Stimmen vom zweiten Tag der DM in Ulm
Die Titel sind vergeben. Ulm hat am Sonntag bei der DM einen spannenden zweiten Tag erlebt. Dabei ging es nicht nur um Gold, Silber und Bronze, sondern auch um Normen für die WM in Moskau (Russland; 10. bis 18. August). leichtathletik.de war für Sie auf Stimmenfang.

Sieger 800 Meter (1:47,05 min)
Die erste Runde war verdammt schnell. Ich habe einfach nur gedacht: Dranbleiben, selbst wenn Homiyu in 48 Sekunden angeht. Warten, warten, warten. Im Scheitelpunkt der letzten Kurve war der Punkt, an dem ich gemerkt habe, dass ich vorbei kann. Auf den letzten 30 Metern war es ein Wettkampfstehen. Zum Glück hatte ich das bessere Stehvermögen. Geil. Mein Fanclub war richtig super, paar Freunde waren extra hier. Ich konnte mich im Ziel gar nicht ausgelassen freuen, weil das Innere überwog. Ich bin einfach umgekippt, ich hatte keine Kraft mehr. Die vergangenen Jahre waren richtig schlecht, so viele Verletzungen. So langsam kommt alles wieder. Ich weiß nicht, ob es dieses Jahr reicht. Aber das Rennen war geil. Ich will wieder in die Top drei von Europa. EM geht immer, über die Welt brauchen wir bei Zeiten von 1:40, 1:41 Minuten nicht reden. Ich laufe am Samstag in Heusden, dann Luzern und dann höchstwahrscheinlich Bottrop.
Björn Otto (ASV Köln)
Sieger Stabhochsprung (5,80 m)
Ich bin sehr erleichtert und froh, dass es mit dem Titel draußen geklappt hat. Es war eine lange Geburt. Es war ein harter Wettkampf. An der Anlage war es brutal warm, es war Ibiza-Feeling ohne Wasser. Die Sprünge waren gut, das Einspringen zuvor war richtig schlecht. Es kam viel Wind von vorne. Ein bisschen runder muss es noch werden, damit ich die drei 5,90er-Sprünge noch angehen kann. Wobei ich weichgekocht war nach den zwei Stunden in der Sonne hier. Ich war schon dreimal in Moskau und hatte dort schon alle Bedingungen, von zwölf Grad und Regen bis 38 Grad. Wenn es gute Bedingungen hat, kann man gut springen. Jetzt gehen wir etwas aus der Vielspringerei raus und können die WM kommen lassen. Dann sollte es dort mit großen Höhen klappen.
Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken)
Zweiter Stabhochsprung (5,75 m)
Ich bin froh, dass die Doppelbelastung rum ist. Die ersten Sprünge gingen noch, das
Einspringen war okay. Im Wettkampf habe ich mich durchgeqäult. 5,85 Meter waren nicht unmöglich, aber da hat die Luft gefehlt. Da war ich zu kaputt, um den letzten Druck zu entwickeln. Der zweite Platz ist auf jeden Fall sehr gut. Ich wusste schon vorher, dass ich nicht viele Sprünge mache. Deswegen hatte ich hoch angefangen gehabt. Vielleicht war es gut, dass ich die 5,70 Meter gerissen habe. Dadurch musste ich auf 5,75 Meter gehen, was mir den zweiten Platz gebracht hat. Ich bin zufrieden. Der dritte Wettkampf in den vier letzten Tagen war der beste. Die nächsten Tage sind erstmal etwas ruhiger, ich nehme normalen Trainingsrhythmus auf und bereite mich auf die weiteren Diamond League-Meetings und die WM vor.
Tobias Scherbarth (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Dritter Stabhochsprung (5,70 m)
Ich bin dieses Jahr schon dreimal 5,60 Meter bei unterschiedlichen Bedingungen gesprungen und habe mich die Woche gut gefühlt. Ich hatte zwei Wochen Wettkampfpause eingelegt, um hier frisch zu sein. Ich wusste, dass ich 5,70 Meter springen kann - schon vor der Saison. Dass es bei den Deutschen Meisterschaften klappt, ist natürlich schön. Das hätten aber auch Carsten und Hendrik [Dilla/Gruber] schaffen können. Jetzt bin ich der glückliche Dritte aus dem Leverkusener Dreigespann. Darüber bin ich sehr froh. Dritter mit WM-Norm ist super. Ich hoffe, dass ich als Ersatzmann für Moskau nominiert werde. Das war bei dem Dreigestirn vorne das Maximum, was ich mir als Ziel gesetzt habe. Meine besten Sprünge heute waren leider ungültig, aber man kann sicherlich besser springen.
