Stimmen vom zweiten Tag der Team-EM
Das deutsche Team gewann am Sonntag die Premiere der Mannschafts-EM in Leiria (Portugal). leichtathletik.de hat sich für Sie bei den Athleten und Verantwortlichen umgehört. Wie bewerten sie ihre Leistungen und die Regelneuerungen?
Rüdiger Harksen (DLV-Cheftrainer Track)Das Entscheidende war, dass ein Team am Start war. Für die WM sind wir auf einem guten Weg. Der erste Tag war eine Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen. Heute gab es keine Einbrüche. Ich möchte eigentlich niemanden aus der Mannschaft hervorheben, denn es war eine geschlossene Mannschaftsleistung. Aus Individualisten ist ein Team geworden. Das hat man schon bei der Hallen-EM in Turin gesehen und das hat sich in Leiria fortgesetzt. Zusammen mit Herbert Czingon bin ich stolz, dass wir dieses Team als Cheftrainer führen dürfen.
Herbert Czingon
(DLV-Cheftrainer Field)
Zunächst einmal freue ich mich, dass wir bei der Premiere der Team-EM gewonnen haben. Ariane Friedrich hat innerhalb einer Woche ihren zweiten tollen Wettkampf gezeigt. Richtung Berlin, denke ich, werden wir bei der WM eine große Mannschaft haben, die alles geben wird, um erfolgreich abzuschneiden. Die Nummer eins in Europa zu sein, ist ein Wert an sich, aber wir haben deswegen noch keine Medaille bei der WM gewonnen.
Prof. Dr. Eike Emrich (Vizepräsident Leistungssport nach dem Sieg bei der Team-EM) Siege brauchen keine Erklärungen, nur Niederlagen.
Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt; 2. Platz Hammerwerfen; 74,97 m)
Ich hätte heute gern gewonnen, deshalb ärgere ich mich über meinen zweiten Platz. Über das neue Wettkampfformat mache ich mir keine Gedanken, denn ich kann es ohnehin nicht beeinflussen. Ich habe mich heute wieder ein Stück nach vorne gearbeitet. Ziel ist es, an meine Bestleistung heranzukommen und in Berlin bei der WM meinen Titel zu verteidigen.Matthias Bühler (LG Offenburg; 3. Platz 110 Meter Hürden, 13,57 sec) Ich bin zufrieden. Der Start war gut. Wenn ich an den letzten beiden Hürden nicht gepatzt hätte, wäre die Zeit noch besser gewesen. Vor dem Rennen war ich nicht nervös. Es war für mich eine Ehre, für Deutschland zu starten. Das war schon immer ein Traum von mir. Das waren zehn Punkte für unser Team. Insgesamt muss ich noch konstanter werden.Robert Harting (SCC Berlin; 2.Platz Diskuswurf; 65,40 m)
Vier Versuche sind ein bisschen schwerer. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so kurz werfe. Bei sechs Versuchen wären mir vielleicht noch 67 Meter gelungen. Das hätte dann für Platz eins gereicht.Arne Gabius (LAV asics Tübingen; 5. Platz 3.000 Meter; 8:09,00 min) Ich bin total platt. In diesem Rennen wurde mehr geschubst als bei einem City-Marathon. Die Zwischen-Sprints haben mehr Kraft als erwartet gekostet. Die neuen Regeln finde ich nicht gut, da der Lauf total unrhythmisch wird. Ich glaube auch nicht, dass es für die Zuschauer interessanter ist. Nächste Woche möchte ich in Malaga die Norm für die WM angreifen.Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt; 1. Platz Hochsprung; 2,02 m) Ich habe alles gegeben. Nach dem zweiten Versuch über 2,07 Meter war die Luft raus. Ich war etwas angeschlagen und mein Ziel war, über zwei Meter zu springen und zu gewinnen. Das hat geklappt und ich bin nach wie vor ungeschlagen und habe für die Mannschaft zwölf Punkte geholt.Günter Eisinger (Trainer Ariane Friedrich) Ich fand es einen tollen Wettkampf. Man hat heute gesehen, dass es nicht nur einen Zweikampf zwischen Blanka und Ariane gibt. In Berlin bei der WM wird es darauf ankommen, wer hat den stärksten Kopf und die besten Nerven. Die 2,07 Meter waren für den Kopf unheimlich wichtig, denn man verliert so die Angst vor der Höhe. Unsere nächsten Stationen sind das Hochsprung-Meeting in Bühl, die DM in Ulm und die Universiade.
Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon; 3. Platz 5.000 Meter, 15:37,67 min)
Das war brutal. Ich mache ja oft Tempowechseltraining, aber das war echt der Hammer. Noch dazu bei den heißen Temperaturen. Ich war leicht erkältet und wollte eigentlich am Mittwoch absagen. Mehr ging heute nicht.
Mark Frank (1. LAV Rostock; Sieger Speerwurf; 78,63 m)
Die letzten beiden Versuche haben sich wie Kaugummi gezogen, aber ich habe zwölf Punkte geholt und mehr kann man nicht holen. Mein Anspruch ist natürlich mit einer guten Leistung gekoppelt. Das war heute nicht der Fall. Ich hatte heute etwas Probleme mit meiner Fußverletzung, was aber nicht als Entschuldigung gelten soll. Heute waren es vier bis fünf Athleten, die unter ihrem Niveau geworfen haben.