01.08.2009

Stimmen vom Meeting in Leverkusen

Silke Bernhart/Michael Wiener

Viele deutsche Leichtathleten unterzogen sich am Freitagabend beim Bayer-Meeting in Leverkusen einem letzten Form-Check vor den Weltmeisterschaften in Berlin (15. bis 23. August). leichtathletik.de hat sich für Sie bei den DLV-Top-Athleten umgehört. Wer ist jetzt schon in WM-Form und wer muss in den kommenden Tagen noch am Feinschliff arbeiten?

SILKE SPIEGELBURG (TSV Bayer 04 Leverkusen) Erste Stabhochsprung (4,70 m) Ich wollte heute einfach nur springen und meine Form überprüfen. Ich bin sehr zufrieden, denn das hat gut geklappt. Ich weiß, dass ich fit bin. Jetzt wird noch eine Woche normal trainiert und dann geht es nach Kienbaum. Heute konnte ich vor heimischem Publikum schon mal ein bisschen üben. Endlich hat es mal wieder für 4,70 Meter gereicht. Ich war heute lockerer als bei den Deutschen Meisterschaften, auch wenn die Sprünge über 4,78 Meter bei den Deutschen knapper waren. Deutscher Rekord? Darum geht es mir nicht, es geht mir um persönliche Bestmarken. In Berlin will ich erstmal die Quali überstehen, ab Rang zwei ist alles drin. CATHLEEN TSCHIRCH (TSV Bayer 04 Leverkusen) Zweite 200 Meter (23,30 sec)
Am Ende ist mir ein wenig die Puste ausgegangen. Ich bin ja auch schon vorher über die 100 Meter gestartet, aber als 200 Meter-Läuferin muss man das durchhalten können. In Wattenscheid gehe ich am Sonntag auch noch mal an den Start. Ich merke, dass es in Richtung WM bergauf geht. Wir haben erst vor ein paar Tagen den Druck aus dem Training rausgenommen. Mir geht es körperlich besser als vorher in der Saison, ein paar Zipperlein hat man ja immer. KRISTIN GIERISCH (LAC Erdgas Chemnitz) Zweite Dreisprung (13,42 m)
Ich habe in letzter Zeit mit meinem Anlauf Probleme. Ich merke, dass ich zu weit vom Brett weg bin, und dann ziehe ich die Schritte. So wird aus dem Sprung dann nichts. Dabei fühle ich mich körperlich wirklich fit. In diesem Jahr habe ich sehr viele Wettkämpfe absolviert. Sonst bin ich zwar auch viel gesprungen, aber nicht auf so hohem Niveau. Jetzt kann ich nur abwarten, ob ich doch noch für die Weltmeisterschaften nominiert werde. Ich habe einmal die B-Norm von 14 Metern übertroffen und lag einmal nur drei Zentimeter darunter. Die letzte Entscheidung liegt bei der Bundestrainerin. STEFFI NERIUS (TSV Bayer 04 Leverkusen) Siegerin Speerwurf (66,82 m) Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir diese Saison ganz genau so vorgestellt. Das hat schon mit dem DM-Titel angefangen, und heute in Leverkusen ging es dann so weiter. Für den Wettkampf heute sind viele meiner Freunde und meine Familie gekommen. Aber ich will jetzt nicht melancholisch werden, weil es mein letzter Auftritt hier war, denn das ist eigentlich jedes Jahr genau dasselbe. Ich weiß, dass ich im Moment echt viel drauf habe, ich hatte ja schon vorher gesagt, dass ich noch weiter werfen kann als bisher. In den Wochen zuvor hatte ich ein wenig Glück, dass die Konkurrentinnen auch nicht immer über 63 Meter hinaus gekommen sind. In Berlin wird dann die Tagesform entscheiden. Zwischen 65 und 70 Meter kann ich werfen. ROBIN SCHEMBERA (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Vierter 800 Meter (1:46,49 min)
Ich habe noch keine Erklärung für diese Leistung. Es ging einfach irgendwie nicht. Und die letzten Meter war es dann völlig aus. Vielleicht habe ich mir selbst zu viel Druck gemacht, das kann natürlich sein. Die Nominierung für Berlin liegt nun nicht mehr in meiner Hand. Berlin oder Urlaub, das ist nun der Plan. Beides ist schön. Aber ich weiß jetzt auch keine Tendenz. LACHLAN RENSLAW (Australien)
Erster 800 Meter (1:45,73 min)
Robin ist in großartiger Verfassung. Deswegen habe ich mich lange hinter ihm gehalten und dann versucht, noch mal zu kontern. Das hat wunderbar geklappt. Es war daher ein perfekter Rennverlauf. Es ist ein tolles Gefühl, hier zu gewinnen, ich bin sehr glücklich. Nun geht es nach Australien zurück. SIMRET RESTLE (LG Eintracht Frankfurt)
Dritte 3.000 Meter (9:18,29 min)
Ich wollte heute Bestzeit und unter 9:15 Minuten laufen. Es hat nicht geklappt, weil die anderen beiden auf Sieg gelaufen sind. Sie haben daher kein Tempo gemacht und sich hinter mir teilweise versteckt. Daher war der zweite Kilometer mit 3:08 Minuten schon zu langsam, da haben wir Zeit verloren. Die konnte ich dann nicht mehr aufholen, weil ich auf der letzten Runde nie der Knaller bin. CATHLEEN TSCHIRSCH (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Zweite 100 Meter (11,40 sec)
Ich war sehr motiviert im eigenen Stadion. Mit der Zeit bin ich sehr zufrieden, das war ein guter Auftakt für die 200 Meter nachher. Aber den Start habe ich ein bisschen verschlafen. Am Sonntag geht es weiter zur DLV-Gala. ANASTASIA LE-ROY (Jamaika) Siegerin 200 Meter (23,24 sec) Ich bin zufrieden, obwohl meine Bestleistung bei 23,00 Sekunden liegt, ich also auch schon schneller gelaufen bin. Im Moment trainiere ich in Köln. Bei den Weltmeisterschaften werde ich mit der 4x400-Meter-Staffel Jamaikas in Berlin dabei sein. TIM LOBINGER (LG Stadtwerke München) Sieger Stabhochsprung (5,50 m)
Heute hatte ich Wettschulden einzulösen. Ich habe mit meinem Trainer ausgemacht, dass ich mit einer Stabmarke springe, mit der ich seit fünf Jahren nicht gesprungen bin. Um Sieg oder Höhe ging es mir also nicht unbedingt, aber es ist natürlich trotzdem schön, hier zu gewinnen. Letztes Jahr konnte ich aufgrund einer Rückenprellung nicht antreten, aber ich komme immer gerne nach Leverkusen. Wenn ich hier bin, fühle ich mich mehr als Leverkusener denn als Münchner, denn ich habe hier ja schon sehr viel trainiert. Außerdem halte ich mit 5,91 Metern den Stadionrekord. RALF BARTELS (SC Neubrandenburg)
Sieger Kugelstoßen (20,37 m)
Nein, ich bin überhaupt nicht zufrieden, da ist es auch egal, dass ich gewonnen habe. Ich weiß auch nicht, woran es lag. Im Training sind die Leistungen stabil, und hier beim Einstoßen habe ich auch sechzig Zentimeter weiter gestoßen. Ich war während des Wettkampfs ein wenig abgelenkt, wurde viel angesprochen, da ist es schwer, sich zu konzentrieren. Am Sonntag starte ich noch in Wattenscheid, und danach in Cottbus, das ist der letzte Wettkampf vor den Weltmeisterschaften. Ich mache nicht gerne Angaben darüber, wie weit es gehen soll, aber auf jeden Fall weiter als heute.

