Tatyana Lebedeva jetzt alleine im Jackpotrennen
Déjà vu in Zürich! Regnerisches Helsinki-Wetter hielt am Freitagabend im Letzigrund Einzug. Es pritschelte auf die Bahn, Regenhäute gehörten bei dem Golden-League-Meeting wie in der letzten Woche bei der WM in Finnland zum Standard-Repertoire der trotzdem begeisterten Besucher.

Tatyana Lebedeva springt jetzt alleine um den Millionen-Jackpot (Foto: Chai)
15 Weltmeister von Helsinki hatten den Weg nach Zürich angetreten. Sechs von ihnen mussten sich bei der WM-Revanche auf Schweizer Boden geschlagen geben. Im Mittelpunkt stand außerdem der Auftritt der beiden Anwärterinnen auf den Millionen-Jackpot der Golden League. Christine Arron (100m) blieb dabei im Gegensatz zu Tatyana Lebedeva, die sich im Dreisprung zum vierten Mal behaupten konnte, auf der Strecke.Für die französische Sprinterin war das Rennen bald verloren. Die Konkurrentinnen enteilten ihr schon früh, so dass sie den Rückstand nicht mehr wett machen konnte. Am Ende blieb Christine Arron (10,99 sec) nur Platz vier. "Das Geld des Jackpots habe ich nicht verloren, ich hätte es noch gewinnen müssen", sagte sie, "ich hatte Schwierigkeiten, ins Rennen zu finden. Das lag daran, dass ich von der WM noch müde war. Die Zeit ist gar nicht mal so schlecht, deshalb würde ich nicht von einer großen Enttäuschung sprechen."
Aber auch die Weltmeisterin Lauryn Williams (USA; 10,88 sec) musste sich geschlagen geben. Die Jamaikanerin Veronica Campbell (10,85 sec) hatte auf den letzten Metern das nötige Stehvermögen, um sie in einer neuen persönlichen Bestzeit knapp zu schlagen. Der Männersprint mit Weltmeister Justin Gatlin (USA) war bei dessen Siegerzeit von 10,14 Sekunden weniger hochklassig als erwartet.
"Gegen mich und die Schmerzen"
Mit der Niederlage von Christine Arron ist mit Tatyana Lebedeva nun nur noch eine Anwärterin auf den ganz großen Topf der Golden League übrig.
Die nach einer Achillessehnenverletzung wieder einsatzbereite Russin bezwang im Dreisprung mit 14,94 Metern aus dem fünften Durchgang die jamaikanische Weltmeisterin Trecia Smith (14,67 m) klar. Ihr fehlen jetzt nur noch zwei Siege, in Brüssel und Berlin, zum großen Zahltag.
"Zu Beginn des Wettbewerbs machte ich mir Gedanken wegen meiner Verletzung, aber mit jedem Sprung wurde es besser, und ich hatte überhaupt keine Probleme. In diesem Bewerb ging es nicht gegen die anderen, sondern nur gegen mich selbst und die Schmerzen", erklärte die Weitsprung-Olympiasiegerin.
Sanya Richards stark
Zu den geschlagenen Weltmeisterinnen gehörte in einem hochklassigen Rennen, vielleicht sogar dem Höhepunkt des Abends, die Viertelmeilerin Tonique Williams-Darling (Bahamas), der eine glänzende Zeit von 49,30 Sekunden nicht reichte, um das erst 20 Jahre alte US-Girl Sanya Richards, die in 48,92 Sekunden auf Platz neun der ewigen Weltbestenliste über 400 Meter lief, in Schach zu halten.
"Ich bin sehr zufrieden, weil ich mich für Helsinki revanchieren konnte, wo Tonique gewann und ich nur Zweite wurde. Ich bin eine fantastische Zeit gelaufen. Schneller hätte ich unter diesen Bedingungen nicht sein können", stellte die siegreiche Vize-Weltmeisterin fest.
Denkwürdig war letztlich auch die Konstellation über 800 Meter bei den Männern. Dort gewann der Spanier Antonio Reina den B-Lauf in 1:44,32 Minuten und war damit schneller als der spätere Erste des Hauptrennens, Wilfred Bungei (Kenia; 1:44,87 min). Der Deutsche Meister René Herms (LG Asics Pirna) stand ebenfalls im B-Lauf auf der Bahn und wurde dort in 1:45,88 Minuten Siebter.
