Susanne Hahn - „Will bei Olympia dabei sein“
Susanne Hahn war am vergangenen Sonntag die einzige deutsche Starterin bei den Cross-Weltmeisterschaften in Edinburgh (Großbritannien). Im Interview mit leichtathletik.de berichtet die Saarbrückerin von dieser Veranstaltung und blickt auf die Olympischen Spiele in Peking (China), wo sie im Marathon an den Start gehen will, voraus.
Frau Hahn, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem 33. Platz bei der Cross-WM. Wie zufrieden sind Sie?Susanne Hahn:
Ich bin sehr zufrieden. Beim Cross ist es ja immer so, dass viele Läuferinnen innerhalb kürzester Zeit ins Ziel kommen – das war diesmal auch wieder so. Die Italienerin hat mich noch kurz vor dem Ziel überholt. Aber als 33. war ich noch im ersten Drittel des Feldes und viele starke Europäerinnen kamen noch nach mir.
Als sechstbeste Europäerin lagen Sie ja auch nicht schlecht…
Susanne Hahn:
Einige Europäerinnen waren natürlich nicht am Start. Aber der kontinentale Vergleich ist natürlich einer, den ich ziehen kann. Und da lag ich in der Tat nicht schlecht.
Wie lief das Rennen in Edinburgh?
Susanne Hahn:
Detlef Uhlemann, mein Bundestrainer, hatte mich darauf vorbereitet, dass der Start recht plötzlich und ohne Vorwarnung kommt. Deshalb war ich etwas weniger überrascht als viele andere. Nach dem verzögerten Start ging es dann erst einmal richtig zur Sache und ich lag ziemlich weit hinten. Aber ich habe mir das Rennen gut eingeteilt und hatte noch Kraft für die beiden letzten Runden mit den Anstiegen. So konnte ich noch einige Plätze gutmachen.
Sie sind in Edinburgh 1993 schon einmal im Rahmen der Cross-EM gelaufen. Welches Rennen werden Sie mehr in Erinnerung behalten?
Susanne Hahn:
Sicherlich diese Weltmeisterschaften. Ich habe mich auf der Strecke viel besser gefühlt. Außerdem ist eine WM schon noch etwas Bedeutenderes als eine EM, da habe ich schon bei vielen mitgemacht. Dazu kommen die vielen Eindrücke, die man gewinnt. Es ist beeindruckend, einen Kenenisa Bekele laufen zu sehen. Oder wenn andere barfuß auf der Strecke unterwegs sind.
Ein schottischer Verein hatte Sie im Rahmen einer Aktion „adoptiert“. Haben Sie die Gruppe persönlich getroffen?
Susanne Hahn:
Ja, das war sehr schön. Die Mensa, in der wir gegessen haben, war von den Paten-Gruppen geschmückt. Dort hing auch ein Brief für mich, den ich am Montag mitgenommen habe. Am Samstag hatte ich schon zwei Nachwuchsläufer getroffen, die dort an einem Wettkampf teilgenommen haben. Und am Sonntag habe ich die Gruppe nach dem Wettkampf getroffen, an den roten Deutschland-Kappen waren sie gut auszumachen. Mit den Kindern bin ich auch ein kleines Stück gejoggt, um meine Autogrammkarten zu holen. Außerdem habe ich ein kleines Geschenk bekommen: Ein Trikot des Vereins, einen Bilderrahmen und einen Teddy.
Haben Sie die Anfeuerungsrufe der Gruppe an der Strecke gehört?
Susanne Hahn:
Ja, das war unheimlich klasse, wie oft ich an der Strecke „Susanne“ gehört habe. Ein paar Rufe kamen sicherlich von der schweizerischen Mannschaft, die ich kenne. Aber es waren bestimmt viele von der schottischen Gruppe an der Strecke verteilt. Es war insgesamt eine tolle Zuschauerresonanz, aber ich fand es auch besonders schön, persönlich angefeuert zu werden.
Die Afrikanerinnen dominieren bei Cross-Weltmeisterschaften. Was ist ihre persönliche Motivation bei einem solchen Rennen, bei dem die vorderen Plätze stets vergeben scheinen?
