Stimmen von den Deutschen Meisterschaften
In Bochum-Wattenscheid finden an diesem Wochenende (2./3. Juli) die 105. Deutschen Meisterschaften statt. Wieder gab es spannende Kämpfe um die Titel. leichtathletik.de hat sich vor Ort bei den Siegern und Stars für Sie umgehört, was sie zu ihren Leistungen sagen.
Markus Esser war zutiefst enttäuscht. (Foto: Kiefner)
Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg)Sieger 200 m, 20,20 sec; Deutscher Rekord
"Der Druck war wahnsinnig groß, deshalb bin ich froh, dass ich jetzt endlich den deutschen Rekord gelaufen bin. Das Publikum war phantastisch. Ich hätte die Zeit auch schon im Vorlauf laufen können, wenn ich durchgezogen hätte. Im Finale war dann hinten raus kein Athlet mehr, der mich zu einer schnellern Zeit hätte ziehen können, was keine Kritik an der Konkurrenz sein soll. Aber dadurch weiß ich, dass die Zeit noch ausbaufähig ist."
Micky Corucle
(Trainer von Tobias Unger)
"Ich kann mich nur freuen. Es war ein Rekord mit Ankündigung. Man hat es im Training gesehen, da ist er letzte Woche nur Bestzeiten gerannt. Heute hat alles gestimmt, Wind und Wetter. Ab 150 Meter ist er nicht mehr locker gelaufen, wollte zu sehr mit der Brechstange ran. Es geht sicher noch etwas schneller. Ich rechne damit in Helsinki. Ich bin überwältigt. Und was mich besonders freut: es war nicht nur ein zwanzig Jahre alter Rekord, sondern auch ein DDR-Rekord. Das ist noch mehr wert als ein westdeutscher. Der Rekord kommt nicht von ungefähr, sondern ist in langen Schritten aufgebaut worden durch Grundschnelligkeitssteigerung und Kraft."
Karsten Kobs (BV Teutonia Lanstrop)
Sieger Hammerwurf, 78,13 m
"Die Freude ist unbeschreiblich groß. Nachdem ich am Anfang überhaupt nicht in den Wettkampf kam, dachte ich, ich würde den Endkampf gar nicht erreichen und da die Anlage auch nicht sonderlich gut ist, bin ich jetzt total froh. Das Publikum ist auch fantastisch hier und hat uns hervorragend unterstützt. Heute Abend trink ich mir erst mal richtig einen."
Holger Klose (SV schlau.com Saar)
Zweiter Hammerwurf, 77,38 m
"Es war ein gutes Resultat, aber leider hat es nicht ganz gereicht. Ich war so nah dran und bin noch nie Deutscher Meister geworden. Ich habe mich von Wurf zu Wurf gesteigert. Wenn man mich jetzt zur WM mitnimmt, werde ich dort nicht enttäuschen. Meine Leistung ist noch ausbaufähig."
Markus Esser (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Dritter Hammerwurf, 76,66 m
"Ich kann meine Enttäuschung gar nicht in Worte fassen. Das ist der erste richtige Tiefschlag in dieser Saison. Es gibt anscheinend Wettkämpfe, die kann ich nicht gewinnen. Ich bin als bester Deutscher hierhin gefahren und werde nur Dritter, dass ist total enttäuschend. Im Training lief es die letzten Tage auch nicht sonderlich, aber bis zur WM bekomme ich das schon wieder hin. Ich glaube an mich."
Eike Onnen (LG Hannover)
Sieger Hochsprung, 2,26 m
"Mit dem Titel habe ich eigentlich nicht gerechnet. Roman Fricke war mit seinen Vorleistungen doch zu weit weg. Ich wusste, dass ich es kann, aber konnte es bisher einfach noch nicht umsetzen. Heute ist endlich der Knoten geplatzt. Der Gegenwind hat mich nicht gestört. Dass es mit der Norm nicht geklappt hat ist eigentlich nicht so schlimm, es wäre eine schöne Zugabe gewesen. Aber die Freude über den Titel und die neue Bestleistung überwiegen."
Roman Fricke (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Zweiter Hochsprung, 2,23 m
"Der Titelgewinn stand bei mir heute im Vordergrund, aber den musste ich jetzt leider abgeben. Aber es hat der richtige gewonnen, ich gönne es Eike. Die Bahn hier ist sehr langsam, der Anlauf wird etwas knapp und geht auch noch bergauf. Das Hauptproblem war aber, dass ich vom Kopf her einfach müde war, ich hatte so viele andere Dinge außer dem Sport im Kopf. In Bühl bin ich die 2,30 Meter gesprungen und bin froh, dass die Höhen generell jetzt wieder klappen. Der DLV kann mich mitnehmen nach Helsinki oder auch nicht, da muss ich jetzt abwarten. Ich mache jetzt erst einmal eine kleine Pause, werde nächste Woche meine Hochzeit nachfeiern und mich um meine kleine Tochter kümmern. Danach ist der Kopf hoffentlich wieder frei und ich kann mich dann wieder voll auf die Wettkämpfe konzentrieren."
