| U20-WM

Tampere Tag 1 – Die DLV-Athleten in den Vorrunden

Es geht um den Einzug in die Halbfinals und Finals! Welche DLV-Athleten können sich in den Vorrunden gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen? Wo purzeln Bestleistungen und wer überrascht auf großem Parkett? Hier lesen Sie von den Vor-Entscheidungen am Dienstag bei der U20-WM in Tampere (Finnland).
Silke Bernhart

WEIBLICHE U20

400 Meter Vorläufe

Laura Kaufmann mit etwas Glück weiter

Am Ende mussten alle Athletinnen kämpfen, auch Laura Kaufmann (LG Ohra Energie). Auf Rang fünf liegen ging sie auf die letzten 50 Meter und damit außerhalb der Top Vier, die das direkte Weiterkommen bedeuteten. Sie blieb dran an der Konkurrenz, einfangen konnte sie aber keine Läuferin – bis die Lettin Patricija Karlina Roshofa kurz vor dem Ziel ohne Fremdeinwirkung ins Straucheln kam und stürzte. Das Pech der einen war das Glück der anderen: Laura Kaufmann sicherte sich als Vierte in 54,96 Sekunden einen Platz im Halbfinale.

„Damit bin ich schon zufrieden“, sagte sie, „aber die Zeit ist nicht so gut.“ 53,79 Sekunden ist die Thüringerin in dieser Saison bereits gelaufen. „Die Bedingungen waren gut, am Anfang habe ich mich gewundert, wo die anderen bleiben.“ Auf der Zielgeraden reichte es dann zwar nicht mehr für ganz nach vorne, aber das Minimalziel Halbfinale hat sie erreicht. Ebenso wie souverän die Jahresschnellste aus Indien Hima Das (52,25 sec) und als Vorlauf-Schnellste die US-Amerikanerin Taylor Manson (52,68 sec).

800 Meter Vorläufe

Majtie Kolberg nimmt das Heft selbst in die Hand

„Eigentlich war nicht geplant, dass ich 600 Meter Tempo mache“, lachte Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) nach ihrer erfolgreichen ersten Runde. „Aber ich wollte nach vorne gehen, wenn es zu langsam wird, um nicht eingekesselt zu werden.“ So kam es dann auch und die schnellste deutsche 800-Meter-Läuferin der U20 setzte sich an die Spitze des Feldes. In einem Schlussspurt musste sie diese zwar an Siegerin Caitlyn Collier (USA; 2:11,30 min) abgeben, als Vierte in 2:11,61 Minuten löste sie aber direkt das Ticket ins Halbfinale.

Dort werden die Athletinnen nach vielen noch recht gemächlichen Vorläufen nun ihre Karten aufdecken müssen. Die schnellsten Zeiten aus den Vorläufen: 2:05,08 und  2:05,13 Minuten der Japanerinnen Ayaka Kawata und Ayano Shiomi sowie 2:05,18 Minuten der Äthiopierin Diribe Welteji. Sie ist neben Caitlyn Collier eine von zwei Läuferinnen, die schon unter 2:01 Minuten gelaufen sind, weitere sechs folgen mit 2:02er und 2:03er Zeiten. „Mal sehen, was noch geht“, sagt Majtie Kolberg, die mit 2;05,93 Minuten angereist ist. Sie peilt einen Platz in Europas Top Ten an.

3.000 Meter Hindernis Vorläufe

Hindernis-Finale mit zwei überzeugenden deutschen Lisas

„Das Rennen ging ganz schön schnell los!“ befand Lisa Vogelgesang (Eintracht Hildesheim) – kein Wunder, denn an der Spitze des ersten von drei Vorläufen machte U20-Weltrekordlerin Celliphine Chespol (Kenia; 9:45,60 min) Druck und brachte das Rennen ungefährdet als Siegerin ins Ziel. „Da habe ich mich erstmal weiter hinten einsortiert und gehofft, dass ich später noch ein paar andere einsammeln kann.“ Diese Taktik erwies sich als goldrichtig, zumal es auch hinter der Kenianerin schnell wurde. Die Niedersächsin, die in den USA studiert, kam als Fünfte in 10:08,17 Minuten bis auf zwei Sekunden an ihre Bestmarke heran und buchte schließlich als Dritte in einer Reihe von sechs Zeitschnellsten sicher das Finalticket.

