Tatyana Lebedeva siegt beim Weltfinale doppelt
Eine Doppelsiegerin und herausragende Sprints standen am Sonntag bei der zweiten Halbzeit des Weltfinales in Stuttgart im Mittelpunkt. Ihrem Erfolg am Samstag ließ Weitenjägerin Tatyana Lebedeva (Russland) einen zweiten Sieg folgen. Tyson Gay (USA) gewann die 200 Meter in 19,68 Sekunden, Sherone Simpson (Jamaika) die 100 Meter mit 10,89 Sekunden.
Tatyana Lebedeva feierte einen Doppelerfolg (Foto: Chai)
Die erneut 28.000 Zuschauer bekamen das viertschnellste Rennen der Geschichte über 200 Meter zu sehen. Auf deutschem Boden hatte es eine solch flotte Zeit überhaupt noch nicht gegeben. Der US-Amerikaner Tyson Gay steigerte sich um vier Hundertstel auf erstklassige 19,68 Sekunden und distanzierte damit die Konkurrenz um seinen Landsmann Wallace Spearmon (19,88 sec) klar. Nur zwei Sprinter waren bislang überhaupt schneller: Weltrekordhalter Michael Johnson (USA; 19,32 bzw. 19,66 sec) und bereits in diesem Jahr Xavier Carter (USA; 19,63 sec).Einzige Doppelsiegerin des Weltfinales wurde die Russin Tatyana Lebedeva, die nach dem Weitsprung auch den Dreisprung für sich entschied und damit die Siegprämie von 30.000 US-Dollar gleich doppelt abräumte. 14,82 Meter aus dem zweiten Versuch reichten der Spitzenverdienerin, die im letzten Jahr alleine den Millionenjackpot der Golden League vereinnahmt hatte, zum ersten Platz. "Der Sieg war ein toller Abschluss für meine Saison", sagte die Osteuropäerin.
Dagegen kam Meseret Defar wie schon vor einer Woche beim Golden-League-Finale in Berlin ihrer äthiopischen Landsfrau Tirunesh Dibaba, die am Samstag die 5.000 Meter ganz knapp gewonnen hatte, nun beim Abkassieren erneut in die Quere. Auf den 3.000 Metern gelang ihr die Revanche innerhalb von 24 Stunden mit einer Zeit von 8:34,22 Minuten und 52 Hundertstel Vorsprung.
Siege beim zweiten Anlauf
Die US-Amerikanerin Sanya Richards verpasste ihrerseits nur knapp einen Doppelsieg. Die 21-Jährige gewann nach ihrem zweiten Platz über 200 Meter ihre Paradestrecke, die 400 Meter, klar. Mit 49,25 Sekunden lief sie ihre zweitschnellste Zeit des Jahres.
Ebenfalls ein beeindruckendes zweites Rennen bot die Jamaikanerin Sherone Simpson an. In 10,89 Sekunden deklassierte sie über 100 Meter auf der schnellen grünen Bahn nach einem dritten Platz auf der längeren Sprintstrecke nun am Sonntag ihre Konkurrenz. Es war das drittschnellste Rennen des Jahres und auch ihrer Karriere für die 22-Jährige.
Am zweiten Tag gab es auch den zweiten deutschen Sieg. Nach der Frankfurterin Betty Heidler, die am Samstag das Hammerwerfen gewonnen hatte, war es nun standesgemäß die Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch (SC Neubrandenburg), die sich mit 64,73 Metern klar durchsetzte (wir berichteten).
Europameister siegt über 400 Meter Hürden
Die weiteren Entscheidungen spielten sich, soweit nicht taktische Maßgaben schnelle Zeiten verhinderten, auf einem hohen Niveau ab.
Taktik war das Schlagwort etwa über 5.000 Meter. In einem mit mäßigem Tempo vorgetragenen Rennen ließ sich Weltrekordhalter Kenenisa Bekele nicht überraschen. Der Kenianer Edwin Cheriuyot Soi (13:49,45 min) verhinderte dahinter als Zweiter einen äthiopischen Dreifacherfolg.
Stärker präsentierten sich die Kenianer auf den kürzeren 1.500 Metern. Dort wurden Alex Kipchirchir (3:32,76 min) und Augustine Kiprono Choge (3:33,37 min) nur vom dem aber ebenfalls aus Kenia stammenden US-Amerikaner Bernard Lagat (3:32,93 min) von einem Doppelerfolg abgehalten.
Nur eine Zehntel blieb über 400 Meter Hürden der siegreiche Periklís Iakovákis über seinem griechischen Landesrekord. In einer Zeit von 47,92 Sekunden ließ der Europameister die gesamte Gegnerschaft aus Übersee hinter sich und zeigte damit, dass er in diesem Jahr die Weltspitze erklommen hat.