Verena Dreier (LG Sieg)
Siegerin 3.000 m Hindernis, 10:06,51 min
"So alleine vorne zu laufen ist auch nicht immer schön, ich hätte schon gerne mehr Konkurrenz. Aber zum Glück war das Publikum so super. Da ich alleine laufen musste ist die Zeit schon ok. Über meinen ersten Deutschen Titel freue ich mich total. Jetzt kommt die U23-EM, da will ich in den Endlauf kommen. Aber die Konkurrenz ist da natürlich stärker."
Franka Dietzsch (SC Neubrandenburg)
Siegerin Diskuswurf, 64,19 m
"Der Wettkampf hat wirklich total genervt. Mit siebzehn Teilnehmerinnen dauert das ganze einfach viel zu lange, da braucht man für drei Versuche eine Stunde. Außerdem ging der Wettkampf im Stadion total unter. Erst im letzten Durchgang hat der Stadionsprecher mal erwähnt, dass wir auch da sind. Wenn das in Zukunft wieder so ist, werde ich nicht mehr zu Deutschen Meisterschaften kommen oder nach einem Versuch wieder gehen. In Helsinki hoffe ich, dass das alles besser läuft. Da heißt es erst einmal, die Quali zu überstehen. Die Tagesform kann da entscheidend sein."
Bianca Kappler (LC asics Rehlingen)
Siegerin Weitsprung, 6,49 m
"Das mit dem gewinnen hatte ich mir schon so vorgestellt, aber nicht, dass es so spannend wird und ich mit einem Zentimeter gewinne. Man reist als Favoritin an und will es besonders gut machen. Dazu kommt der Nervenkitzel, da geht schon mal was daneben. Aber es wurde Zeit, dass ich mal wieder Deutsche Meisterin werde. Ein Titel ist immer etwas besonderes. Dabei war der letzte Sprung so was von anti-ideal. Jetzt kann ich nur abwarten, wie der DLV entscheidet, ob ich nach Helsinki fahre oder nicht. Ich beginne jetzt noch einmal eine sehr intensive Trainingsphase, springe noch bei ein paar Meetings, und hoffe, dass ich in Helsinki, wenn ich hinfahre, wieder topfit bin."
Silke Spiegelburg (TV Lengerich)
Siegerin Stabhochsprung, 4,40 m
"Ich bin davon ausgegangen, dass Carolin das im letzten Versuch packt. Ich bin absolut überglücklich. Ich wollte erst gar nicht starten, weil ich letzte Woche an einer Grippe erkrankt war und überhaupt nicht trainieren konnte. Ich bin jetzt absolut platt."
Nastja Ryjikh (ABC Ludwigshafen)
Zweite Stabhochsprung, 4,35 m
"Ich freue mich riesig über den zweiten Platz. Ich habe nach meiner Verletzung aus der Hallensaison einen Monat Trainingsrückstand gehabt. Ich bin letzte Woche in Spanien 4,16 Meter gesprungen und habe dann entschieden, hier zu springen und wollte nur 4,30 springen."
Carolin Hingst (USC Mainz)
Dritte Stabhochsprung, 4,35 m
"Das ist halb so wild. Ich bin heute im 14er Anlauf gesprungen, sonst mit 16. Klar will man gerne Erste werden. Ab nächste Woche springe ich wieder im 16er, dann klappt es bestimmt wieder."
Claudia Marx (Team Erfurt)
Siegerin 400 m Hürden, 56,14 sec
"Ich habe alles richtig gemacht. Ich haben nach dem Vorlauf von gestern nicht damit gerechnet. Der war sehr demotivierend. Ich habe gestern Abend noch mit meinem Trainer entschieden, dass ich laufe. Er sagte, ich solle mich nach so einem Lauf von gestern noch einmal stellen. Die Zeit ist egal, ich fühle mich immer noch ein bisschen schwach, weil die Angina noch nicht auskuriert ist."
Christian Duma (LG Eintracht Frankfurt)
Sieger 400 m Hürden, 49,69 sec
"Das war ein Meisterschaftsrennen, ich wollte nur den Titel. Heute stand der Wind etwas ungünstiger, aber die Zeit ist voll in Ordnung. Ich bin ja noch jung. Wenn ich in Helsinki laufen darf, will ich unter 49 Sekunden laufen. Gerade bei Großereignissen kann ich immer noch einen draufsetzen, das wissen die Leute."
Monika Gradzki (TV Wattenscheid 01)
Siegerin 800 m, 2:03,51 min
"Ich bin sehr zufrieden. Der Titel war mir wichtiger als die Zeit, den wollte ich nicht riskieren für eine schnelle Zeit. Ich hoffe noch auf die Nominierung für die WM und laufe nächste Woche in Griechenland."
René Herms (LG Asics Pirna)
Sieger 800 m, 1:45,39 min
"Ich wollte schon versuchen, die Norm zu laufen. Dass es auf den Punkt genau gepasst hat, ist super. Das war das dritte Rennen in vier Tagen, aber ich habe in der letzten Zeit eine gute Form aufgebaut und bin glücklich darüber, dass es gereicht hat. Bei der WM möchte ich das Finale schon erreichen, aber jetzt zu sagen, ich möchte eine Medaille holen, ist vermessen. Aber Platz drei bis sechs ist schon realistisch."
