| Neue Frankfurter Trainingsgruppe

Sujew-Zwillinge verstärken Georg Schmidts Laufgruppe

Auf zu einem neuen Coach: Nachdem Erfolgstrainer Wolfgang Heinig ab sofort kürzer treten wird und den Großteil seiner Athleten abgegeben hat, haben die Sujew-Zwillinge sportlich ein neues Zuhause gefunden. Diana, die im Sommer in Rio ins olympische Halbfinale über 1.500 Meter lief, und ihre Schwester Elina haben sich der Gruppe um Trainer Georg Schmidt angeschlossen. Einer ohnehin schon starken Läufergruppe, die nicht nur mit den Sujews in diesem Winter einiges an Substanz dazugewonnen hat.
Alexandra Dersch

Georg Schmidt hat alle Hände voll zu tun. "Es ist eine Herausforderung", sagt der C-Kader-Trainer der deutschen Mittelstreckenläufer über seine neu formierte Gruppe, die er als Heimtrainer betreut. Denn: Seit Anfang Oktober ist seine bisherige Trainingsgruppe um Aushängeschild Marc Reuther (Wiesbadener LV), dem DM-Dritten über 800 Meter, entscheidend gewachsen. Neben den Mittelstrecken-Zwillingen Diana und Elina Sujew sind auch Nico Sonnenberg (alle LG Eintracht Frankfurt) und die beiden U20-WM-Teilnehmer Marvin Heinrich (Neuköllner SF) und Dennis Biederbick (LG Ahlen) neu im Team.

Der Kontakt der Frankfurter kam über ihren ehemaligen Trainer Wolfgang Heinig zu stande, der als Bundestrainer in Rente gehen wird. "Die Trennung verlief ganz harmonisch", sagt die EM-Dritte des Jahres 2012 Diana Sujew, die sich gemeinsam mit ihrer Schwester auch schon öffentlich über <link https: www.facebook.com sujew-twins-141967235902570 _blank>Facebook bei ihrem ehemaligen Trainer für die gute Zusammenarbeit bedankt hatte. Der Schritt zu Georg Schmidt: ein für sie logischer. "Wir wollten am Standort Frankfurt bleiben und haben dort jemanden mit Know-How und Motivationsfähigkeit gesucht."

Eigenschaften, die auf Georg Schmidt zutreffen. Bestes Beispiel: In diesem Sommer ließ sein erst 20-jähriger Schützling Marc Reuther über 800 Meter mit starken 1:46,19 Minuten über 800 Meter aufhorchen und verpasste nur knapp den Sprung nach Rio. Und doch ist Georg Schmidt seit Oktober auch in einer anderen Rolle gefordert.

Georg Schmidt als Dirigent eines Potpourri

Schüler, Studenten, Auszubildende, Profis – die neue Frankfurter Trainingsgruppe, in der Summe fast 20 Athleten, ist ein Potpourri. Nicht nur aus unterschiedlichen Altersklassen und Lebensstadien, sondern vor allem aus unterschiedlichen Charakteren und Erwartungen. Georg Schmidts Aufgabe inmitten dieser spannenden Mixtur? Den Dirigenten spielen und allen gerecht werden. "Das ist sicherlich nicht immer ganz einfach, aber eben auch sehr spannend."

Fest zur Unterstützung an seiner Seite in der Organisation und Betreuung: Benjamin Stalf. Ein Konzept, das bislang aufzugehen scheint. Denn die ersten Erfolge stellen sich schon jetzt ein: Marvin Heinrich (Neuköllner SF), U20-WM-Teillnehmer über 1.500 Meter, hat sich beim Darmstadt-Cross mit seinem zweiten Platz in der U20-Wertung wärmstens für die Cross-EM in Chia (Italien) empfohlen – unter lautstarker Anfeuerung seiner Trainingsgruppe. Die Stimmung im neuen Team, sie stimmt.