MARCO SCHMIDT (VfL Sindelfingen)
Zweiter Kugelstoßen (19,66 m)
Der Platz ist super, die Weite allerdings nicht. Ich habe beim Aufwärmen wie die meisten heute besser gestoßen als im Wettbewerb. Heute Morgen habe ich noch eine Krafteinheit absolviert, vielleicht lag es daran. Ich bin schwer reingekommen, die Bestweite kam dann ja auch erst im fünften Versuch. Der Schwerpunkt an diesem Wochenende liegt bei mir auf dem Wettkampf in Wattenscheid. Dort wird auch David Storl antreten, und hier entscheidet sich wohl, wer von uns beiden bei den Weltmeisterschaften dabei sein wird. Ich traue mir schon die A-Norm von 20,30 Meter zu, die B-Norm von zweimal 20 Meter habe ich ja schon. PETER SACK (LAZ Leipzig)
Dritter Kugelstoßen (19,51 m) Ich habe Probleme am Finger, deswegen habe ich heute nur drei Versuche absolviert. Der Finger ist überlastet, denn wir haben in den letzten Wochen viel trainiert. Ich hatte schon die ganze Zeit technische Probleme, aber immerhin hatte ich mich jetzt so auf Weiten um 20,40 Meter eingependelt. Am Sonntag wollte ich eigentlich wie die anderen in Wattenscheid starten, aber ob daraus etwas wird, weiß ich nicht.