Malte Mohr (TV Wattenscheid 01)
Achter Stabhochsprung (5,40 m)
Meine Vorbereitung war nicht super. Letzte Woche hatte ich Rückenprobleme, insgesamt habe ich zwei Wochen fast gar nicht trainiert. Bei der Anreise kam hinzu, dass ich in der Vollsperrung auf der A8 stand. 25 Minuten vor dem Wettkampf kam ich erst an. Sich in dieser Zeit warmzumachen, ist unglaublich schwierig. Das war nicht optimal. Der Anlauf steht noch nicht so, wie ich das gerne hätte. Wenn der Anlauf nicht stimmt, ist alles andere auch nicht in Ordnung. Die Sprünge waren daher grottenschlecht. Nächste Woche springe ich in Madrid. Ich gehe davon aus, dass ich für die WM nominiert werde.
Sosthene Taroum Moguenara (TV Wattenscheid 01)
Siegerin Weitsprung (6,69 m)
Momentan kann ich noch gar nicht begreifen, was gerade passiert ist. Wir arbeiten im Training sehr, sehr intensiv an meinem Anlauf. Dass es im ersten Versuch schon geklappt hat, hat mir ein sicheres Gefühl gegeben. Es war gut, so in den Wettkampf zu starten. Ich habe mich auf den Wettkampf konzentriert, gar nicht auf die Weiten geguckt. Ich habe nicht überlegt, wer als Favorit hier her gekommen ist. Jetzt habe ich gewonnen: Mein erster Titel draußen. Vier gültige Sprünge, das war gut. So kenne ich das gar nicht von mir. Wir haben öfter Anläufe trainiert, aus 30 Metern, 40 Metern. So lange, bis ich es endlich im Gefühl hatte. Ich hoffe, das kann mir Richtung Moskau helfen. Ich werde noch einmal in Dillingen springen und dann besprechen wir, wie es weiter geht.
Arne Gabius (LAV Stadtwerke Tübingen)
Sieger 5.000 Meter (14:01,76 min)
Ich bin seit Donnerstag ein bisschen krank. Halsschmerzen und Schnupfen. Über Nacht habe ich alles ausgeschwitzt, dann ging es wieder. Wäre heute richtig harte Konkurrenz da gewesen, wäre es sehr schwer für mich geworden. Aber ich bin zufrieden. Am Mittwoch habe ich noch hart trainiert, bis dahin war ich auf dem aufsteigenden Ast. Dieser Titel ist ganz klar eine Motivation für mich. Es war das erste Mal in dieser Saison vor einem Wettkampf nervös. Eine Meile vor Schluss wollte ich weg, das hatte ich mit Bernhard so besprochen. Die ersten 400 Meter von meinem Solo waren ein Tick zu schnell in 60 Sekunden, die letzte Runde sollte unter 60 Sekunden sein. Das hat leider nicht geklappt. Ich habe auf der Leinwand gesehen, dass ich weg von den zwei anderen bin. Das war wichtig. Am Samstag geht es nach Heusden. Dort werden wir gute Tempomacher haben und ich kann die WM-Norm angreifen. Das wird sehr gut. Ich bin dort schon zweimal Bestzeit gelaufen.
Inna Weit (LC Paderborn)
Siegerin 200 Meter (23,16 sec)
Bei so einer Kulisse zu laufen, macht super Spaß. Dann will man zeigen, was man kann. Das Wochenende hat gezeigt, dass ich eine gute Form habe. Ich hatte leider nicht einen Lauf mit Rückenwind. Mir war im Vorfeld wichtig: Wenn ich gewinne, möchte ich mit deutscher Jahresbestleistung gewinnen, auf einer Bahn, die nicht Mannheim ist. Die Zeit weist darauf hin, dass ich Potential für die Norm habe. Wenn nur dieser Wind nicht wäre. So ist das aber. Meinen Job habe ich auf 20 Stunden reduziert. Dann mache ich viel für meine Haltung, mit einem Power-Board, damit ich stabil bin. Früher bin ich mit der Hüfte oft weggeknickt. In Moskau bin ich unser Fremdenführer, ich kann ja russisch. Lesen muss ich noch lernen, ich habe meiner Mutter versprochen, dass ich das Alphabet lerne.