Verzicht auf Hallensaison

"Wir motivieren uns gegenseitig", sagt Diana Sujew. Zum ersten Mal trainiert sie in einer derart großen Gruppe. Eine Erfahrung, für die sie dankbar ist. "Ich bin selbst überrascht, was eine große Truppe ausmachen kann." Trotz der Altersunterschiede, die Jüngsten sind noch keine Zwanzig, die Sujew-Zwillinge dagegen mit 26 Jahren die ältesten, verlaufe das gemeinsame Training professionell (Diana Sujew: "Auch die Jüngsten ziehen voll durch und halten sich exakt an die Trainingsvorgaben"), und auch ihre Zeit neben dem Sport verbringen die Läufer inzwischen zunehmend gemeinsam. "Es macht Spaß, mit dem Team zu arbeiten", bestätigt Coach Georg Schmidt.

Und doch wird niemand aus der Trainingsgruppe in der Hallensaison in Erscheinung treten. "Wir wollen uns jetzt erstmal in Ruhe finden, in Schwung kommen und dann im Sommer voll angreifen", sagt Georg Schmidt. Ab Januar startet die Gruppe daher eine dreizügige Höhenkette, voraussichtlich komplett in Südafrika. Sprich: Drei bis vier Wochen Training in der Höhe, drei Wochen Training in Frankfurt und das Ganze drei Mal, bis dann Mitte Mai die ersten Wettkämpfe anstehen.

Sujews schon jetzt motiviert mit Blick auf Heim-EM

Denn im Sommer, da will das Team zeigen, dass es auch leistungsmäßig überzeugt. Trainer Georg Schmidt hat feste Ziele vor Augen. Etwa, was das Potenzial von Diana Sujew angeht. "Ich traue ihr eine neue Bestzeit zu", sagt er. Aktuell steht diese über 1.500  Meter bei 4:05,62 Minuten. Primär gehe es für die Olympia-Teilnehmerin im kommenden Jahr aber um die WM-Qualifikation, während ihre Schwester Elina (Schmidt: "Sie ist ein echtes Trainingstier") nach diversen Fußproblemen in diesem Sommer aktuell an ihrer Genesung arbeitet. Da sei es noch zu früh für Prognosen oder Pläne.

Die Sujew-Zwillinge selbst wagen indes auch schon eine langfristige Planung. "Für Olympia 2020 sind wir noch nicht zu alt", sagt Diana Sujew. Aber neben der WM im kommenden Sommer hat sie auch die EM 2018 bereits im Hinterkopf. "Im eigenen Land – das motiviert schon heute."

Gedanklich gerne einen Schritt voraus

Diese Station ist für die Jüngeren im Team noch Zukunftsmusik, aber ihre Ziele klingen nicht weniger spannend: "Für Marvin Heinrich und Dennis Biederbick geht es um die Quali für die U23-EM", sagt Georg Schmidt. Keine leichte Aufgabe für die dann 20-Jährigen, die somit der jüngste Jahrgang dieser Meisterschaft sind. Aber beide konnten bereits in diesem Jahr erste internationale Wettkampf-Luft schnuppern, war doch etwa Dennis Biederbick Zehnter bei der U20-WM über 800 Meter.

Auch Marc Reuther hat die U23-Titelkämpfe im polnischen Bydgoszcz fest im Blick. "Für ihn geht es ums Finale in Bydgoszcz plus um die Qualifikation für die WM", sagt Georg Schmidt. Ihm sei durchaus bewusst, dass dies hochgesteckte Ziele sind für einen jungen Läufer wie Marc Reuther, zumal die WM-Norm erwartungsgemäß deutlich unter der diesjährigen Olympia-Norm liegen wird. "Aber genau wie Marc bin ich ein Risiko-Typ und gedanklich oft einen Schritt weiter." Frei nach dem Motto, man kann nur groß herauskommen, wenn man groß träumt. Eine Charaktereigenschaft, die auch die Sujew-Zwillinge an ihrem neuen Trainer zu schätzen wissen.

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