Teddy Tamgho - Aus dem Nichts zum Weltrekord
Nur neunmal in seiner Karriere beendete Teddy Tamgho einen Wettkampf jenseits der 17-Meter-Marke. Bei der Hallen-WM in Doha (Katar) folgte Nummer zehn. Mit einem Satz auf 17,90 Meter stellte der erst 20 Jahre alte Franzose einen neuen Hallen-Weltrekord im Dreisprung auf und hat noch großes vor. "Ich will so viele Medaillen wie möglich gewinnen und über 18 Meter springen", sagte der Pariser nach seinem Gold-Sprung.
Gleich im ersten Sprung flog Teddy Tamgho im Aspire Dome von Doha auf eine Weite von 17,41 Meter und überbot seine Saisonbestleistung damit um 16 Zentimeter. "Der erste Sprung war richtig schlecht und trotzdem relativ weit. Da wusste ich, dass was geht", sagte der 20-Jährige, der nicht gerade mit bescheidenen Zielen nach Doha gereist war. "Ich wollte gewinnen", sagte der selbstbewusste Franzose.Gold schien jedoch schon früh im Wettkampf vergeben zu sein. Der Kubaner Yoandris Betanzos setzte gleich in Durchgang eins ein Ausrufezeichen. 17,69 Meter bedeuteten die Führung und eine neue Bestleistung für den 28-Jährigen. Eine Marke, an der sich alle Konkurrenten die Zähne ausbissen - bis zum vorletzten Sprung der Konkurrenz.
Nur noch Teddy Tamgho konnte den Kubaner vom Thron stoßen und er tat es auf beeindruckende Weise. 17,90 Meter weit flog der 1,84 Meter große Dreispringer. Damit übertraf er seine eigene Bestleistung um 32 Zentimeter, den Hallen-Weltrekord von Christian Olsson (Schweden; 2004) und Aliecer Urrutia (Kuba; 1997) um sieben Zentimeter und wurde Hallen-Weltmeister - für Frankreich das erste Einzel-Gold bei einer Hallen-WM seit 2004.
Siegessicher
"Ich habe nicht gedacht, dass ich heute für Gold so weit springen muss, aber ich wusste, dass ich es drauf habe. Bereits 2009 in Bercy hatte ich einige Sprünge nah an die 18 Meter, die alle nur knapp übertreten waren", sagte der Schützling von Jean-Hervé Stievenart, der bei besagtem Wettkampf mit 17,58 Metern seine Bestleistung aufgestellt hatte.
Obwohl Teddy Tamgho in Doha der jüngste Dreispringer im Finale war, agierte er cool und abgeklärt und profitierte auch von Tipps der Konkurrenz. Der Brasilianer Jadel Gregorio sagte: "Erst springen, dann explodieren." Der Franzose folgte dem Rat, wurde mit Gold belohnt, und als die Weite aufleuchtete gab es kein Halten mehr.
Von der Leistung des 20-Jährigen war auch der entthronte Hallen-Weltrekordler Christian Olsson, der in Doha mit 17,23 Metern Vierter wurde, begeistert. "Er ist hier phänomenal gesprungen", sagte der 31 Jahre alte Schwede anerkennend.
Frankreichs große Hoffnung
Seit seinem Weltrekord-Sprung ist Teddy Tamgho die große Hoffnung Frankreichs für die Zukunft. Bei einer Umfrage der Sporttageszeitung L'Équipe wählten 59 Prozent den Dreispringer als den Athleten, der in den kommenden Jahren die französische Leichtathletik anführen wird.
Das war nicht immer so. 2008 sprang Teddy Tamgho in Bydgoszcz (Polen) bei der U20-WM mit 17,33 Metern bei zu viel Rückenwind (+2,1 m/s) zu Gold, konnte im Anschluss aber die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Erst scheiterte er an der Qualifikation für die Olympischen Spiele in Peking (China), dann schied er bei der Hallen-WM in Turin (Italien) mit blamablen 15,94 Metern bereits in der Qualifikation aus und auch bei der WM in Berlin lief es alles andere als rund. Nach Bestleistung (17,11 m) in der Qualifikation, war der elfte Platz im Finale mit 16,79 Metern eine große Enttäuschung. "Ich bin im letzten Jahr viel kritisiert worden, aber ich bin erst 20 Jahre, da bringt mich das nicht um", sagte Teddy Tamgho.
18 Meter im Visier
Geht es nach Teddy Tamgho, dann sind 17,90 Meter noch lange nicht das Ende. "Ich will mich noch überall verbessern und über 18 Meter springen", sagte der Franzose. Bislang kamen erst zwei Dreispringer in den Genuss eines 18-Meter-Sprungs. Nur dem Briten Jonathan Edwards (18,29 m) und dem US-Amerikaner Kenny Harrison (18,09 m) gelang dieses Kunststück.
Bevor Teddy Tamgho aber zu neuen Flügen ansetzt, ist erst einmal Erholung angesagt. In Miami (USA) macht der Franzose einige Tage Urlaub bei seiner Schwester, um dann mit frischen Kräften in die Vorbereitung auf den EM-Sommer zu starten.
Weltrekordsprung von Teddy Tamgho |