Susanne Hahn:
Erst einmal ist es eine tolle Veranstaltung, für die sich jede Motivation lohnt. Aber ich freue mich auch darüber, gegen solche Weltklasse-Athleten laufen zu dürfen. Außerdem ist es ein hochkarätiger Wettkampf, der mich in meiner Entwicklung weiterbringt und ich kann wertvolle Erfahrungen sammeln. Außerdem ist es auch langweilig, immer nur bei kleinen Dorfwettkämpfen zu gewinnen.
Im Sommer wollen Sie bei den Olympischen Spielen im Marathon starten. Wie vertragen sich Cross- und Marathontraining?
Susanne Hahn:
Mein Training richtet sich natürlich immer hauptsächlich nach dem Marathon. Aber über Crossläufe kann man sich sehr gut die nötige Härte holen und bei einem Marathon muss man auch schnell sein können. Nachdem mein Schwerpunkt in den letzten Jahren immer noch auch dem Crosslauf-Training lag, hat sich das jetzt mehr in Richtung Marathon verschoben. Paula Radcliffe ist der beste Beweis dafür, dass sich Crosslauf und Marathon sehr gut vertragen.
Wie sehen die kommenden Wochen bis zu ihrem nächsten geplanten Marathon am 4. Mai in Mainz aus?
Susanne Hahn:
Diese Woche werde ich nicht mehr viel trainieren, weil ich am kommenden Wochenende schon bei den Deutschen Halbmarathon-Meisterschaften in Calw laufe. Danach kommt noch einmal eine kleine Trainingsperiode und dann schon die Regeneration vor dem Marathon. Das eigentliche Training liegt bereits hinter mir.
Am 4. Mai wollen Sie sich im Rahmen der Deutschen Marathon-Meisterschaften in Mainz für Olympia qualifizieren. Wieso fiel die Wahl auf Mainz?
Susanne Hahn:
In Mainz sind die Deutschen Marathon-Meisterschaften, da wollte ich dabei sein. Ich glaube auch nicht, dass die Strecke wirklich so langsam ist, wie viele denken. Das Profil ist verglichen mit dem von Paris, wo ich im letzten Jahr gelaufen bin, eher harmlos. Und zu warmes Wetter kann man überall haben. Durch diesen eher späteren Termin konnte ich auch gut vorher noch bei einigen Wettkämpfen starten. Meine Entscheidung ist zwischen Zürich und Mainz gefallen und so ist Düsseldorf, wo viele andere am selben Tag an den Start gehen, von vorneherein ausgeschieden.
Welche drei deutschen Marathonläuferinnen werden in Peking bei den Olympischen Spielen an den Start gehen?
Susanne Hahn:
Ich denke, Irina Mikitenko ist auf jeden Fall dabei. Sie ist noch einmal ein gutes Stück besser als wir anderen. Dahinter ist alles offen. Melanie Kraus hat sicherlich mit ihrer Zeit aus Frankfurt (2:28:56 h, A.d.R.) auch schon ganz gute Karten. Aber ich will auf jeden Fall auch dabei sein.
Was halten Sie persönlich von einem Boykott der Spiele?
Susanne Hahn:
Ich denke, man kann mit einem Boykott nicht besonders viel erreichen. Eine Führung lässt sich davon jedenfalls nicht so beeindrucken, dass sie gänzlich umschwenkt. Aber ich finde es gut, dass das Thema hochkocht und die Medien darauf aufmerksam werden. Ich wünsche mir trotzdem, dass alle Nationen in China am Start sind und die Menschen durch den Sport zusammenfinden.
Wie sehr würde Sie ein Boykott treffen?
Susanne Hahn:
Natürlich würde es mich sehr treffen, wenn ich mich qualifizieren würde und dann wegen eines Boykotts nicht starten könnte. Als Marathonläuferin befinde ich mich aber auch noch in einem recht jungen Alter, so dass auch die Olympischen Spiele 2012 in London für mich noch ein Ziel sind. Aber erst einmal greift man natürlich nach dem Naheliegenden.