Stuttgart: Malte Mohr und Carolin Nytra glänzen
Mit einer Flut von Weltjahresleistungen und zahlreichen weiteren Top-Resultaten untermauerte der Sparkassen-Cup in Stuttgart am Samstagabend vor 7.500 begeisterten Zuschauern seinen Ruf als weltbestes Hallen-Meeting. David Oliver (USA) blieb über 60 Meter Hürden nur sieben Hundertstel über dem Weltrekord.
Die Auszeichnungen für die besten Leistungen erhielten mit dem Münchner Stabhochspringer Malte Mohr und Hürdenläuferin Carolin Nytra aus Mannheim zwei deutsche Athleten, die sich sehr gut präsentierten.„Persönliche Bestleistung gesprungen und den Europameister geschlagen, da kann ich wirklich sehr zufrieden sein“, sagte Malte Mohr nach übersprungenen 5,84 Metern. An 5,93 Metern scheiterte er im zweiten Versuch nur ganz knapp.
Medaille im Visier
„Das wäre natürlich das Sahnehäubchen gewesen“, meinte ein sichtlich aufgeräumter Malte Mohr. Mit seiner derzeitigen Form dürfte der Höhenflieger bei der Hallen-EM in Paris (Frankreich; 4. bis 6. März) ein gewichtiges Wörtchen bei der Vergabe des Titels mitreden. „Ziel ist eine Medaille“, gibt sich Malte Mohr noch zurückhaltend.
Für einen richtigen Knaller sorgte Carolin Nytra über 60 Meter Hürden bei ihrem ersten Start in der Hallensaison. Mit 7,92 Sekunden war die Neu-Mannheimerin schneller als alle anderen Hürdensprinterinnen bislang in diesem Jahr und besiegte dabei auch Hallen-Weltmeisterin Lolo Jones (USA,7,94 sec).
Unterstützung „saugeil“
„Ich konnte aufgrund einer Sehnenentzündung im Sitzbein fast kein Hürdentraining absolvieren und bin deshalb total überrascht von meiner Zeit“, sagte die 25-Jährige nach dem Rennen. „Ich wollte trotz meiner Probleme unbedingt hier in Stuttgart laufen“, ergänzte Carolin Nytra völlig happy, „und die Unterstützung des Publikums war einfach saugeil“.
Tatsächlich herrschte in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle allerbeste Stimmung. Dazu trug auch die Tatsache bei, dass mit Heike Drechsler, Wilson Kipketer (Kenia), Nico Motchebon, Dieter Baumann und Hicham El Guerrouj (Marokko) ehemalige Stars des Sparkassen-Cups anwesend waren und noch einmal dem Publikum präsentiert werden konnten.
Einen weiteren deutschen Erfolg gab es im Stabhochsprung der Frauen für Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen), die mit starken 4,70 Metern etwas überraschend Fabiana Murer (Brasilien; 4,64 m) bezwingen konnte. Nicht chancenlos versuchte sich Silke Spiegelburg dreimal am neuen deutschen Hallenrekord von 4,76 Metern. Die Mainzerin Carolin Hingst, die hinter Kristina Gadschiew (4,50 m) Vierte wurde, überbot mit 4,50 Metern als sechste Stabhochspringerin die Hallen-EM-Norm.
David Oliver glänzt
Das mit Spannung erwartete Hürdenduell David Oliver gegen Dayron Robles (Kuba) war für den Olympiasieger zwar auf halber Strecke beendet, doch David Oliver glänzte mit ausgezeichneten 7,37 Sekunden. Dayron Robles war gegen die vorletzte Hürde getreten und somit aus dem Rennen, Muskelpaket David Oliver stürmte in 7,32 Sekunden ins Ziel
„Ich laufe um zu gewinnen“, sagte der ehemalige Footballer, der mit seiner Leistung nur sieben Hundertstel über Colin Jacksons (Großbritannien) Uralt-Weltrekord blieb und den US-Rekord von Greg Foster und Allen Johnson nur um eine Hundertstel verpasste. Nur fünf Hürdensprinter waren jemals schneller.
Überragendes 3.000-Meter-Rennen
Über 3.000 Meter setzten die Männer die Reihe legendärer Mittelstrecken-Rennen in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle mit Weltrekorden unter anderem von Wilson Kipketer, Hicham El Guerrouj, Berhane Adere oder Meseret Defar (beide Äthiopien) fort. Am Ende sorgte der Äthiopier Yenew Alamira mit 7:27,80 Minuten für ein Weltklasse-Ergebnis. Mit drei Läufern unter 7:30 Minuten war es eines der schnellsten Hallenrennen aller Zeiten. Yenew Alamira und Augustine Choge (Kenia; 7:28,00 min) liefen auf Position drei und vier der ewigen Welt-Hallenbestenliste.
