Susanne Keil im Interview: "Die Hämmer fliegen"
Nach über zweieinhalb Jahren ist der von Kirsten Münchow (jetzt Klose) bei den Olympischen Spielen in Sydney aufgestellte deutsche Hammerwurfrekord gefallen. Susanne Keil hat am Freitagabend in Hengelo stolze 69,69 Meter erzielt und sich damit in den Annalen verewigt. Christian Fuchs hat sich für leichtathletik.de mit der glücklichen Frankfurterin unterhalten.
Susanne Keil knackte in Hengelo den deutschen Rekord (Foto: Kiefner)
leichtathletik.deSusanne Keil, Gratulation zu Ihrem deutschen Rekord von Hengelo. Wie haben Sie diesen Wettkampf selbst erlebt?
Susanne Keil:
Ich hatte mir vorgenommen, dass ich das, was vor einer Woche ich in Halle noch nicht geschafft habe, jetzt in Hengelo versuche - mit einem guten Starterfeld und vielen starken Werferinnen. Es lief ganz gut, obwohl ich gar nicht so optimal in den Wettkampf gekommen bin. Der erste Versuch war ungültig, danach habe ich einen Sicherheitswurf auf 66 Meter gemacht, damit ich im Wettkampf bleibe. Der dritte war wieder ungültig. Ich dachte mir, das gibt es langsam nicht mehr, alle weiten Würfe ziehe ich links aus dem Sektor raus. Danach habe ich mich zusammengerissen und mit dem vierten Versuch den deutschen Rekord geworfen. Ich hatte es nicht erwartet, obwohl ich wusste, dass die Trainingsleistungen stimmen. Als es an der Anzeigentafel stand, war ich doch ziemlich überrascht.
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Haben Sie nach dem Rekordwurf auch schon an die siebzig Meter gedacht?
Susanne Keil:
Ich hatte sogar schon gedacht, dass mein zweiter Wurf über 69 Meter im fünften Versuch noch ein Stück weiter ist und vielleicht über siebzig fliegt. Aber ich denke, diese Marke wird in der nächsten Zeit noch fallen.
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Welchen Eindruck haben Sie in Hengelo von der internationalen Konkurrenz, die dort stark vertreten war, gewonnen?
Susanne Keil:
Bis auf zwei, drei Werferinnen waren alle da. Weit waren die anderen in Hengelo nicht entfernt. Der Abstand ist nicht mehr so groß wie in den letzten Jahren, als ich 67 Meter geworfen habe und die Spitze bei 72 Metern lag. Natürlich kann auch eine Manuela Montebrun noch weiter werfen, wie sie in diesem Jahr schon gezeigt hat, aber in Hengelo hatte ich ein ganz gutes Gefühl. Ich habe mich wieder der Weltspitze etwas genähert und Siebzig-Meter-Werferinnen hinter mir gelassen habe. Das gibt schon ein bisschen Selbstvertrauen.
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Worin begründet sich die aktuelle Weiterentwicklung im Hammerwurf der Frauen im DLV-Lager?
Susanne Keil:
Wir haben fleißig weitertrainiert und auf dem aufgebaut, was wir in den letzten Jahren schon richtig gemacht haben. Wir intensivierten auch das Krafttraining. Es sind alle relativ unverletzt durch den Winter gekommen. Dementsprechend fliegen die Hämmer jetzt. Wir mussten der Entwicklung, die das Hammerwerfern insgesamt gemacht hat, standhalten. Es waren international zuletzt nicht mehr drei, sondern zehn Athletinnen, die über 70 Meter geworfen haben. Als Kirsten Klose schwanger geworden und weggefallen ist, hat das natürlich ein Loch hinterlassen. Da mussten wir wieder "ranklotzen". Wir hoffen, dass wir diese Lücke wieder etwas schließen können.
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Wie fällt Ihr Ausblick auf die anstehenden Aufgaben im Sommer aus? Was ist für Sie noch drin?
Susanne Keil:
Ich hoffe, dass ich demnächst schon über 70 Meter werfen werde. Die WM in Paris wird neben den Deutschen Meisterschaften der Höhepunkt sein. Dort muss man sehen, wie weit ich komme. Ich hoffe, die nächsten Wettkämpfe laufen gut und ich kann mich noch etwas steigern. Ich will stabil zwischen 68 und 70 Metern werfen, dann hat man auch bei der WM die Chance, in den Endkampf zu kommen. 68 Meter wird man brauchen, um in das Finale zu kommen. Das ist doch ein Happen.
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Vielen Dank für das Gespräch.