Superman Roman Sebrle mit erstem Titel
Der Weltrekordler Roman Sebrle (8800 Punkte) verpasste zwar den Europameisterschaftsrekord,gewann aber seinen ersten internationalen Titel im Freien. Zweiter wurde der Olympiasieger Erki Nool (8438 Punkte). Der Russe Lev Lobodin (8390 Punkte) erkämpfte sich die Bronzemedaille.
Zehnkampfkönig Roman Sebrle (Foto: Kiefner)
Die letzte und gleichzeitig wohl grausamste Disziplin im Zehnkampf ist der 1500 Meter-Lauf.Gut dreieinhalb Runden müssen sich die muskelbepackten Mehrkampfhünen um die Bahn quälen. Manche bezeichnen die Strecke auch als den Marathon des Zehnkampfs.
Das Rennen begann kurios. Ein Fehlstart zwang die Athleten noch einmal zurück an die Startlinie. Roman Sebrle hatte sich das Ziel gesetzt, „den Rekord zu brechen“ und war von Anfang an in der Spitzengruppe dabei. Der Finne Vakevainen bestimmte in der letzten Runde das Rennen und kam als Erster in 4:31:93 Minuten ins Ziel. Roman Sebrle kam nicht in die Nähe seiner Bestzeit, lief 4:42:94 Minuten und hatte am Ende exakt 8800 Punkte auf dem Konto. Damit gewann er überlegen seinen ersten Europameisterschaftstitel im Freien. Während der zwei Tage marschierte er souverän von Disziplin zu Disziplin, sein Sieg war eigentlich nie in Gefahr. Der Tscheche konnte sich nur selbst schlagen. Den EM-Rekord von Daley Thompson verpasste er durch den abschließenden 1500 Meter-Lauf um 11 Punkte.
Olympiasieger Erki Nool (8438 Punkte) ließ sich den zweiten Platz nicht mehr nehmen. Er rettete einen kleinen Vorsprung ins Ziel. Eigentlich hatte der Este sich 8600 Punkte vorgenommen,aber im Speerwurf hatte er „enorme technische Probleme“. Er litt außerdem „in den letzten sechs Wochen unter Achillessehnenproblemen“, so dass seine Sprintleistungen schwächer waren als gewohnt. Trotzdem war er mit dem Gewinn der „neunten Medaille bei einer Meisterschaft zufrieden“. Mit 8390 Punkten knapp hinter Erki Nool wurde der Russe Lev Lobodin Dritter. Er war „extrem zufrieden, weil eine Medaille mehr wert ist, als ein Rekord“. Auf den Plätzen vier und fünf landeten Jon Arnar Magnusson mit 8238 Punkten und der junge Jaakko Ojaniemi mit 8192 Punkten.
“Berauschter“ Mike Maczey Sechster
Völlig „high“ war Mike Maczey während er zwei Tage lang im Münchner Olympiastadion „eine gigantische Stimmung erleben durfte“. Verletzungsprobleme hatten ihn besonders im Sprinttraining behindert. „Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass ich hier Sechster werde, hätte ich das nicht geglaubt.“ Bei den abschließenden 1500 Metern kämpfte er bis zum Umfallen. Gerade so rettete er sich ins Ziel. „Wenn es noch 30 Meter gewesen wären, wäre ich nicht angekommen.“ Mit den 8158 Punkten war auch Bundestrainer Claus Marek zufrieden.
Auch dass sein zweiter Schützling im Wettbewerb nach verpatztem Stabhochsprung „das Ding zu Ende brachte“, stimmte ihn optimistisch für die Zukunft. „Die Planung ist eindeutig in Richtung Athen 2004 ausgelegt, da wollen wir unsere Jungs nach vorne bringen.“ Sebastian Knabe hatte eine besondere Motivation nach seinem „Salto Nullo“. Ich wollte unbedingt die Ehrenrunde in einem vollen Stadion mitmachen“, sagte er nach getaner Arbeit.
Zwei tolle Tage erlebten Athleten und Zuschauer an beiden Mehrkampftagen. Morgen geht es mit dem Siebenkampf weiter von Disziplin zu Disziplin, immer auf der Jagd nach Punkten, Punkten, Punkten…