Julian Reus (TV Wattenscheid 01)
Sieger 200 Meter (20,36 sec)
Das Triple wäre das Sahnehäubchen gewesen. Aber man muss sagen: Wenn wir durchgekommen wären, wäre es schwer geworden, Leipzig zu schlagen. Sie waren heute eine Klasse besser. Sie sind eine tolle Zeit gelaufen. Aber mit zwei Einzeltiteln bin ich sehr zufrieden. Der Vorlauf über 200 Meter war sehr locker. Aber man weiß nie, wie man die vielen Läufe verkraftet. Im Endlauf Bestzeit ist bombastisch. Der Akku hat gehalten. Bei Meisterschaften geht das irgendwie, man hangelt sich von Lauf zu Lauf. Man muss das gut dosieren, das haben wir gemacht. Es ist dennoch ein harter Kampf. In London laufen wir Ende Juli die Staffel. Daher machen wir demnächst Staffelmaßnahmen. Ich werde bisschen trainieren, um ein, zwei Hundertstel draufzupacken. Das hat vergangenes Jahr nach Helsinki auch gut geklappt. Das Staffeltraining ist das beste Schnelligkeitstraining, was es für uns gibt.
Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Siegerin Speerwurf (63,70 m)
Im ersten Versuche habe ich etwas gezeigt. Der war aber leider ungültig. Beunruhigt hat mich das nicht, weil ich mich gut eingeworfen habe. Ich habe aber eigentlich nicht gedacht, dass der 63er zum Titel reicht, obwohl ich wusste, dass Christina gestern geworfen hat und das nicht so einfach wird. Ich habe mit ihrem Konter gerechnet. Hatte mir aber schon vorgenommen, weiter zu werfen. Das kann ich jetzt bei der WM nachholen. Mein Kopf ist einfach frei. Ich habe soviele andere Sachen im Kopf. Vor dem Wochenende war ich aber schon nervös. Das hat sich auch im Wettkampf gezeigt. Die Technik war katastrophal. Ich war vorne zu langsam, dadurch, dass ich zu schnell angerannt bin, habe meinen Arm fallen lassen. Das was ich immer mache, wenn es nicht so läuft. Das muss ich in den Griff kriegen. Ich bin aber froh, dass ich meinen ersten Deutschen Meistertitel habe. Der hat mir noch gefehlt. Jetzt brauche ich noch eine WM-Medaille, dann habe ich von allem etwas. Druck habe ich heute schon gespürt, weil von einem Duell gesprochen wurde. Bei der WM wird das ähnlich sein. Vorher habe ich noch drei Wettkämpfe, da kann ich nochmal üben.
Christina Obergföll (LG Offenburg) Zweite Speerwurf (61,73 m)
Ich bin enttäuscht. Ich wollte den Deutschen Meistertitel haben. Ich habe mich heute aber gar nicht prall gefühlt. Das ging schon beim Aufwärmen los. Ich habe mich nicht gut gefühlt, vom Kreislauf und Magen her. So, als hätte ich heute Mittag etwas gegessen. Natürlich war ich von gestern auch noch etwas platt. Ich bin enttäuscht, weiß aber wenigstens, wo die Ursachen sind. Wir trainieren jetzt nochmal. Die Wettkämpfe waren alle gut und wenn man mal einen Wettkampf hat, der nicht so gut ist, wirft man nicht alles weg. Heute ging gar nichts. Ich konnte nicht das ansteuern, was ich machen wollte. Nach jedem Abwurf habe ich Sternchen gesehen. Aus dieser Situation habe ich schwer rausgefunden. Es hat alles Vor- und Nachteile. Sicherlich wäre ich gerne Deutsche Meisterin geworden. Das kann man nicht schön reden. Andererseits kommt auch wieder ein wenig aus der Schussline.
Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Dritte Speerwurf (60,68 m)
Wenn die anderen beiden weiter geworfen hätten, wäre es halb so schlimm gewesen. Mich ärgert, dass ich nicht das abrufen konnte, was ich denke, dass ich draufhabe. Ich hatte draußen beim Einwerfen ein richtig gutes Gefühl, die beiden Einwerfer hier drin waren schon nicht mehr so. Ich weiß nicht genau, woran es lag. Es war ein bisschen Nervosität, ich habe ein bisschen zu früh gezogen am Speer. Es war leider nicht so, wie ich es mir erhofft habe. Eigentlich ist es bei mir nicht so, dass ich beim Einwerfen so weit werfe. Von daher habe ich erwartet, dass ich das Gefühl mit rübernehmen kann. Deshalb bin ich sehr enttäuscht, dass es nicht geklappt hat. Ich hoffe, beim nächstes Mal geht es besser. Ich habe eine Bestleistung von 64,67. Ich denke, dass ich 65 drauf habe.