Birgit Rockmeier (LG Olympia Dortmund)
Siegerin 200 m, 23,05 sec
"Ich habe mich über Bahn sechs geärgert. Bei Deutschen Meisterschaften habe ich immer Lospech und laufe auf der schlechtesten Bahn. Ich wäre heute unter 23 gelaufen, wenn ich eine bessere Bahn gehabt hätte, aber die Zeit greife ich in den nächsten Rennen an
Jala Gangnus (LG Nordheide)
Zweite 200 m, 23,38 sec
"Ich bin sprachlos. Ich habe damit überhaupt nicht gerechnet. Das Ziel war der Endlauf und jetzt bin ich Zweite geworden, damit ist das Ziel mehr als erfüllt. Als nächstes peile ich jetzt die U20-EM in Kaunas an und da will ich auch ins Finale."
Kathleen Friedrich (SC Potsdam)
Zweite 800 m, 2:03,85 min
"Schade, ich habe mich gestern im Vorlauf super locker gefühlt, aber heute ging es einfach nicht. Aber ich muss dazu sagen, dass ich heute morgen noch einen Migräneanfall hatte. Die 800 Meter waren eine Eingebung meiner Trainerin, noch die WM-Norm zu laufen. Wir werden jetzt mal schauen, wie es weitergeht, ob ich bei den 1.500 Meter bleibe oder auf die 800 Meter wechsele."
Simon Kirch (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken)
Sieger 400 m, 45,95 sec
"Das war ein komisches Rennen heute. Der Druck war wahnsinnig groß. Ich wollte heute unbedingt gewinnen und habe auf den ersten 250 Metern einfach noch zu sehr auf die Konkurrenz geachtet, so dass die Zeit halt ziemlich verbummelt war. Aber die Zeit spielt keine Rolle."
Kamghe Gaba (LG Eintracht Frankfurt)
Zweiter 400 m, 46,29 sec
"Ich wollte unter die ersten vier, aber habe dann ganz schnell gemerkt, dass heute noch etwas geht. Ich freue mich jetzt auf die U23-EM, besonders auf die Staffel."
Claudia Hoffmann (SC Potsdam)
Siegerin 400 m, 52,51 sec
"Ich bin heute absolut an meine Grenzen gegangen. Dieses Zeit ist Saisonbestzeit für mich. Aber es ist schade, dass ich so weit außen laufen musste, denn nach 150 Metern musste ich alleine vorne weg. Am elften geht's jetzt erst einmal für zehn Tage ins Trainingslager nach Kienbaum, um noch einmal für die Staffel in Helsinki zu trainieren."
Steffi Nerius (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Siegerin Speerwurf, 64,54 m
"Ich hatte vorher wegen meinen Rückenproblemen noch mit meinem Trainer diskutiert, ob ich starten soll. Ich wusste, ich habe nur einen Wurf und der hat gereicht. In meinem Rücken hat sich ein Band entzündet. Ich habe mich schmerzfrei spritzen lassen, aber es war wohl die falsche Stelle. Ich muss jetzt mal sehen, wie es weiter geht."
Antje Möldner (SC Potsdam)
Siegerin 1.500 m, 4:12,38 min
"Die Zeit ist in Ordnung für so ein Rennen. Bei 1.000 Meter war es ein bisschen zu langsam. Als nächstes laufe ich in Cuxhaven die 800 Meter, dann konzentriere ich mich auf die Junioren-EM. Dort halte ich Platz drei bis sechs für realistisch."
Franek Haschke (LG Nord Berlin)
Sieger 1.500 m, 3:40,39 min
"Auf 1.500 Meter hat man viel Zeit, zu reagieren. Ich konnte heute von hinten laufen. Die Gegner waren sehr stark, so dass ich alles geben musste. Die Zeit ist in meinem Leistungsniveau, damit kann ich leben. Jetzt laufe ich nur noch in Cuxhaven die 800 Meter, dann ist Saisonschluss."
Ralf Bartels (SC Neubrandenburg)
Sieger Kugelstoßen, 20,67 m
"Das Ergebnis ist ok, der Verlauf war bescheiden. So wie ich heute in den Wettkampf gestartet bin, so darf man bei einer Deutschen Meisterschaft nicht auftreten. Ich habe heute einfach zu lange gebraucht, um in den Wettkampf zu kommen. Doch das liegt wahrscheinlich daran, dass wir sechs Wochen vor der WM das Training noch einmal angezogen haben. Dadurch fehlt es mir an Spritzigkeit und der Ring war zudem auch noch ziemlich stumpf. Aber bis zur WM wird das schon wieder."
Bernd Knut
Trainer von Charles Friedek; Sieger Dreisprung 16,89 m
"Auf dieser Anlage sind die Frauen gestern auch schon schlecht gesprungen. Insgesamt waren 20 Teilnehmer am Start, dadurch hat ein Durchgang eine dreiviertel Stunde gedauert. Unter diesen Umständen kann man keine gute Leistung bringen."