Auch im dritten Vorlauf mit Lisa Oed (SSC Hanau-Rodenbach) war vorne ein afrikanisches Trio eine Klasse für sich – und die drei Plätze, für die es in der Vorrunde ein großes Q für das Finale gab, somit schnell vergeben. Doch die U20-Europameisterin absolvierte in der Gruppe dahinter ein sehr gutes Rennen, fing die zunächst enteilte Finnin Astrid Snäll ein und rannte dann ungefährdet mit einer langgezogenen Steigerung Platz vier in 10:07,79 Minuten nach Hause – das reichte sicher über die Zeit.

„Ich hatte das Glück, dass ich im letzten Vorlauf war, da hatte ich schon die Infos von den Trainern“, erklärte die Hessin. „Ich bin voll gelaufen, aber ich habe immer die Zeit kontrolliert. Jetzt freue ich mich riesig aufs Finale. Hier mit der U20-Weltrekordlerin zu laufen, mit Athletinnen, die schon in der Diamond League gestartet sind, im Call Room zu sitzen – das ist einfach toll! Ich werde noch mal mein Bestes geben und das Rennen genießen!“

Stabochsprung Qualifikation

Deutsche Stabhochspringerinnen im Pech

Die Stationen der Qualifikation verliefen für Dovile Scheutzow (Schweriner SC) und Zoe Jakob (LG Olympia Dortmund) unterschiedlich, das Ergebnis aber war leider für beide dasselbe: Im Finale werden sie zuschauen müssen. Dovile Scheutzow erwischte mit drei gültigen Versuchen einen perfekten Start – bei 4,10 Metern war der Wettkampf dann aber jäh beendet. 3,95 Meter reichten nicht für das Finale der besten Zwölf. „Bei 4,10 Metern kam der Gegenwind“, erklärte sie. Zweimal musste sie lange warten, bei einem Versuch war die Zeit abgelaufen, bevor sie den Sprung absolvieren konnte, auch den letzten Versuch konnte sie nicht voll durchziehen. „Es wäre mehr drin gewesen“, stellte sie fest.

Zoe Jakob dagegen musste erst bei 3,80 und dann auch bei 3,95 Metern in den zweiten Versuch. Aber dann blieb die Dortmunderin cool. Gleich im ersten Anlauf steigerte sie ihre Bestmarke um fünf Zentimeter auf 4,10 Meter. Später sollte sich allerdings herausstellen, dass sie die zwei Fehlversuche zuvor die Qualifikation für das Finale gekostet hatten: Zwei Athletinnen zogen mit 4,10 Metern im ersten Versuch in die Runde der besten Zwölf ein – sie hatten sich zuvor aber nur einen Fehlversuch geleistet. „Ich freue mich über die 4,10 Meter“, sagte sie, „aber um einen Platz das Finale zu verpassen, ist ein bisschen blöd.“ Jetzt heißt es, den Wettkampf abzuhaken und sich neu zu konzentrieren. Denn von Tampere geht’s nahtlos weiter nach Mailand (Italien) zu den Junioren-Weltmeisterschaften im Kanuslalom. Dort will die Dortmunderin am besten in die Top Fünf.

Diskuswurf Qualifikation

Zwei wacklige Auftritte ohne Befreiungsschlag

Das Resultat und der Gesichtsausdruck von Charleen Zoschke (SCC Berlin) und Leia Braunagel (SCL Heel Baden-Baden) waren ähnlich, als sie – wenngleich rund anderthalb Stunden zeitversetzt  – am Dienstag das Stadion von Tampere verließen.

Die Berlinerin hatte in Gruppe A den Auftakt gemacht, nach 48,22 Metern und vorläufig Rang zehn war klar, dass ihre Leistung bei einer direkten Qualifikationsweite von 53,00 Metern nicht für das Finale reichen würde. Warum ihr Wurfgerät nicht weiter segeln wollte, konnte sich die 50-Meter-Werferin selbst nicht so recht erklären. "Technisch waren die Würfe eigentlich gut, geflogen sind sie auch... Keine Ahnung!" Der positive Eindruck von der ersten internationalen Meisterschaft aber überwog: "Es war schön, mit den Athletinnen aus den anderen Nationen zu werfen."

Leia Braunagel hatte ihre internationale Premiere schon im Vorjahr in Nairobi (Kenia), hier hatte sie Silber bei der U18-WM geholt. Dementsprechend hoch waren die eigenen Erwartungen, die sie sich mit 48,97 Metern nicht erfüllen konnte – obwohl dieser Wurf rund vier Meter unter Bestmarke dennoch fast für das Finale gereicht hätte. Erst im allerletzten Wurf der Qualifikation verdrängte sie eine Konkurrenz noch aus den Top Zwölf (das Leiden der Trainer auf der Tribüne sehen Sie unten in unserer Bildreihe).