MARIO FORSYTHE (Jamaika)
Sieger 100 Meter (10,16 sec)
Ich bin glücklich mit dem Sieg und der Zeit. Die Fehlstarts vor dem Rennen haben mich nicht beeinträchtigt, man muss sich immer konzentrieren und sein Bestes geben. In den nächsten Tagen entscheidet sich, ob ich für die Weltmeisterschaften nominiert werde. Eventuell bin ich als Ersatzmann der jamaikanischen 4x100-Meter-Staffel dabei. Danach mache ich noch zwei Rennen in Europa, dann geht es zurück nach Hause.

BEATRICE MARSCHECK (LAZ Gießen) Dritte Weitsprung (6,56 m) Ich bin sehr zufrieden mit dem Wettkampf. Nach dem ersten Versuch habe ich schon noch gedacht, dass es weitergeht. Die Sprünge waren auch alle ganz gut, insbesondere der letzte. Der hat sich richtig gut angefühlt, war aber leider knapp ungültig. Dillingen hatte ich wegen meiner Achillessehne abgesagt. Es war die richtige Entscheidung, denn so konnte ich noch mal durchtrainieren - nachdem mein Physio mich noch mal durchgecheckt hatte. Jetzt laufe ich noch am Mittwoch bei einem Abendsportfest 100 Meter, und dann steht die WM an. Dort möchte ich 6,73 Meter plus x springen. ANNETT HORNA (TSV Bayer 04 Leverkusen) Dritte 800 Meter (2:03,11 min, PB)
Das war ein optimales Rennen für mich, wie man es sich nur wünschen kann. Ich war nicht eingekesselt und vorne haben sie gut Tempo gemacht. Dennoch ist es ein bisschen ärgerlich, dass ich es nicht unter die 2:03 Minuten geschafft habe. Denn das war, glaube ich, das fünfte oder sechste Mal, dass ich mich innerhalb der 2:03 um Hundertstelsekunden verbessert habe. Am Sonntag laufe ich vielleicht in Wattenscheid, aber das ist noch nicht sicher. Ich bin ziemlich müde, die Saison war schon lange.

ALYSIA JOHNSON (USA) Erste 800 Meter (2:01,09 min)
Der Wind war heute nicht so stark, das war sehr gut. Die Durchgangszeit nach der ersten Runde war auch super, sodass ich danach einfach versucht habe, mein Tempo zu halten. Ich habe zwar eine Bestzeit von 1:59 Minuten, aber die Zeit heute ist okay. Ich weiß nicht, was ich nun als nächstes laufe. Das vergangene Jahr war nicht so gut für mich. Ich bin erstmal froh, dass es dieses Jahr wieder aufwärts ging. AUGUSTUS TOY (Nigeria) Zweite 100 Meter Hürden (13,01 sec)
Am Start war es etwas laut, ich dachte, wir werden zurückgeschossen. Ich hatte dann einen schlechten Start, aber Lucia hatte auch keinen guten. So waren wir gleichauf, obwohl ich eigentlich schon aus dem Rennen war. Lucia hatte dann ein starkes Finish. Es hat sehr viel Spaß gemacht hier. Ich komme gerade von den Trials, dort bin ich 12,9 Sekunden gerannt. Heute war ich schneller, das war schon mal sehr gut. Nun bereite ich mich auf die WM vor. Dort möchte ich es unbedingt ins Finale machen. MARKUS ESSER (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Sieger Hammerwurf (76,66 m)
Eigentlich wollte ich hier an meine Leistungen der Vorwoche anknüpfen, als ich über 79 Meter geworfen habe. Aber ich war einfach total platt, denn ich habe in den vergangenen Wochen sehr viel trainiert. Deswegen ist das jetzt kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Das Meeting in Leverkusen ist für mich sehr schön, denn man hat ja nicht so oft die Möglichkeit, vor Freunden und der Familie zu werfen. Das hatte für mich heute oberste Priorität. In der nächsten Woche trainiere ich noch zuhause, und dann geht es Richtung Berlin. Dort ist mein Ziel, unter die ersten Acht zu kommen. Ich denke, mit einem Wurf über 80 Meter kann man irgendwo um Platz fünf landen. BENJAMIN HEDERMANN (TSV Bayer 04 Leverkusen) Zweiter Hammerwurf (76,19 m, PB)
Für mich lief es schon im Training sehr gut, da habe ich sogar noch weiter geworfen. Die neue Bestleistung hatte sich also schon ein wenig angekündigt. Eigentlich hatte ich mir vor dieser Saison zum Ziel gesetzt, mich für die WM zu qualifizieren, aber das hat nicht geklappt. Im April hatte ich mit einer Bauchmuskelzerrung zu kämpfen. Es war schön, hier in Leverkusen vor heimischem Publikum zu werfen, obwohl ich das Gefühl hatte, dass im letzten Jahr noch mehr Zuschauer da waren. Die Anlage ist nicht unsere Trainingsanlage, wir werfen auf der Kurtekotten-Anlage. Das macht aber keinen Unterschied. SERGEJ LITVINOV (LG Eintracht Frankfurt) Dritter Hammerwurf (76,05 m) Ich habe im ersten Versuch mit dem Gesicht den Boden berührt, und dann habe ich lange gebraucht, um wieder in den Wettkampf reinzukommen. Trotzdem, mit der Weite bin ich ganz zufrieden. Alles, was über 76 Meter ist, ist im Moment für mich okay. In den vergangenen Wochen habe ich in Herzogenhorn trainiert, meine Bestform erreiche ich dann hoffentlich bei den Weltmeisterschaften.