Peter Esenwein starker Dritter
Zum ersten Mal seit vier Wochen bestritt der Olympia-Dritte Paul Kipsiele Koech über 3.000 Meter Hindernis wieder einen Wettkampf, nachdem er in der zweiten Hälfte der Golden League nicht mehr zum Zug gekommen war. So bestens motiviert, lieferte der Kenianer einen erfolgreichen Sololauf ab, der nach 8:01,37 Minuten zu Ende ging.
Ein spannender Zweikampf von zwei jungen Athleten entwickelte sich im Männer-Hochsprung. Der Schwede Linus Thörnblad rang bei jeweils im zweiten Versuch übersprungenen 2,33 Metern den russischen Europameister Andrey Silnov aufgrund der geringeren Anzahl an Fehlversuchen nieder.
Im Speerwerfen überraschte Lokalmatador Peter Esenwein (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) mit einer neuen Saisonbestweite von 85,30 Metern, die Platz drei hinter Olympiasieger und Europameister Andreas Thorkildsen (Norwegen; 89,50 m) und Tero Pitkämäki (Finnland; 88,25 m) wert war.
Seinen letzten großen internationalen Wettkampf beendete Weltrekordhalter Jan Zelezny (Tschechische Republik; 81,36 m) als Sechster.
Markus Esser trotzt Verletzung
Mit dem besten Wettkampf seit der EM schloss der Leverkusener Hammerwerfer Markus Esser die Saison gut ab. Wie schon in Göteborg (Schweden) belegte er mit 79,19 Metern einen vierten Platz und das hinter drei 80-Meter-Werfern. Olympiasieger Koji Murofushi (Japan; 81,42 m) besiegte im Kampf um die Siegprämie den Welt- und Europameister Ivan Tikhon (Weißrussland; 81,12 m) und den Ungarn Krisztian Pars (80,41 m).
Markus Esser war mit dem Ergebnis überaus zufrieden, nachdem er sich im Laufe der Woche noch bei einer Demonstration für das Steinstoßen eine Bauchmuskel- und Adduktorenverletzung zugezogen hatte: "Ich habe mich bei dieser Atmosphäre, die Spaß gemacht hat, durchgebissen. Ich kann mit Sicherheit nicht traurig sein."
Der Golden-Leauge-Jackpotgewinner Irving Saladino (Panama), der in diesem Jahr nur zwei Niederlagen einstecken musste, behielt auch beim Weltfinale im Weitsprung die Oberhand. Mit im dritten Durchgang erzielten 8,41 Metern setzte er sich um sieben Zentimeter gegen den Saudi Mohamed Salman Al Khuwalidi (8,34 m) durch.
Kirsten Bolm verspielt schnelle Zeit
Über 800 Meter machten die Weltmeisterin Zulia Calatayud (Kuba; 1:59,02 min) und die Commonwealth-Games-Siegerin Janeth Jepkosgei (Kenia; 1:59,10 min) in einem spannenden Zweikampf die Siegprämie von 30.000 US-Dollar unter sich aus.
Kirsten Bolm kämpfte im Laufe ihres Rennens über 100 Meter Hürden zunächst um einen der vorderen Plätze, an der drittletzten Hürde kam die Mannheimerin allerdings aus dem Rhythmus und trudelte daraufhin nur noch als Achte in 13,37 Sekunden aus. "Ich bin gegen die Hürde gedonnert und mit dem rechten Fuß hängen geblieben. Das ist mir das erste Mal in meinem Leben passiert. Ich hätte 12,50 Sekunden und mein bestes Rennen überhaupt laufen können. Es war alles super, bis ich zu denken angefangen habe", erklärte die Vize-Europameisterin, die unmittelbar nach dem Lauf noch im Innenraum des Stadions für ihre Fans einige Minuten lang Autogramme schrieb. Weltmeisterin Michelle Perry (USA; 12,52 sec) gewann den Lauf und damit auch ihren neunten Wettkampf in Folge.
Petra Lammert unzufrieden
Der Stabhochsprung der Frauen musste ohne einen Weltrekordversuch von der Russin Yelena Isinbayeva auskommen. Die Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin scheiterte, nachdem sie mit 4,75 Metern bereits gewonnen hatte, an 4,85 Metern. Junioren-Weltrekordhalterin Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen; 4,50 m) wurde Sechste, die kurzfristig noch ins Feld gerückte Ludwigshafenerin Nastja Ryshich (4,40 m) belegte Rang acht.
Im Frauen-Kugelstoßen machte die Europameisterin Natalia Khoroneko (Weißrussland) mit 19,81 Metern bereits im ersten Durchgang alles klar. Die beiden Deutschen, Petra Lammert (SC Neubrandenburg; 18,67 m) und Nadine Kleinert (SC Magdeburg; 18,18 m), landeten auf den Rängen fünf und sechs. Die aus der Region stammende EM-Dritte Petra Lammert ärgerte sich über ihren Wettkampf: "Ich bin nicht zufrieden. Nach den Trainingsleistungen dachte ich, dass ich 19 Meter stoßen kann. Es lag nur an mir. Es kann sein, dass ich zuviel gewollt habe."
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