Die U18-Vize-Weltmeisterin hatte nur einen einzigen gültiger Versuch erwischt, die anderen beiden gingen ins Netz. "Damit hatte ich zuletzt öfter mal Probleme, aber wir haben im Training viel daran gearbeitet", sagte die 18-Jährige. Sie hat noch ein weiteres U20-Jahr Zeit, die Technik zu festigen, um es bei der U20-EM 2019 in Gävle (Schweden) wieder besser zu machen.

Speerwurf Qualifikation

Julia Ulbricht hadert mit der Technik

Im Vorjahr hatte sie im Finale der U18-WM von Nairobi (Kenia) gestanden. Das Finale der U20-WM von Tampere findet jedoch wohl ohne Julia Ulbricht (1. LAV Rostock) statt. Weiter als 47,88 Meter wollte der Speer der 51-Meter-Werferin am Dienstag nicht fliegen. 53,50 Meter waren für den direkten Einzug in die Runde der besten Zwölf gefordert. „Ich hätte gerne an meine Bestmarke herangeworfen“, sagte die Norddeutsche, „das hätte vermutlich gereicht.“

Die Qualifikationsmarke erfüllte in Gruppe A nur die Italienerin Sara Zabarino (53,99 m), fünf weitere Athletinnen übertrafen die 50-Meter-Marke. Julia Ulbricht sortierte sich vor Gruppe B auf Rang zehn ein – wohl zu wenig fürs Weiterkommen. Woran es haperte? "An der Technik! Ich habe in diesem Jahr sehr, sehr wenig geworfen“, erklärte Julia Ulbricht, die Schulterbeschwerden hat und auch in Tampere nicht ganz schmerzfrei werfen konnte. So fehlte die Sicherheit und leider auch der Ausrutscher nach oben, der ihr noch bei den Halleschen Werfertagen mit 51,79 Metern die U20-WM-Norm beschert hatte.

 

MÄNNLICHE U20

100 Meter Vorläufe

Zwei große Qs für DLV-Sprinter

Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig) hatte an seinem Vorlauf kaum etwas auszusetzen: „Das ist erstmal perfekt“, sagte er, nachdem er in 10,44 Sekunden – nur eine Hundertstel über Bestleistung – Zweiter seines Vorlaufs geworden war und damit sicher das Ticket ins Halbfinale gebucht hatte. Er hatte sich auch von einem Fehlstart nicht aus der Ruhe bringen lassen, wenngleich er sich beim ersten Startversuch, der zurückgeschossen wurde, besser getroffen hatte. „In den Beinen ist eine 30er Zeit drin“, blickte er auf die nächste Runde voraus, „dazu muss ich vorne noch mehr Druck machen und darf hinten nicht verkrampfen.“

Ähnliches gilt auch für Luis Brandner (LAC Erfurt), der in seinem Rennen das Feld von hinten aufrollen musste, um sich in 10,52 Sekunden noch auf den dritten Platz nach vorne zu schieben, der für das direkte Weiterkommen reichte. Kopfschüttelnd quittierte er anschließend seinen Auftritt und sagte dann: „Der Start war… ausbaufähig. Ich bin nicht richtig ins Laufen gekommen.“ Zufrieden war er nicht, aber er will seine Chance nutzen, es im Halbfinale besser zu machen. Dort stehen als Vorlauf-Schnellste Michael Stephens (Jamaika) Lalu Mohammed Zohri (Indonesien; beide 10,30 sec) auf der Bahn.

1.500 Meter Vorläufe

Finale für DLV-Mittelstreckler außer Reichweite

Jonathan Schmidt (Dresdner SC 1898; 3:55,56 min) ärgerte sich nach seinem Auftritt – aus der Puste war er dabei kaum. „Es war ja auch gar nicht so schnell“, stellte er nach einem taktischen Rennen fest, das in 3:51,34 Minuten der Norweger Jakob Ingebrigtsen gewann. Die Bestmarke des Dresdners liegt bei 3:45,83 Minuten, bei viel Gerangel und einem gemächlichen Start war die aber außer Reichweite. „Vielleicht bin ich etwas zu aggressiv angegangen“, zeigte sich Schmidt, der schließlich Zehnter wurde, selbstkritisch, „dann ging leider die Post ab und ich schlafe. Das ist traurig, ich hätte es gerne besser gemacht.“ Seine überschüssige Energie will er jetzt nutzen, um die weiteren Starter im DLV-Team zu unterstützen.

