
Tag drei: Junges DLV-Team überzeugt
Die deutschen Leichtathleten sind an der Ostsee nicht baden gegangen, sondern haben bei der Hallen-WM im schmucken Küstenkurort Sopot (Polen) für reichlich Silberglanz gesorgt. Am Sonntag kam zwar keine weitere Medaille mehr hinzu, dafür sorgten drei Athleten mit den Plätzen fünf, sechs und acht in Sprint-Finals für die besten deutschen Resultate seit Jahren. Im Hochsprung musste Überflieger Ivan Ukhov (Russland) etwas überraschend eine Niederlage einstecken.
Mit der besten Bilanz seit acht Jahren machte das 20-köpfige junge Team Mut für die Freiluft-Saison und sogar schon für Olympia 2016. Kugelstoß-Weltmeister David Storl (LAC Erdgas Chemnitz), Disziplin-Kollegin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) und Stabhochspringer Malte Mohr (TV Wattenscheid 01) überzeugten mit starken zweiten Plätzen, auch wenn die Freude vor allem bei den beiden Männern etwas getrübt war.
Für Sprinterin Verena Sailer (MTG Mannheim) erfüllte sich am Sonntag der Traum von ihrem ersten WM-Finale, die Medaillen lagen dann aber außer Reichweite: Im 60-Meter-Finale landete die Ex-Europameisterin auf Platz acht.
Hürdensprinter glänzen im Finale
Die deutschen Hürdensprinter Erik Balnuweit (LAZ Leipzig) und Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen) hinterließen einen starken Eindruck. Beide liefen im Finale über 60 Meter Hürden eine Zeit von 7,56 Sekunden, als Fünfter lag Traber am Ende nur wenige Millimeter vor dem Deutschen Meister Balnuweit auf Platz sechs.
Neuer Weltmeister wurde der Amerikaner Omo Osaghae, der in der Weltjahresbestzeit von 7,45 Sekunden knapp vor den Franzosen Pascal Martinot-Lagarde (7,46 sec) und Garfield Darien (7,47 sec) gewann. Für Traber bedeutete seine Finalzeit einen persönlicher Rekord. Balnuweit hatte seine Bestzeit bereits im Halbfinale auf 7,54 Sekunden gesteigert.
Freude über Silber
„Ich hoffe, wir können uns auch über Silbermedaillen freuen. Denn es ist Welt-Leichtathletik“, sagte der gut gelaunte DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska und machte schon vor dem letzten Wettkampfabend eine ordentliche Bilanz auf: „Fast alle Athleten haben sich hier positiv in Szene gesetzt und eine gute Figur abgegeben. Insgesamt sind wir auf dem richtigen Weg.“
Die deutschen Asse verbuchten immerhin 15 Plätze zwischen eins und acht. Unterm Strich stand in Sopot das beste deutsche Teamergebnis seit Moskau (Russland) 2006, als der DLV drei Medaillen (1-1-1) feierte. Siebenkämpfer André Niklaus holte damals den letzten Titel für die deutschen Leichtathleten bei einer Hallen-WM.
Auch Helmut Digel, Council-Mitglied des Weltverbandes IAAF, zog seinen Hut vor dem Team der Zukunft mit einem Durchschnittsalter von 25,2 Jahren. „Der Auftritt der deutschen Mannschaft war sehr, sehr gut. Vor allem die vielen Endkampfplatzierungen von eins bis acht haben mich überzeugt.“ Weitspringer Christian Reif (LC Rehlingen), mit 7,75 Metern im Finale Achter, war mit 29 Jahren der Älteste im DLV-Team.
Silke Spiegelburg unter Wert geschlagen
Zu den wenigen enttäuschten Athleten gehörte Stabhochspringerin Silke Spiegelburg. Mit berechtigten Medaillenhoffnungen und einer Saisonbestleistung von 4,72 Metern nach Polen gereist, landete die 27-Jährige aus Leverkusen mit 4,65 Meter auf Platz sieben. Dabei ging Gold schon für 4,70 Meter weg: Neue Hallen-Weltmeisterin wurde die Kubanerin Yarisley Silva.
„Ich kann deutlich mehr“, meinte Spiegelburg, die beim letzten Sprung unsanft auf dem Boden landete. Das Sprunggelenk tat danach weh. „Ich hoffe, dass es nicht allzu schlimm ist. Vielleicht ist es ein wenig verstaucht“, sagte sie.
Weltrekord zum Abschluss
Für einen standesgemäßen Abschluss der Titelkämpfe sorgte am Sonntagabend die US-Männerstaffel über 4x400 Meter. Kyle Clemens, David Verburg, Kind Butler III und Calvin Smith holten sich den Titel in der Weltrekordzeit von 3:02,13 Minuten - dies ist dem Weltverband IAAF eine Prämie von 50.000 Dollar wert. Die neuen Staffel-Champions blieben genau sieben Zehntelsekunden unter der 15 Jahre alten Bestmarke eines US-Quartetts.
Im Hochsprung gelang dem Vize-Weltmeister von Moskau Mutaz Essa-Barshim (Katar) eine Überraschung: Eine fehlerfreie Serie bis einschließlich 2,38 Meter – neuer Asienrekord in der Halle – bescherte ihm die Goldmedaille vor Hallen-Europarekordler Ivan Ukhov. Über 2,42 Meter war der in diesem Winter schon gesprungen, in Sopot benötigte er aber für 2,38 Meter drei Versuche und scheiterte dann genau wie Essa-Barshim an 2,40 Metern.
Genezebe Dibaba dominiert nach Belieben
Über 3.000 Meter zerpflückte Hallen-Weltrekordlerin Genzebe Dibaba (Äthiopien; 8:55,04 min) mit drei schnellen letzten Runden das Feld und rannte erwartet ungefährdet zu Gold. Bei den Männern musste sich der 39 Jahre alte Titelverteidiger Bernard Lagat (USA; 7:55,22 min) nur Caleb Ndiku (Kenia; 7:54,94 min) geschlagen geben.
Über 800 Meter hielt Mohammed Aman (Äthiopien; 1:46,40 min) ein polnisches Duo in Schach. Adam Kszczot jubelte über Silber, sein Landsmann Marcin Lewandowski musste Bronze allerdings nach einer Disqualifizierung dem Briten Andrew Osagie überlassen.
Im Weitsprung konnte sich Europameisterin Eloyse Lesueur (Frankreich; 6,85 m) gegen die starke Siebenkämpferin Katarina Thompson-Johnson (Großbritannien; 6,81 m) durchsetzen. Bester Dreispringer war in Sopot der Russe Lyukman Adams (17,37 m).
Mit Material der Deutschen Presse-Agentur