Schwedens Sprintstaffel träumt von EM-Medaille
"Wir träumen von einer Medaille", bekennt Emma Rienas, die Startläuferin der schwedischen 4x100-Meter-Staffel, die so gar nicht typisch skandinavisch aussieht. Als realistisches Ziel gibt sie für die Europameisterschaft in Göteborg (Schweden; 7. bis 13. August) aber etwas anderes aus: "Wir wollen ins Finale. Wir werden sehen..."
Emma Rienas träumt von Staffel-Edelmetall (Foto: Valkonen)
Wie sehr sich das Quartett der Gastgeber von vielen der anderen Formationen unterscheidet, macht allein schon die Aufstellung, die letzte Woche in Karlskrona (Schweden) aufgeboten wurde und 43,86 Sekunden erreichte, deutlich. Emma Rienas war dort die einzige "Vollblutsprinterin". Nach ihr liefen Siebenkampf-Olympiasiegerin Carolina Klüft, Hürdensprinterin Susanna Kallur und, man höre und staune, Emma Green, die WM-Dritte im Hochsprung.Was auf den ersten Blick wie eine Behelfsstaffel aussieht, ist alles andere als das. Mit Jenny Kallur als weiterer Hürdensprinterin anstelle von Emma Green eilten die Schwedinnen im letzten Jahr zu einem Landesrekord von 43,61 Sekunden.
Man kennt sich
Mit den Kallur-Schwestern läuft Emma Rienas, die in Karlstad lebt und trainiert, schon seit rund sieben Jahren zusammen. Man kennt sich und man hilft sich gegenseitig: "Wir haben einen sehr guten Teamgeist."
Dass dieser auch bei der EM eine große Rolle spielen kann, steht außer Frage. Dazu kommt der Heimvorteil. "Das ist eine große Sache für uns. Es wird Spaß machen, dort zu laufen", meint Emma Rienas, die studiert, als Sportlehrerin arbeitet und in ihrem Sprinterinnendasein von ihrem Verein sowie ein paar Sponsoren unterstützt wird.
Dass ihr Traum von einer Staffelmedaille nicht utopisch ist, unterstreicht die 23-Jährige mit ihrer selbstbewussten Einschätzung: "Wenn alles perfekt passt, dann können wir 43,20 oder 43,30 Sekunden laufen." 2002 in München wäre man damit unter die ersten Vier gekommen. Immerhin. Darin begründet sich die Hoffnung.
Staffelstart von Carolina Klüft fraglich
Nicht auf eine Prognose festlegen und in die Karten schauen lassen will sich dagegen Siebenkampf-Star Carolina Klüft. Sie lächelt, auf die Staffelambitionen angesprochen, nur ein wenig und meint: "Wenn Emma das sagt, dann sollte man ihr das glauben." Ihre Zurückhaltung hat auch einen Grund. Schließlich hat sich die Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Europameisterin als wichtiger Baustein der Vier noch nicht definitiv zu einem Staffelstart entschlossen.
"Priorität hat der Siebenkampf, an zweiter Stelle steht der Weitsprung, dann kommt alles andere. Wir arbeiten in der Staffel gut zusammen, aber ich muss es auch erst dort einmal in das Team schaffen", sagt sie. Kompliziert wird es dadurch, dass der Frauen-Weitsprung und die Sprintstaffel am Abschlusstag auf dem Programm stehen und Carolina Klüft nur wenig Zeit zwischen beiden Entscheidungen bleiben würde. Möglicherweise wird erst in letzter Minute feststehen, ob sie die 4x100 Meter noch läuft und danach an die Weitsprunganlage geht oder eben nicht.
Emma Green dabei?
Eine andere, bei der es momentan im Hochsprung nicht nach Wunsch klappt, hofft auf ihre Chance und wäre bereit, im Ernstfall einzuspringen. Emma Green nämlich. Ihr Sprintvermögen ist enorm. Am 12. Mai lief sie in Doha (Katar) die 100 Meter in 11,58 Sekunden. Für den Europacup in Malaga (Spanien; 28./29. Juni) wurde sie nun nicht nur für die Staffel, sondern auch auf den 200 Metern nominiert, nachdem im Hochsprung ohnehin an Weltmeisterin Kajsa Bergqvist kein Weg vorbeiführt.
Nicht ausgeschlossen also, dass Emma Green es sein wird, die im August in Göteborg den Staffelstab ins Ziel bringt. Die Zeit, die dann auf der Tafel erscheint, entscheidet darüber, ob der Traum von Emma Rienas in Erfüllung geht oder nicht.