Für Christophe Lemaitre, den dreifachen Europameister, brachte Stuttgart nach seinem Glanzjahr eine Überraschung. Der Franzose wurde über 60 Meter in 6,67 Sekunden lediglich Fünfter. „Ich bin schon enttäuscht, denn ich hatte mir eine bessere Zeit erhofft.“ Christophe Lemaitre hatte zuletzt in Miami (USA) zwei harte Trainingswochen hinter sich gebracht und ließ jegliche Spritzigkeit vermissen. Der Sieg ging in 6,56 Sekunden an den US-Amerikaner Mike Rodgers.
Drei Normen auf den Mittelstrecken
Stark war auch die Leistung des Wattenscheider Sprinters Sebastian Ernst. Er lief über 200 Meter mit 20,75 Sekunden als Schnellster über die Ziellinie. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich schon so schnell bin.“
Ganz erfreulich war auch die Leistung der beiden deutschen 800 Meter-Läufer. Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen) ließ sich als Vierter von Europameister Marcin Lewandowski (Polen) zu einer neuen persönlichen Bestleistung von 1:46,35 Minuten ziehen. Genauso wie Sebastian Keiner (Erfurter LAC; 1:46,72 min), der Sechster wurde, unterbot er damit die Hallen-EM-Norm.
Für Vize-Europameister Carsten Schlangen reichte es im 1.500 Meter-Lauf nach gerade überstandener Erkältung zu 3:39,92 Minuten und Rang acht. Auch er blieb damit unter der Norm für die Hallen-EM. „Paris ist für mich durchaus ein Thema“, blickte der Berliner auf den Höhepunkt der Hallensaison.
Raúl Spank Vierter
Der sechste deutsche Athlet, der an diesem Abend erstmals die Norm für die Hallen-EM erfüllte, war der Dresdner Raúl Spank. Beim Sieg des Griechen Konstadinos Baniotis (2,30 m) sprang er als Vierter genau die geforderten 2,27 Meter.
Am Ende des Wettkampfs besiegte die deutsche Bronze-Staffel von der EM in Barcelona mit Tobias Unger, Marius Broening (beide LG Stadtwerke München), Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01) und Martin Keller (LAC Erdgas Chemnitz) in 40,16 Sekunden eine gemischte Staffel aus Frankreich und Großbritannien (40,72 sec). „Ich habe immer gedacht, jetzt muss er doch kommen“, sagte Schlussläufer Martin Keller. Gemeint war Christophe Lemaitre, der den Sieg der deutschen Staffel nicht mehr verhindern konnte.
Stimmen zum Meeting:
Heike Drechsler, Doppelolympiasiegerin Weitsprung:
„Dieses Meeting in Stuttgart ist etwas ganz Besonderes. Die Halle hat fast alle Weltklasseathleten erlebt, und die Atmosphäre war immer einmalig. Ich bin schon zu DDR-Zeiten hier gesprungen und hatte mit 6,97 Metern mein bestes Ergebnis erzielt. Es ist ganz einfach toll, dass das Meeting über 25 Jahre Beständigkeit zeigt, und ich hoffe, dass wir auch weiterhin hier Leichtathletikfeste feiern können.“
Nico Motchebon, Olympia-Fünfter 800 Meter:
„Es ist toll, dass dieses Meeting so lange lebt. Die Halle hat besonderes Flair. Der Hallen-Europarekord hier in der Schleyer-Halle war ein ganz großer Höhepunkt meiner Karriere. Der Sparkassen-Cup ist einfach das weltbeste Meeting.“
David Oliver (USA), Olympia-Dritter 110 Meter Hürden:
„Es ist schon was ganz Besonderes, hier in Stuttgart zu laufen. Mein großes Ziel ist es, 2012 in London die Goldmedaille zu gewinnen.“
Rüdiger Harksen, DLV-Bundestrainer Hürdensprint:
„Ich bin total begeistert von Carolin Nytras Leistung. Sie ist psychisch total stark und ein absoluter Wettkampftyp. Ich denke, wir können ganz optimistisch in die weitere Hallensaison gehen. Ziel ist, bei der Hallen-EM eine Medaille zu gewinnen.“
Dieter Baumann, Olympiasieger 5.000 Meter:
„Kompliment an dieses Stuttgarter Publikum.“
Wolfgang Schuster, Oberbürgermeister von Stuttgart:
„Wir hoffen, dass wir noch viele Meetings hier in der Schleyer-Halle erleben und die Sponsoren der Veranstaltung treu bleiben.“
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