Carsten Schlangen (LG Nord Berlin)
Sieger 1.500 Meter (3:43,38 min)
Das Rennen war schwierig heute. Ich wusste, dass mit Florian Orth und Sebastian Keiner zwei Leute richtig gut sind. Im Rennen lief es erst ein bisschen zäh, dann wurde es besser. Wir waren nicht schnell. Dann habe ich einfach probiert, die letzten 300 Meter so hart wie möglich zu gehen. Ich habe voll angezogen und versucht zu realisieren, was ich im Training geübt habe. Ich hatte die Leichtigkeit, dieses Gefühl hatte ich lange nicht mehr. Schön, dass es geklappt hat. Jetzt muss mein Körper erstmal ein bisschen runterkommen. Ich hatte diese Woche einen leichten Infekt, außerdem haben sich bei den vielen Rennen kleine Wehwehchen angehäuft. Diese müssen auskuriert werden, ich gehe jetzt eine Woche aus dem Training raus. Ich bereue aber nicht, dass ich die vielen Rennen gemacht habe. Sie waren in einem vernünftigen Abstand und ich hatte die Form und die Fitness. Daher musste ich dies ausnutzen. Nichts bringt dich weiter als Rennen. Das hat mich heute so sicher gemacht. Jetzt geht es mit den Norddeutschen Meisterschaften weiter. Einen Angriff auf die WM-Norm wird es nicht mehr geben. Ich denke, dass ich nominiert werde. Es wäre blödsinnig, mich jetzt kaputtzumachen und in Moskau hinterherzulaufen.
Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg)
Siegerin 1.500 Meter (4:12,12 min)
Sonntagabend bis Montagafrüh ist mein Fuß immer dicker geworden und blauer. Ein herzliches Dankeschön nochmal an Arne Gabius und Carsten Schlangen, die mich vor Ort neben dem medizinischen Team vom Veranstalter betreut haben. Der Fuß tut noch weh. Morgens stehe ich wie eine alte Oma aus dem Bett auf, aber wenn er sich bewegt, geht er sich ein. Dann sind die Schmerzen erträglich. Im Laufen tut es kaum weh, nur im Gehen. Ich habe mich am Mittwoch auf die Bahn gestellt und konnte mein erstes Training wieder durchziehen. Ich hatte dieses Jahr schon ein paar Ausfälle. Deshalb hätte es nicht sein müssen. Aber es passiert, so sind die Rennen. Drüberstehen und weitermachen. Ich wusste, dass die Sujew-Twins hier auch etwas drauf haben. Ich hatte gestern schon das Gefühl, sie wollen mich antesten, nach dem Motto: Mal gucken, was sie gerade drauf hat und ob der Fuß hält. Da habe ich drübergestanden und gewusst, dass ich ein Pfund drauf habe. Ich habe mich am Mittwoch auf die Bahn gestellt und es war nach zwei Tagen gar nichts tun ein richtig gutes Training. Da habe ich gewusst und habe gewusst: Ich gehe hier her und mit dem Frust läuft es sich nochmal etwas besser. Den konnte ich in Motivation umsetzen. Von den Trainingsergebnissen ist mehr drin, Richtung Bestzeit, trotz der Ausfälle. Ein bisschen Pause ist eben auch mal gut. Ich hoffe, dass das entsprechende Rennen noch kommt und ich mit nach Moskau darf.
Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt/Gambach/Lohr)
Siegerin 800 Meter (2:04,00 min)
Ich habe gehofft, dass ich den Titel bekomme. Ich hatte gedacht, dass ich es kann. Die letzten Wochen liefen aber nicht so gut. Das hat am Selbstbewusstsein gekratzt. Umso glücklicher bin ich, dass es doch funktioniert hat. Im Herbst habe ich gesagt, dass ich meine Prioritäten ein wenig verschiebe, von 400 Meter Hürden auf 800 Meter. Ich will das in Zukunft auch eher auf dieser Schiene verfolgen. Aber, das ist von vielen dahingehend falsch aufgenommen worden, dass ich nie wieder 400 Meter Hürden laufen möchte. Das ist Quatsch. Ich mag diese Disziplin viel zu sehr. Mein Herz schlägt für beide Disziplinen. In den letzten Jahren gab es viele Probleme. Im Winter 2010 hatte ich starke Knieprobleme, musste operiert werden. 2011 bin ich im Frühjahr nochmal richtig stark über eine Hürde gefallen. Das hat mich zurückgeworfen. Damit war das Jahr auch für die Katz. 2012 habe ich immer noch nicht richtig reingefunden. Es war nicht Fisch, nicht Fleisch. Auch im letzten Winter hatte ich immer mal wieder ein Wehwehchen, nichts gravierendes. Jetzt versuche ich wieder nach vorne zu kommen. Ich wünsche, dass ich wieder mindestens dahin komme, wo ich mal war. Ich habe mir auch vorgenommen, dass es nächstes Jahr wieder richtig gut laufen soll. Ich habe viele Veränderungen geplant. Ich werde im Herbst nach München umziehen, den Trainer wechseln und zum ersten Mal mit meinem Freund zusammenziehen. Ich werde ein neues Studium beginnen, eine neue Trainingsgruppe haben und eine neue Stadt haben, in der ich wohne. Das soll sich am Ende positiv auswirken.
Matthias Haverney (Dresdner SC 1898)
Sieger Hochsprung (2,22 m)
Die Vorbereitung war wirklich schwierig dieses Jahr. Deswegen springe ich aus verkürztem Anlauf. Meine Achillessehne hat vom letzten Jahr scheinbar doch mehr abbekommen, als wir dachten. Wir dachten die ganze Zeit, ich habe eine feste Wade, aber es war wohl eine Narbe in der Sehne. Das hat keine Technik-Einheiten zugelassen. Vor meinem ersten Wettkampf bin ich vielleicht zweimal aus langem Anlauf gesprungen. Da mussten wir schnell einsehen: Das können wir technisch nicht mehr aufholen. Ziel war heute, den Freiluft-Titel zu holen, mein erster. Das habe ich geschafft. Es war spannend. Ich habe damit gerechnet, dass ich die 25 springen muss, um zu gewinnen. Das war es auch, was ich kurz vorher im Training geschafft habe. Das 22 gereicht haben, freut mich auch. Ich hätte gerne noch ein Duell gehabt, bin aber im Nachhinein ganz froh, weil ich mich beim ersten 25er ein wenig verletzt habe. Ich habe mir eine Fersenprellung geholt. Deshalb hätte ich es wahrscheinlich nicht mehr gepackt. Ich muss schauen, was die Ferse die nächsten zwei Tage macht und dann schauen wir, wie es weitergeht.
David Gollnow (LG Stadtwerke München)
Sieger 400 Meter (46,07 sec) Ich habe es geschafft, über die Hürden einmal Deutscher Meister zu werden und einmal ohne. Das fühlt sich richtig gut an. Ohne Hürden zu laufen, ist etwas komplett anderes. Man muss sich nicht auf die Hürden konzentrieren, aber man hat auch keine Orientierung. Dadurch, dass ich der Jahresschnellste war, bin ich ein wenig der Favorit gewesen. Aber Thomas Schneider und die anderen sind auch richtig starke Zeiten gelaufen, so gut wie recht lange nicht mehr. Mit ihnen war zu rechnen. Es war ein Meisterschaftsrennen. Da sind alle hochmotiviert. Ich hätte nicht gedacht, dass es am Ende so klar wird. Die ersten 100 Meter waren gut, dann habe ich ein bisschen zu sehr den Leerlauf treten lassen und hätte ein bisschen mehr machen müssen. Es ist allerdings auch windig und ich wollte mich vorne nicht auffressen. Nächste Woche sind Landesmeisterschaften. Da möchte ich am Samstag 100 Meter und am Sonntag 400 Meter Hürden laufen. Im Team haben wir gezeigt, dass wir stark sind. Ich denke Richtung WM kann für die Staffel etwas gehen.