Diese Rolle fällt nun auch Maximilian Sluka (Hallesche Leichtathletik-Freunde) zu. Bei einer Tempoverschärfung des Feldes hänge er sich zunächst ans Ende einer großen Gruppe, versuchte aber rund 500 Meter vor Ende des Rennens, sich weiter nach vorne zu arbeiten. Nach diesem Zwischenspurt gingen ihm jedoch am Ende die Kräfte aus und er rettete sich nach 3:51,92 Minuten ins Ziel. Somit waren für ihn ebenso wie für Jonathan Schmidt die Top Drei und das große Q und auch ein Platz unter den drei Zeitschnellsten außer Reichweite. „Das war nicht mein Tag“, musste der Hallenser völlig erschöpft feststellen, „das ist alles ein bisschen blöd gelaufen.“

Weitsprung Qualifikation

Luka Herden erwischt keinen Sprung richtig

„Es wäre mehr drin gewesen“, musste Luka Herden (LG Brillux Münster) nach der Weitsprung-Qualifikation feststellen. Zum einen, weil bei einer stolzen Qualifikationsweite von 7,70 Metern schließlich sogar 7,42 Meter für den Einzug in das Finale gereicht hätten. Zum anderen, weil er selbst in seinen drei Sprüngen nicht richtig das zeigen konnte, was in ihm steckt. „Ich hatte ein gutes Gefühl. Aber dann war der erste ungültig und beim zweiten habe ich viel verschenkt.“ Im dritten Versuch landete er schließlich bei 7,29 Metern – zu seiner Bestmarke von 7,61 Metern fehlte da ein gutes Stück.

Der 18-Jährige, der noch ein weiteres Jahr in der U20 vor sich hat, konnte dennoch mit einem positiven Gefühl das Stadion verlassen: „Ich bin froh, dass ich hier war. Es war eine tolle Erfahrung und ich habe viel mitgenommen.“ Mehr lernen kann er sicher auch, wenn er sich am Mittwoch das Finale anschaut, in dem drei der vier gemeldeten Acht-Meter-Springer stehen. Den besten Sprung der Qualifikation erwischte der Japaner Yuki Hashioka (7,92 m). Der Jahresbeste Maikel Y. Vidal aus Kuba, der schon 8,12 Meter gesprungen ist, machte es spannend. Erst im dritten Versuch sprang er als Zwölfter mit 7,42 Metern ins Finale.

Kugelstoßen Qualifikation

Valentin Moll schrammt am Finale vorbei

Der eine deutsche Kugelstoßer konnte das Aus in der Qualifikation recht gelassen als Lernerfahrung verbuchen, für den anderen war es eine herbe Enttäuschung. Valentin Moll (LC Rehlingen), mit seiner neuen Bestmarke von 20,74 Metern als Nummer fünf der Meldeliste vermerkt, verpasste mit 18,89 Metern als 13. um einen Rang den Einzug ins Finale. „Ich bin sehr enttäuscht“, sagte er. „Ich wollte eigentlich gleich im ersten Stoß 100 Prozent geben, aber der war gar nichts, der zweite Versuch war okay, aber da ist mir die Kugel aus der Hand gerutscht. Ich habe keinen Stoß richtig getroffen.“

„Ich war sehr verkrampft“, musste U18-Weltmeister Timo Northoff (TuS Jöllenbeck) feststellen, nachdem er nicht über 17,84 Meter hinausgekommen war. Er war mit einem ungültigen Versuch in die Qualifikation gestartet. „Der war der Beste, aber vielleicht hat mich das ein bisschen verunsichert. Ich bin nur nach vorne gefallen, habe keine Höhe in die Stöße gekriegt.“ Schon die Vorbereitung sei nicht optimal verlaufen – auf eine Technikumstellung war der Schritt zurück zu alten Technik gefolgt, das brachte Unsicherheit. Als Athlet des jüngeren U20-Jahrgangs 2000 hat er im kommenden Jahr noch eine weitere U20-Meisterschaft vor sich, bei der er es besser machen kann.

Eine Kampfansage lieferte der US-Amerikaner Adrian Piperi, der mit 21,42 Metern mehr als einen Meter weiter stieß als der Rest der Konkurrenz. Zwei weitere Athleten übertrafen die 20-Meter-Marke. Als letzter von zwölf Athleten zog der Ukrainer Artem Levchenko mit 18,91 Metern ins Finale ein – seine Kugel flog zwei Zentimeter weiter als die von Valentin Moll.

 

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