Athleten und Offizielle freuen sich bei der Auftakt-Pressekonferenz in Lille auf die Team-EM: Svein Arne Hansen, Thomas Röhler, Jazmin Sawyers (von links) sowie die Franzosen Kafétien Gomis und Mélina Robert-Michon (beide ganz rechts).
Team-EM: Thomas Röhler will voll punkten
Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler war am Freitagmittag bei der großen Auftakt-Pressekonferenz der Team-Europameisterschaften in Lille (Frankreich; 23. bis 25. Juni) der gefragteste Athlet. Nach seinen starken Vorleistungen ist für ihn klar: Es soll in seiner Disziplin die volle Punktzahl von zwölf Zählern für das deutsche Team rausspringen – auch wenn die Konkurrenz nicht zu unterschätzen ist. In Reichweite ist auch der Meisterschaftsrekord.
Vor versammelter internationaler Presse war der 93,90-Meter-Wurf von Thomas Röhler (LC Jena) aus Doha (Katar) das erste Thema, wonach der Olympiasieger gefragt wurde. "Der Wurf hat mein Leben nicht verändert, die Leistung gibt mir aber viel Selbstbewusstsein und eine Extra-Motivation für die restliche Saison", sagte der 25-Jährige. Er sei immer noch hungrig. "Die 100 Meter sind ein großes Ziel, das mich täglich antreibt, auch wenn ich es vielleicht nie erreichen werde", meinte der deutsche Rekordler über die Distanz, die normal Sprinter zurücklegen.
In Reichweite für Thomas Röhler könnte am Wochenende erstmal eine andere Marke sein. Der Meisterschaftsrekord des Finnen Tero Pitkämäki steht bei 86,78 Metern – aufgestellt bei der Team-EM 2009 in Bergen (Norwegen). "Die Anlaufbahn in Lille ist schön, ich habe sie schon getestet", zeigte sich der Jenaer zuversichtlich, dass sein Speer weit fliegen könnte. Der Rekord sei "cool", aber eine Prognose, ob es tatsächlich klappt schwierig. Denn der Wind sei in diesem Stadion eine unberechnbare Komponente, die förderlich oder kontraproduktiv wirken kann.
"Enger Wettbewerb"
Seinen vermeintlich stärksten Konkurrenten, den Diamond League-Sieger von 2016 Jakub Vadlejch (Tschechien; 87,91 m), schlug der Deutsche Meister in dieser Saison zwar bei jedem Wettkampf. Doch auch der griechische U23-Rekordler Ioánnis Kiriazís (88,01 m) sei nicht zu unterschätzen. "Das wird am Samstagabend ein enger Wettbewerb", meinte Thomas Röhler. "Mein Anspruch ist es immer zu gewinnen, ich will die maximale Punktezahl holen." Für die Disziplin-Sieger gibt es jeweils zwölf Punkte, für Platz zwei elf, für das Schlusslicht der elf Nationen noch zwei Punkte. "Wir haben als Team gute Chancen."
Um den Titel des Team-Europameisters kämpfen auch die Gastgeber. Unter den drei zur Pressekonferenz geladenen französischen Athleten war die nationale Rekordhalterin im Diskuswurf Mélina Robert-Michon. "Ich hoffe, dass ich in meinem Wettbewerb vorne stehe, aber ich weiß, dass die Konkurrenz stark ist", sagte die Olympia-Zweite, die bei der Punktejagd auf die WM-Dritte Nadine Müller (SV Halle) trifft. "Für uns ist es eine tolle Sache, vor Heim-Publikum zu starten", meinte der Acht-Meter-Weitspringer Kafétien Gomis, der im Stadion Lille Métropole tagtäglich trainiert.
Für den Präsidenten der Europaverbandes EAA Svein Arne Hansen sind "die Athleten die Stars der kommenden Tage", über 1.000 Sportler und Offizielle nehmen an den Team-Europameisterschaften 2017 teil, die als Event-Format in Zukunft noch attraktiver gestaltet werden sollen. Eine Innovation gibt es schon dieses Mal: Durch die vorgezogene Qualifikation am Freitag mit Vorläufen über 100 bis 400 Meter (inklusive Hürden) kann das Wettkampf-Programm Samstag und Sonntag sehr komprimiert und geballt mit Finals ausgetragen werden.