Esther Cremer (TV Wattenscheid 01)
Siegerin 400 Meter (51,93 sec)
Ich hatte gehofft, dass es schneller geht als gestern. Aber ich habe den Lauf in den Beinen gemerkt. Es war hinten raus nicht so flockig wie gestern. Schade. Ich bin nicht traurig. Gestern habe ich endlich mal alles richtig gemacht. Bisher bin ich immer zu schnell angebrettert und habe es nicht hinbekommen, vorne etwas Kräfte zu sparen. Dann hat hinten immer was gefehlt. Jedes Mal. Jetzt habe ich alles richtig gemacht, in beiden Läufen. Im Training hatte sich abgezeichnet, dass ich deutlich unter 52 Sekunden laufen kann. Im Wettkampf konnte ich es bislang noch nicht umsetzen. Das war frustrierend. Ich wusste irgendwann nicht mehr, was ich machen soll. Gestern war ich nur erleichtert aufgrund der neuen Bestzeit. Ich habe voll durchgezogen, es war ja eine Chance auf die Norm. Enttäuscht war ich wegen der verpassten Norm nicht. Ich habe noch paar Chancen. Wo genau ich laufen werde, planen wir noch. Mit der Staffel wird es bei der WM wohl nichts werden. Aber der DLV entscheidet.
Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus)
Siegerin 3.000 Meter Hindernis (9:46,86 min)
Eine großartige Marschroute gab es nicht. Ich habe versucht, den zweiten Kilometer etwas schneller zu machen, damit ich aus diesem leichten Trott erst einmal rauskomme. Zwei Sekunden schneller war der zweite Kilometer. Ich bin zufrieden, dass es schneller wurde. Ich habe geschaut, wie Maya [Rehberg] mitgehen kann. Wie weit das geht und sie Richtung Bestzeit laufen kann, war nicht klar. Es wäre schön gewesen und es ist ein Ansporn Druck zu machen. Auf der anderen Seite ist es auch schön, wenn sich jemand reinhängen kann. Der Sieg war nicht selbstverständlich. Jedes Rennen muss einzeln gesehen werden. Ich bin auf dem richtigen Weg. Morgen geht es ins Trainingslager nach St. Moritz. Dort werde ich den Feinschliff machen, dann sehen wir, was bei der WM geht. Klar wäre es schön, wenn es Richtung deutschen Rekord gehen würde. Erst einmal muss ich aber schauen, wie ich weiter meine Form entwickele und wie schnell es dann gehen kann.
Robert Harting (SCC Berlin)
Sieger Diskuswurf (67,95 m)
Deutscher Meister zu werden ist wichtig, es ist ein sehr repräsentativer Titel auch für die internatinonale Konkurrenz. Wenn du Deutscher Meister bist, dann wissen das die internationalen Gegner einzuschätzen. Natürlich ist es schön, immer zu gewinnen. Aber ich hätte zu Hause keine Rechnung besser bezahlen können, wenn ich den Weltrekord im Ungeschlagen-Sein geschafft hätte. Deswegen ist das hinfällig. Ich habe Anstoß bekommen, von außen. Das ist wichtig, damit man sich immer wieder hinterfragt. Heute habe ich viel auf die Technik geachtet, die ich mir in der letzten Woche in Kienbaum antrainiert habe. Ich werde das noch weiter perfektionieren, damit ich noch ein paar Meter rausholen kann zum Finale in Moskau. Ich habe 2009 hier mit Stadionrekord gewonnen, jetzt wieder mit Stadionrekord. Das sollte ein gutes Omen sein. Jetzt gilt es, zu trainieren. Dann gibt es vor der WM noch eine Formüberprüfung, mehr nicht.
Martin Wierig (SC Magdeburg)
Zweiter Diskuswurf (66,10 m)
Es war nicht ganz so leicht heute. Die wechselnden Winde sind nicht leicht zu werfen. Ich habe einfach den Diskus zu flach angesetzt. Dann hat man nur schwer eine Chance. Bei Rückenwind muss man höher werfen. Das hat Robert [Harting] super gemacht. Er hat bestimmt zwei, drei Meter höher geworfen, dann fliegt das Ding auch weiter. Der fünfte Versuch war besser, aber anscheinend war er ungültig. Ich habe Protest eingelegt. Dieser Versuch war 66,10 Meter. Das ist die Weite, die ich mir vorstelle und wünsche. Es ist keine leichte Situation mit den zwei Hartings - ich jage den einen, und der andere jagt mich. Ich bin aggressiv in den ersten Versuch gegangen und wollte Robert kitzeln, aber mit 63 Metern bringt man ihn nicht in Verlegenheit. Danach habe ich auf mich geguckt und versucht, meine Technik durchzubringen. Zumindest 65 Meter hätte ich mir gewünscht. Bei Meisterschaften zählt die Platzierung, die war nicht schlecht. Anfang der Woche hatte ich ein kleines technisches Tief. Da hatte ich mich gut rausgearbeitet. Die letzten zwei, drei Wurfeinheiten waren wieder sehr vielversprechend. Darauf lässt sich aufbauen, 64 Meter sind nicht so schlecht. Ich fahre nun zwei Wochen nach Kienbaum mit verstärktem Krafttraining, dann kommt London und dann erneut zwei Wochen Feintuning in Kienbaum. Und dann hoffe ich, dass es in Moskau richtig knallt.