JAMIE NIETO (USA) Erster Hochsprung (2,22 m) Ich bin nicht zufrieden mit meiner Leistung heute. Ich war sehr gut vorbereitet und bin im Training locker 2,25 Meter gesprungen, und hier schaffe ich erst im inoffiziellen vierten Versuch die 2,24 Meter. Ich wollte heute 2,30 Meter springen. Keine Ahnung, woran es gelegen hat. Es ist sehr frustrierend. Vielleicht habe ich mir zu viel Druck gemacht. Mit dieser Vorstellung ist es natürlich schwierig, demnächst in gute Meetings reinzukommen. Hier in Leverkusen war es aber super, das Publikum war klasse. BRITNEY HENRY (USA) Siegerin Hammerwurf (64,62 m)
Ich bin nicht so zufrieden mit meiner Leistung heute, denn ich habe in diesem Jahr schon fast 70 Meter geworfen. An der Technik lag es nicht, da stimmt eigentlich alles. Aber wir haben in der letzten Zeit nicht so viel mit dem Hammer selbst geworfen, da fehlte einfach ein bisschen das Gefühl. Ich bin in diesem Sommer zum ersten Mal in Deutschland, überhaupt in Europa. In Köln trainiere ich zurzeit mit Simone Mathes. Für die Weltmeisterschaften in Berlin habe ich mich nicht qualifiziert, denn ich bin bei unseren Ausscheidungswettkämpfen nur Vierte geworden. Trotzdem habe ich dort meinen bisher besten Wettkampf gemacht, deswegen war ich nicht allzu enttäuscht. Am 8. August starte ich noch beim Meeting in Cottbus.

JOANA HAHN (TV St. Wendel) Zweite Hammerwurf (64,33 m, PB) Ich hatte heute eine ziemlich lange Anreise aus dem Saarland. Wir sind schon morgens losgefahren, und dann habe ich mittags noch ein wenig trainiert, da lief es schon ganz gut. Trotzdem war ich vor dem Wettkampf sehr aufgeregt. Meine Bestleistung vorher lag bei 63,76 Meter, also habe ich mich nicht so viel gesteigert, aber ich freue mich natürlich trotzdem. Besonders, weil ich im Training in letzter Zeit wenig mit dem 4-Kilogramm-Hammer geworfen habe, sondern meist mit schwereren oder leichteren Geräten. PHILIPP PFLIEGER (LG Telis Finanz Regensburg) Sieger 1.500 Meter (3:43,65 min, PB) Ich habe heute meine Bestzeit um fast vier Sekunden verbessert. Schon vor der letzten Runde habe ich mich an die Spitze gesetzt, denn ich denke, wenn man etwas will, dann muss man auch was dafür tun. Wegen eines Ermüdungsbruchs konnte ich von März bis Mai nicht trainieren. Über die 5.000 Meter habe ich mich dann trotzdem für die U23-EM qualifiziert und bin dort Achter geworden. Eigentlich war das vorher mein Ziel, aber dann war ich doch unzufrieden, zumal Rico Schwarz vor mir gelandet ist, und den habe ich bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften noch geschlagen. Deswegen bin ich ziemlich frustriert zurück gekommen. Am Sonntag laufe ich in Wattenscheid die 3.000 Meter.