Susanne Hahn sucht die Hitze
Susanne Hahn ist froh über die derzeitigen hohen Temperaturen in Deutschland. „Ich weiche der Hitze nicht aus, suche sie geradezu im Training“, erzählt die Saarbrücker Marathonläuferin, und diese Aussagen sind nicht gerade typisch für Ausdauersportlerinnen. Doch in ihrem Fall wird der Grund schnell klar. Sie hat sich gemeinsam mit Irina Mikitenko (TV Wattenscheid 01) und Melanie Kraus (TSV Bayer 04 Leverkusen) für den olympischen Marathonlauf in Peking (China) qualifiziert, und dort erwarten alle hohe Temperaturen.
Eine richtige Hitzeläuferin ist Susanne Hahn nicht unbedingt: „Ich bin bei Hitze schon gut gelaufen, aber auch schlecht.“ Schlecht zuletzt im japanischen Osaka bei der WM, „da war ich froh, auf zwei Beinen ins Ziel gekommen zu sein.“ Zu Peking fügt sie an: „Ich habe zwar Respekt vor den Bedingungen in Peking, aber ich kann mich darauf einstellen.“Im Moment ist sie im Trainingslager in Kienbaum bei Berlin, wie so viele andere Olympioniken. Lange und kurze Einheiten stehen auf dem Programm. Kurz bevor sie am vergangenen Samstag mal schnell nach Berlin fuhr, um dort an der Verabschiedung der deutschen Olympiamannschaft durch Bundespräsident Horst Köhler teilzunehmen, hatte sie gerade ein Fahrtspiel über 21 Kilometer absolviert, am Sonntag stand eine lange Einheit über 30 Kilometer auf dem Programm.
Am 2. August steht noch ein letzter Wettkampf ins Haus, gemeinsam mit Irina Mikitenko (TV Wattenscheid 01) und Melanie Kraus (TSV Bayer 04 Leverkusen) wird sie bei der City-Nacht in Berlin über 10 Kilometer an den Start gehen.
Bestzeit in Mainz gelaufen
Susanne Hahn qualifizierte sich mit ihrem Sieg bei den Deutschen Marathon-Meisterschaften in Mainz für die Olympischen Spiele. Dort lief sie mit 2:29:33 Stunden Bestzeit und rangierte damit in der deutschen Jahresbestenliste hinter London-Siegerin Irina Mikitenko auf Platz zwei. „Das war ein sehr guter Lauf, und er erfüllte mir einen Traum, den olympischen Traum“, blickt sie noch immer gerne zurück.
Danach folgten Wochen der Regeneration, einige 10-Kilometer-Läufe, zuletzt in den Niederlanden, als sie dort schnelle 33:30 Minuten lief und gewann. „Ich wäre auch gern noch einen Halbmarathon gelaufen, aber das Wettkampfangebot ergab keine passende Möglichkeit. Aber man muss auch nicht immer denselben Aufbau in Richtung eines Marathons haben.“
Lockerer Plausch mit dem Bundespräsidenten
In Berlin durfte Susanne Hahn schon mal vorolympische Atmosphäre schnuppern und Kontakte zu Sportlern anderer Disziplinen knüpfen. Und es bereitete ihr keine Mühe, den Kontakt zum Bundespräsidenten zu finden, mit ihm ein kurzes Gespräch zu führen. Nicht schüchtern, sondern locker und selbstbewusst trat sie dabei auf, als ob sie das jeden Tag mache.
Allerdings, sie hat Germanistik an der Uni Bonn studiert und ist jetzt Promotionsstudentin. Da darf man Lockerheit und Sprachgewandtheit schon erwarten.
Olympische Premiere
Peking, das werden ihre ersten Olympischen Spiele. „Ich freue mich sehr darauf und bin auch froh, dass der Frauen-Marathon am 17. August, also am Beginn der Leichtathletik-Wettbewerbe ist, und nicht wie sonst meistens am Schluss. So habe ich danach noch reichlich Zeit, um die olympische Atmosphäre zu genießen.“
In Peking ist es im Unterschied zu vielen Stadtmarathons ein reiner Frauenlauf, doch darin sieht Susanne Hahn kein Problem. „Es ist zwar anders, aber für mich gilt, dass ich meinen Rhythmus finde. Wie viele andere dann um mich herum laufen, ist fast egal. Beim Marathon ist es das Entscheidende, dass man sein Tempo findet, möglichst ein hohes Tempo. In Peking geht es dann von Anfang um Taktik und Platz, nicht um die Zeit.“
Keine konkrete Zeit als Ziel
Deshalb nimmt sie sich auch keine konkrete Zeit vor: „Ich möchte die Leistung, für die ich trainiert habe und die ich jetzt drauf habe, am 17. August abrufen.“ So einfach kann man sein sportliches Ziel ausdrücken.
Im normalen Leben wäre sie wohl nie gemeinsam mit dem Bundespräsidenten auf ein Bild gekommen. Aber als Hochleistungssportlerin genoss sie diesen Empfang im Park des Schloss Bellevue. „Es ist toll hier, und man merkt, wie sich alles auf die Olympischen Spiele freut. Olympia wird von der Gesellschaft einfach ganz anders wahrgenommen als etwa eine Verbandsmeisterschaft.“