Silvio Schirrmeister (LAC Erdgas Chemnitz)
Sieger 400 Meter Hürden (49,24 sec)
Der Titel war heute wichtiger. Ich habe dieses Jahr ein relativ stabiles Niveau. Ich habe mich bei 49 tief eingeschossen. Aber es ist mein erster Deutscher Meistertitel. 2010 war ich Favorit und wurde von Georg Fleischhauer um eine Hundertstel geschlagen. 2011 und 2012 konnte ich aus gesundheitlichen Gründen nicht an den Start gehen. Nach zwei verflixten Jahren war ich endlich wieder dabei. Und das mit Titel, das ist eine sensationelle Sache. Ich war zwar Favorit, aber man darf sich nicht zu sicher sein. Derjenige, der sich zu sicher ist, hat schon den ersten Fehler gegangen. Ich habe keinen Gegner unterschätzt. Mit 1,5 Sekunden Vorsprung in der Meldeliste kann man aber nicht tief stapeln. Ich habe dennoch versucht, mit der nötigen Ruhe ranzugehen. Heute waren die ersten acht Hürden sehr gut. Auf den letzten 100 Metern fehlt mir ein bisschen die Routine, dass ich einen schnelleren Rhythmus laufe. Ich hätte ohne Probleme 14 statt 15 Schritte machen können, dann wäre ich ein bis zwei Zehntel schneller gewesen. Für die Probleme habe ich noch Zeit bis zur WM. Mit dieser Zeit ist das Halbfinale drin.
Claudia Wehrsen (LT DSHS Köln)
Siegerin 400 Meter Hürden (57,78 sec)
Ich freue mich riesig über den Titel. Deutsche Meisterin zu werden, ist mein Ziel gewesen, seitdem ich Sport mache. Ich wollte immer da oben stehen. In diesem Jahr ist es aber extrem traurig, dass so viele nicht dabei sind. Ich hätte mich total gerne mit Christiane [Klopsch] duelliert und zu einer schnellen Zeit gezogen. Es war Saisonbestzeit, was okay ist. Aber hinten raus wäre noch eine Menge möglich gewesen, wenn da noch jemand gewesen wäre. Aber gut, heute war ein Meisterschaftsrennen und ich bin happy, nach keinem so guten Winter. Seit drei Jahren bin ich nur noch zur Hälfte Athlet, die andere Hälfte ist Trainer. Meine Athleten sind diejenigen, die mich immer noch dabei halten. Zum einen ist mein Ziel, mithalten zu können, das ein oder andere Mal vielleicht auch davor zu sein. Andererseits möchte ich Motivation mitgeben. Es macht Spaß. Ich habe eine tolle Gruppe. Meine Jungs und Mädels in Köln sind ein großer Faktor, warum ich noch dabei bin.
David Storl (LAC Erdgas Chemnitz)
Sieger Kugelstoßen (21,04 m)
Heute ist bei mir viel Druck abgefallen. Mit 21 Meter aus dem Wettkampf zu gehen, war sehr wichtig. Das war ein Schritt in die richtige Richtung. Ein bisschen habe ich den Brustmuskel noch gemerkt. Muss man drüber hinweg sehen. Jetzt gehe ich zum Physio, wie in den vergangenen Tagen sehr oft. Ich habe in den vergangenen Wochen viel an der Technik gearbeitet. Ich hoffe, dass das in den nächsten Wochen Früchte trägt. Ich hoffe, dass das noch nicht das Ende der Ära Ralf Bartels war. Ich kenne seine Leistung aus dem Training, da geht es deutlich weiter. Vielleicht kriegt er es nochmal im Wettkampf hin. In Moskau würde etwas fehlen, wenn Ralf nicht dabei wäre. Es ist immer schön, in einer Disziplin noch jemand dabeizuhaben. Man kann sich austauschen, zwischen und nach dem Wettkampf. Morgen geht es nach Biberach. Und dann macht mich mein Trainer wieder punktgenau für die WM fit.
