Tatjana Pinto fliegt zur Olympia-Norm
Locker-leichtfüßig, elegant und schnell: Tatjana Pinto (LG Ratio Münster) hat am Samstag bei der Kurpfalz-Gala in Weinheim die Norm für die Olympischen Spiele in London (Großbritannien; 27. Juli bis 12. August) unterboten. Die 19-Jährige steigerte im 100-Meter-Vorlauf ihre Bestleistung auf 11,19 Sekunden. Auch Christian Reif ist auf dem besten Weg nach London: Er gewann den Weitsprung mit Olympia-Norm von 8,26 Metern.
Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel und eine vollbesetzte Haupttribüne: Die Kurpfalz-Gala präsentierte sich am Samstag von ihrer besten Seite. Nur der böige Wind blies einige Male zu stark von hinten oder bremste von vorn und verhinderte so, dass noch mehr Bestleistungen purzelten.Wie erhofft nutzten die Sprinter die Top-Bedingungen und drehten mächtig auf - allen voran Tatjana Pinto. Die Dritte der U20-EM zog in ihrem Vorlauf Schritt um Schritt der Konkurrenz davon und verbesserte ihre Bestleistung um ganze 27 Hundertstelsekunden. „Zuerst habe gedacht, die Uhr ist kaputt“, war ihre spontane Reaktion beim Zieleinlauf. Mit dieser Leistung habe sie in diesem Jahr nicht gerechnet.
Auf das Finale verzichtete die Abiturientin, und so holte sich Europameisterin Verena Sailer (MTG Mannheim) mit EM-Norm (11,34 sec) den Sieg vor ihrer Vereinskameradin Anne Möllinger (11,41 sec).
Überraschungssieg bei den Männern
Auch die Männer machten im 100-Meter-Vorlauf Druck: Für die Wattenscheider Alexander Kosenkow (10,28 sec) und Christian Blum (10,29 sec) wurden die schnellsten Zeiten gestoppt, Aleixo Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen; 10,34 sec) und mit etwas zu viel Wind Martin Keller (LAZ Leipzig; 10,35 sec) waren ebenfalls flott unterwegs.
Zugunsten der Staffel verzichteten drei von ihnen auf das Finale, wo überraschend der Berliner Lucas Jakubczyk (10,34 sec) vor dem Wolfsburger Sven Knipphals (10,35 sec) gewann. Christian Blum konnte als Sechster in 10,47 Sekunden nicht an die Vorlauf-Leistung anknüpfen.
DLV-Staffeln stark
Dass die Top-Sprinter ihre Körner gespart hatten, zahlte sich in der Staffel aus: Tobias Unger (VfB Stuttgart), Martin Keller, Alexander Kosenkow und Aleixo Platini Menga stürmten in 38,41 Sekunden über die Ziellinie und dürften dem DLV-Quartett mit dieser Zeit das Olympia-Ticket gesichert haben. Den deutschen Rekord verfehlten sie nur um zwölf Hundertstel.
Auch die deutsche 4x100 Meter-Staffel der Frauen trumpfte mit einer schnellen Zeit auf: Marion Wagner (USC Mainz), Anne Möllinger, Tatjana Pinto und Verena Sailer benötigen für die Stadionrunde 43,19 Sekunden.
Weiter Satz für Christian Reif
Der Weitsprung-Europameister Christian Reif (ABC Ludwigshafen) hatte in Weinheim einen kurzen Arbeitstag: Er nahm einmal Anlauf, sprang einmal ab und landete vielumjubelt bei 8,26 Metern in der Grube - und das, obwohl ihn seit Wochen eine schmerzende Achillessehne plagt und sein Start lange auf der Kippe stand. „Mein Trainer hat gesagt: ‚Das kannst nur du!‘“, berichtete der Ludwigshafener, der den Wettbewerb nach dem ersten Sprung gleich wieder beendete.
Die Frauen-Konkurrenz gewann die Deutsche Meisterin Michelle Weitzel (LG Telis Finanz Regensburg) mit 6,60 Metern knapp vor Bianca Kappler (LC Rehlingen; 6,59 m). Nachwuchs-Hoffnung Lena Malkus (LG Ratio Münster) hakte als Vierte mit 6,36 Metern die Norm für die U20-WM in Barcelona (Spanien; 10. bis 15. Juli) ab.
Alexander John knapp an Norm vorbei
Erst Top, dann Flop: Im Vorlauf über 110 Meter Hürden kam Alexander John (LAZ Leipzig) in 13,50 Sekunden bis auf eine Hundertstel an die Olympia-Norm heran. Ein Fehlstart im Endlauf machte die Hoffnungen auf die Normerfüllung zunichte. „Ein paar technische Unsauberheiten waren noch drin, aber ansonsten bin ich mit dem Vorlauf ganz zufrieden“, sagte der Leipziger. „Das Aus im Finale war dann ein bisschen Pech.“
Der Sieg ging damit in 13,71 Sekunden an seinen Vereinskameraden Erik Balnuweit, der Helge Schwarzer (Hamburger SV; 13,72 sec) knapp auf Rang zwei verwies. „Bis zur fünften oder sechsten Hürde läuft es immer gut“, erklärte der Hamburger, „dann berühre ich ein, zwei Hürden und das bringt mich aus dem Konzept.“ Dennoch sehe er Schritt für Schritt Verbesserungen, und sein Ziel ist nach wie vor die Olympia-Norm.
Im Frauen-Wettbewerb distanzierte die Deutsche Meisterin Cindy Roleder (LAZ Leipzig) ihre Konkurrenz deutlich und gewann in 13,00 Sekunden mit Norm für die Europameisterschaften in Helsinki (Finnland, 27. Juni bis 1. Juli).
Sebastian Ernst im Pech
Sebastian Ernst (TV Wattenscheid 01) war über 200 Meter in 20,42 Sekunden der schnellste Läufer. Der Jubel über die Olympia-Norm war allerdings nur von kurzer Dauer: Der Wind hatte mit 2,1 Metern pro Sekunde von hinten geblasen.
Pech hatte auch Cathleen Tschirch: Sie verletzte sich beim Aufwärmen und musste auf alle geplanten Starts verzichten. „Beim Dehnen meines Oberschenkels hat es auf einmal gekracht“, erzählte die Leverkusenerin. Für eine genaue Diagnose steht nun ein Arztbesuch an. Dennoch plant die 32-Jährige weiterhin mit den Saisonhöhepunkten und hat mit den 100 und 200 Metern sowie der 4x100 Meter-Staffel gleich drei heiße Eisen im Feuer.
Bei der männlichen Jugend U20 empfahl sich Patrick Domogala (MTG Mannheim) mit einem Doppelsieg über 100 und 200 Meter in 10,55 und 21,05 Sekunden für die U20-WM. Zu schnell war er dagegen als zweiter Läufer der 4x100 Meter-Staffel: Er rannte zu früh los und bekam den Staffelstab erst nach der Wechselzone, sodass das erste Nachwuchs-Quartett des DLV disqualifiziert werden musste.
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