Gleich zwei Weltmeister trafen über 3.000 Meter aufeinander. Das Duell unterband der Äthiopier Kenenisa Bekele als überlegener Sieger in 7:32,59 Minuten vorzeitig, dem Kenianer Benjamin Limo (7:38,93 min) blieb nur Platz vier. Bei den Frauen setzte sich auf dieser Strecke die Wahl-Schweizerin Maryam Jamal (Bahrain; 8:29,45 min) durch. Die Siegerländerin Sabrina Mockenhaupt belegte in 8:52,59 Minuten Platz elf.
Claudia Marx erkältet
Dass das Wetter inzwischen auch bei den Athleten an den Nerven zehrt, unterstrich die russische Weltmeisterin und Weltrekordhalterin Yuliya Nosova-Pechonkina, die in 53,30 Sekunden die 400 Meter Hürden standesgemäß gewann: "Es regnet, und ich will irgendwo ins Trockene. Ich bin froh, dass das Rennen vorbei ist." Bereits erkältet war die Erfurterin Claudia Marx an den Start gegangen, was auch Platz acht in 57,83 Sekunden erklärte.
Für das Zürich-Highlight aus deutscher Sicht sorgte Thomas Blaschek. Bis auf eine Hundertstel lief der Leipziger im B-Lauf über 110 Meter Hürden in 13,32 Sekunden an seine Bestzeit heran. "Ich hab's mir viel schwieriger vorgestellt, hier zu gewinnen, vor allem wegen der Amerikaner. Ich habe zwar am Anfang zu lange Schritte gemacht, konnte das aber nach hinten korrigieren. Die letzten Meter sind meine Stärke", sagte er nach dem guten Auftritt. Im A-Rennen blieb dem Weltmeister Ladji Doucoure (Frankreich; 13,23 sec) nur Platz drei hinter dem US-Amerikaner Dominique Arnold (13,03 sec) und dem Olympiasieger Liu Xiang (13,12 sec).
Mark Frank Wetter gewohnt
Nur acht Zentimeter fehlten dem Esten Gerd Kanter im Diskuswerfen, um dem Weltmeister Virgilius Alekna (Litauen; 68,00 m) die zweite Niederlage nach der WM beizubringen. Die beiden Deutschen, Lars Riedel (LAC Erdgas Chemnitz; 62,65 m) und Michael Möllenbeck (TV Wattenscheid 01; 61,18 m), verpassten auf den Rängen neun und zehn den Endkampf.
"Wir sind das Wetter jetzt gewohnt", stellte der Rostocker Speerwerfer Mark Frank, der bei seinem vierten Wettkampf innerhalb von einer Woche mit 80,53 Metern Sechster wurde, fest. Der Finne Tero Pitkämäki rehabilitierte sich mit 88,71 Metern als Sieger für seinen nervenschwachen WM-Auftritt, wo er eine Medaille verpasst hatte.
Stabhochspringer hadern mit Regen
Weit weniger gut zurecht kamen die Stabhochspringer mit dem neuerlichen Regen. Deshalb sprangen auch einzelne Athleten wie der niederländische Weltmeister Rens Blom (5,50 m) den Wettkampf, den der Italiener Giuseppe Gibilisco (5,70 m) gewann, nicht zu Ende. Bester Deutscher war wie in Helsinki als Fünfter der Kölner Tim Lobinger (5,60 m). Danny Ecker (TSV Bayer 04 Leverkusen), bei dem wenige Stunden vor seinem Start noch eine Sehnenscheidenentzündung festgestellt wurde, kam über 5,50 Meter nicht hinaus. Sein Vereinkollege Lars Börgeling verließ wie schon bei der WM ohne gültigen Versuch die Anlage.
In einem U23-Wettkampf war der Schalker Sebastian Ernst am Start. Er wurde dort über 200 Meter in 20,78 Sekunden Dritter hinter dem Nigerianer Olusoji Fasuba (20,65 sec) und dem Belgier Kristof Beyens (20,77 sec).
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