Ralf Bartels (SC Neubrandenburg)
Dritter Kugelstoßen (19,84 m)
Ich bin überhaupt nicht zufrieden. Es geht nicht darum, dass ich "nur" Dritter geworden bin. Es geht darum, dass ich rund einen halben Meter unter meiner Trainingsleistung aus der vergangenen Woche stoße. Wenn man das zu einem wichtigen Wettkampf nicht abrufen kann, darf man unzufrieden sein. Ich weiß nicht genau, woran es liegt. Vielleicht will ich es zu perfekt machen, weil es die letzte Saison ist. Bestimmte Sachen mache ich nicht mehr so wie im Training. Das Problem ist, dass ich daran nicht arbeiten kann - weil im Training läuft es ja. Da kann ich viele Stöße auf hohem Niveau machen. Im Wettkampf schaffe ich dieses Niveau aktuell nicht. Ich bin einfach nicht in den Wettkampf reingekommen. Den 20-Meter-Stoß im dritten Versuch konnte ich nicht halten, diese Konstanz habe ich dieses Jahr nicht. Da falle ich nach rechts um. Ich mache mir keinen Druck wegen der WM-Norm. Wenn ich so weiterstoße, schaffe ich die A-Norm definitiv nicht. Mit der B-Norm kann man mitgenommen werden, aber mit der Leistung heute sollte ich nicht dahinfahren. Ich sollte 20,30, 20,40 Meter anbieten, um kein WM-Tourist zu sein. Mit dem Leistungspotenzial habe ich Moskau nicht verdient. Morgen geht es nach Biberach. Danach rede ich mit dem Bundestrainer, ob ein WM-Start Sinn macht. Dass es heute die letzten Deutschen Meisterschaften für mich waren, schiebe ich im Wettkampf weg. Nächstes Jahr als Zuschauer realisiere ich das erst.
Jenny Elbe (Dresdner SC 1898)
Siegerin Dreisprung (13,58 m)
Ich bin in guter Form und habe gedacht: Heute kann es klappen. Der Wind hat mir dann einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das ist sehr ärgerlich. Der Wind war hinten am Anlauf, vorne am Brett und an der Grube immer unterschiedlich - von links, von rechts, von der Seite. Das war sehr schwer einzuschätzen. Entweder man hat dadurch viel verschenkt oder ist übergetreten. Man ist gegen eine Windwand gelaufen. Das hat völlig die Geschwindigkeit genommen. Wenn der Wind nicht gewesen wäre, wären die Bedingungen top gewesen und man hätte es besser nutzen können. Ich hatte alles auf diese Meisterschaften ausgerichtet. Jetzt schaue ich, was es noch für Wettkämpfe gibt. Ich bin in einer guten Form und das möchte ich nochmal zeigen. Ich möchte noch einmal über 14 Meter springen. Das hat mich heute nicht zufriedengestellt.
Markus Esser (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Sieger Hammerwurf (76,41 m)
Ich bin absolut enttäuscht. Dass ich hier gewinne, ist die eine Sache. Meisterschaften muss man gewinnen, man muss nicht weit werfen. Aber wenn die Situation so wie dieses Jahr ist, dass ich der Norm hinterherwerfe, geht es mir auch um die Weite, nicht nur um den Sieg. Aber es hat wieder nicht geklappt. Ich bin ein bisschen ratlos, warum es nicht geklappt hat. Jetzt habe ich gewonnen, siebter Titel. Das freut mich für den Verein. Ich bin immer noch zuversichtlich, die Norm zu schaffen. Das war ich auch heute. Denn ich hatte die vergangenen zehn Tage gut und hart trainiert, nachdem ich diesen einen Aussetzer in Ostrava hatte. Ich war mir sicher, dass ich weiter als 76,5 Meter werfe. Ich habe gerade nochmal den Einwerfer angeschaut, der war zwischen 77,5 und 78 Metern. Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung gewesen. So wird es weiter eine Jagd nach der hohen Norm. Erst fünf Leute haben die internationale Norm geworfen, sie ist so hoch wie seit rund zehn Jahren nicht mehr. Da kann man sich auch seine Gedanken drüber machen. Mein nächster Start ist nächste Woche in Ungarn.