruhigend, die Norm zu haben.
Dieter Baumann (3. Platz; 10.000m):
Grundsätzlich bin ich zufrieden. Es ist erst mein zweites Rennen, meine Saison hat noch nicht begonnen. Mir fehlt noch die Frische und die Tempohärte. Im entscheidenden Moment habe ich noch Probleme. Eigentlich wollte ich Zweiter werden, aber nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt konnte ich gut mitgehen. Der Europacup war für mich keine Standortbestimmung, das ist erst mein Rennen in Rom.
Christian Duma (4. Platz; 400m Hürden):
Diese Zeit ist super, ich bin sehr zufrieden. Das ist geil. Ich wusste, dass es eine Mondobahn ist, es hat mit dem Rhythmus diesmal insgesamt besser hingehauen. Das Feld war optimal auf mich zugeschnitten, ich brauchte keine Angst zu haben. Ich habe an der zehnten Hürde einen großen Fehler gemacht und konnte dort wieder einmal den Rhythmus nicht halten. Ich habe mich an der letzten Hürde bereits als Vierter gesehen, dann habe ich mir gedacht, diesen Platz musst du halten. Italien ist offensichtlich ein gutes Pflaster, hier bin ich auch schon Junioren-Europameister geworden. Ich habe mich ganz auf mich konzentriert. Wenn ich den einen Fehler nicht gemacht hätte, dann hätte ich sogar die WM-Norm gehabt.
Rüdiger Nickel (DLV-Vize-Präsident Leistungssport):
Bekanntlich ist der erste Tag immer unser schwächerer. Wie liegen besser im Rennen als in den Vorjahren, haben das Soll bisher übertroffen und vier A-Normerfüller sowie zwei B-Normerfüller zu verzeichnen. Ich hoffe, es kommen am Sonntag weitere hinzu. Wir weisen bislang mehr positive als negative Ergebnisse vor. Es ist erfreulich, dass wir auch wieder Siegertypen haben. Karsten Kobs hat endlich wieder den Anschluss und Rhythmus und Gefühl für das Werfen gefunden. Claudia Gesell zeigte einen unbändigen Siegeswillen. Herausheben muss man auch die starken Nerven von Steffi Nerius und Annika Becker sowie die konstante Aufwärtsentwicklung bei Ingo Schultz. Ich hoffe jetzt, wir können am Sonntag die zweiten Plätze des Vorjahres erfolgreich verteidigen. Bei den Männern können wir auch um den Sieg kämpfen, bei den Frauen sind die Russinnen wahrscheinlich zu überlegen.