Tatjana Pinto - „Hat sich super angefühlt"
Tatjana Pinto (LG Ratio Münster) hat als erste deutsche Sprinterin die Norm für die Olympischen Spiele in London (Großbritannien; 27. Juli bis 12. August) geknackt. Sie steigerte am Samstag in Weinheim ihre 100-Meter-Bestzeit auf 11,19 Sekunden. Im Interview mit leichtathletik.de erzählte die 19-Jährige, was ihr nach dem Zieleinlauf als erstes durch den Kopf schoss und warum die Zeit sie so überraschte.
Tatjana Pinto, herzlichen Glückwunsch zur Olympia-Norm! Für die Zuschauer sah der Lauf federleicht aus. Wie hat er sich für Sie angefühlt?Tatjana Pinto:
Er hat sich super angefühlt! Ich bin richtig gut aus dem Block gekommen und habe mich gut getroffen.
Haben Sie sich gewundert, dass die anderen Sprinterinnen Ihnen gar nicht folgen konnten? Immerhin ist in Ihrem Lauf auch die WM-Teilnehmerin Yasmin Kwadwo gestartet.
Tatjana Pinto:
Ja, ein wenig gewundert habe ich mich schon. Ich konnte auch erst gar nicht glauben, dass so eine Zeit dabei rausgekommen ist. Ich hätte auf keinen Fall in diesem Jahr damit gerechnet.
Die Olympia-Norm war für Sie vorher gar kein Thema?
Tatjana Pinto:
Nein. Vielleicht mit der Staffel. Ein bisschen habe ich darauf gehofft, dass ich als Ersatzläuferin mit nach London darf. Dass es jetzt die Einzelnorm geworden ist, war überhaupt nicht geplant.
Was haben Sie als erstes gedacht, als Sie über die Ziellinie gerannt sind?
Tatjana Pinto:
Ich dachte, die Uhr ist kaputt (lacht). Dann sind mir ganz viele Gedanken durch den Kopf geschossen.
Zu allem Überfluss steckten Sie in der vergangenen Woche ja auch noch mitten im Abiturstress, haben vier Klausuren geschrieben. Wie haben Sie es geschafft, Sport und Schule miteinander zu vereinbaren?
Tatjana Pinto:
Es war sehr stressig. Die Doppelbelastung hat sich schon bemerkbar gemacht. Trotzdem habe ich beim Abi mein Bestes gegeben, genau wie hier. Jetzt ist alles rum, das ist eine große Erleichterung für mich, denn es steckte schon sehr viel Druck dahinter.
Mussten Sie im Training deswegen zuletzt Abstriche machen?
Tatjana Pinto:
Wir haben immer geguckt, wann Zeit für das Training ist, weil ich ja auch lernen musste, aber insgesamt ging es. In der vergangenen Woche habe ich ein bisschen weniger trainiert.
Sie haben im Winter den Trainer gewechselt und werden jetzt von Sprint-Bundestrainer Thomas Kremer betreut. Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit?
Tatjana Pinto:
Die Zusammenarbeit ist echt super, wir verstehen uns gut. Aber natürlich habe ich auch in den Jahren zuvor schon gut trainiert, das zahlt sich jetzt aus.
Haben Sie im Training etwas umgestellt?
Tatjana Pinto:
Ja, ein paar Kleinigkeiten. Aber große Umstellungen haben wir noch nicht vorgenommen, denn das kann schnell zu Verletzungen führen. Das machen wir jetzt langsam, Schritt für Schritt.
Wo liegen denn noch die Knackpunkte?
Tatjana Pinto:
Heute war der Start okay, aber er ist auf jeden Fall noch ausbaufähig. Auch die Beschleunigungsphase... Eigentlich noch vieles!
Wie geht die Saison nun für Sie weiter? Verändert sich die Planung nach dieser Leistung?
Tatjana Pinto:
Es wird nichts umgeschmissen, die Saison geht so weiter wie geplant. Ich starte am kommenden Wochenende bei einem internationalen Meeting in der Schweiz, und dann geht es ganz normal weiter bis zu den Deutschen Meisterschaften.
Für die Olympischen Spiele haben Sie mit dem Einzel und der Staffel nun gleich zwei Optionen. In Weinheim sind Sie für das DLV-Quartett an Position drei gelaufen. Könnte das auch in London Ihr Platz sein?
Tatjana Pinto:
Das mit dem Einzelstart muss ich erst mal ein bisschen sacken lassen. Das kann ich immer noch nicht ganz glauben. In der Staffel bin ich schon in der Jugend auf Position drei gelaufen, und das war ja auch ganz erfolgreich [Anm.: U20-Europarekord in 43,42 sec]. Ich denke, dass wir das deshalb erst mal so beibehalten.
Die Kurve scheint Ihnen zu liegen. Sind die 200 Meter keine Option?
Tatjana Pinto:
Nein (lacht). Die Kurve ist okay, das macht schon Spaß, aber die 200 Meter sind doch noch ein bisschen zu lang.
Tatjana Pinto fliegt zur Olympia-Norm