Stützpunkt Chemnitz zuversichtlich, Leipzig bangt
Schon zweimal lockte der Hallen-Europacup internationale Spitzenleichtathleten nach Leipzig, im nächsten Jahr steigt die zweite Auflage des Hallenmeetings "L.E-Athletics" in der hochmodernen Arena. Doch was zu solchen Höhepunkten beste Bedingungen für die Leichtathletik suggeriert, kommt im Trainingsalltag der heimischen Sportler ganz anders daher.
Die Arena in Leipzig ist meist belegt
Denn die Arena ist meist belegt, Konzerte und andere Sportveranstaltungen finden hier statt. Der nötige Umbau zurück in eine Leichtathletikhalle hingegen ist zeitaufwändig und teuer. Deswegen gelten alle Hoffnungen dem Bau einer neuen Trainingshalle für Leichtathleten und Judokas auf der Nordanlage des Sportforums. Doch nun macht sich unter Leipzigs Leichtathleten Unsicherheit über die tatsächliche Realisierung dieses Projektes breit, die auch aus der bevorstehenden Strukturreform des DLV resultiert. Nach dem schwachen Abschneiden bei den Olympischen Spielen in Athen plant der Deutsche Sportbund (DSB) eine Umschichtung der finanziellen Mittel und fordert eine Reduzierung der Kader sowie der Bundesstützpunkte.Noch ist nicht bekannt, ob Leipzig seinen Status als Bundesstützpunkt halten können wird. "Die Situation ist völlig offen", so Winfried Nowack, Leiter des Leipziger Olympiastützpunktes. Auch die zukünftige Finanzierung der Leichtathletik-Trainer Lothar Tischendorf und Sören Heß mit Bundes- und Landesmitteln hänge von einer Zusage des DLV bezüglich des Bedarfs hauptamtlicher Trainer in Leipzig ab. Einzig die Stelle von Cheftrainer Idriss Gonschinska gelte als relativ sicher.
Abriss der alten Halle in Leipzig gestoppt
Als Zwischenlösung in der Hallenfrage wurde nun zunächst der Abriss der alten Halle auf der Nordanlage, in der unter anderem die Kugelstoßer René und Peter Sack trainieren, gestoppt. Bis Ende Januar soll es laut Winfried Nowack zu einer politischen Entscheidung zwischen Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee, Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt und Innenminister Otto Schily über ein konkretes Modell für einen Ersatzneubau kommen. Sollten die Leichtathleten dabei außen vor bleiben, müsse "grundsätzlich über die Existenz der Leichtathletik in Leipzig geredet werden."
Diese Zukunftssorgen sind auch im DLV bekannt, doch noch kann das endgültige Strukturkonzept nicht veröffentlicht werden. "Natürlich würden wir gern alle Bundesstützpunkte halten, doch der DLV ist von den Mittelzuweisungen des DSB und des Bundesinnenministeriums abhängig", sagt Mediendirektor Peter Schmitt. Bis jetzt seien von diesen Stellen aber noch keine konkreten Zahlen genannt worden, sodass die Planung nicht abgeschlossen werden könne. Dem DLV sei daran gelegen, das künftige Förderkonzept so bald wie möglich zu publizieren, vor Anfang Dezember sei das aber wohl nicht möglich.
"Stützpunkt Halle hat eine gute Daseinsberechtigung"
In Halle sieht man der Umstrukturierung recht optimistisch entgegen. "Unser Stützpunkt hat eine gute Daseinsberechtigung", glaubt Stützpunktkoordinator Harald Werner. Er rechnet auch damit, dass Maria Ritschel, Gerhard Böttcher und er selbst ab nächstem Jahr weiterhin als DLV-Trainer beschäftigt sein werden. "Beim Nachwuchs ist unsere Kadersituation besonders im Bereich Wurf/Stoß sehr gut, insgesamt befinden wir uns in der Kaderpyramide im guten Mittelfeld", erklärt Werner. Zwar gibt es in Halle gegenwärtig niemanden im absoluten Spitzenbereich, doch mit Athleten wie Vivian Zimmer, Nadine Müller und Norman Müller, allesamt Medaillengewinner bei der diesjährigen Junioren-WM in Grosseto, stehen viel versprechende Talente in den Startlöchern. Auch die Trainingssituation vor Ort mit einer modernen Leichtathletikhalle und dem sehr gut ausgerüsteten Werferzentrum ist nahezu optimal.
Ähnlich wie in Halle sieht die Situation im neben Leipzig momentan zweiten sächsischen Bundesstützpunkt in Chemnitz aus. "Wir haben eine tolle Halle, für die wir sehr dankbar sind", versichert Stützpunktkoordinator Dr. Bernd Schubert. Verbesserungen würde er sich aber hinsichtlich der ärztlichen und physiotherapeutischen Betreuung für seine Athleten wünschen, ebenso fehle ein Entspannungsbad. "Die Rahmenbedingungen passen einfach nicht zum Trainingsaufwand." Beim Thema Standortsicherung hat Schubert hingegen keine Bedenken. "Zu unserem Einzugsgebiet gehört ja nicht nur Chemnitz, sondern beispielsweise auch Thum, wo eine gute Nachwuchsarbeit geleistet wird." Zurzeit seien elf Athleten im A- bis C-Kader. Zugpferd ist natürlich Diskuswerfer Lars Riedel, aber auch die jungen 400-Meter-Läuferinnen Jana Neubert und Anja Pollmächer, haben großes Potenzial. Dennoch macht sich der ehemalige DLV-Cheftrainer keine Illusionen über die Zukunft. "In den nächsten vier Jahren werden wir zu tun haben, dass wieder mehr Bundeskaderathleten und Ergebnisanteile bei internationalen Meisterschaften hinzukommen, damit wir nicht abrutschen."