Steffi Nerius geht auf Risiko
In den letzten Jahren hat sich Steffi Nerius als jene Speerwerferin einen Namen gemacht, die sich durch eine beeindruckende Konstanz auszeichnet und sich als verlässliche Medaillenlieferantin hervortut. In diesem Sommer schwanken ihre Leistungen. Von 61-Meter-Weiten bis zur Saisonbestleistung von 65,78 Metern reicht ihr Spektrum in der bisherigen Saison. "Das ist kurios", meint die Leverkusenerin selbst.

Steffi Nerius vermisst die altbekannte Konstanz, will aber 67 Meter weit werfen (Foto: Kiefner)
Manchmal habe sie beim Einwerfen ein gutes Gefühl, im Wettkampf liefe es dann gar nicht. Wenn sie aber dort gut drauf sei, dann glaube sie auch daran, 67 Meter werfen zu können. Steffi Nerius sagt, sie hätte Schwierigkeiten, einen Wettkampf zu drehen. So wie am Mittwoch beim Grand-Prix-Meeting in Ostrava (Tschechische Republik) etwa, wo es bei vier Würfen jenseits der 61 Meter blieb, ohne die 62 Meter zu übertreffen. Ein unbefriedigender dritter Platz stand am Ende für die Europameisterin zu Buche.Von ihren ungewohnten Schwankungen will sich Steffi Nerius, die mit einem veränderten Anlauf experimentierte, allerdings nicht beirren lassen. "Im Training habe ich so weit wie seit zehn Jahren nicht mehr geworfen. Es ist nur das Problem, dass ich dieses Gefühl nicht in den Wettkampf nehmen kann."
Normal weitertrainieren
Vier Starts hat sie vor der Weltmeisterschaft in Osaka (Japan; 25. August bis 2. September) noch geplant. Nach den großen Meetings in Athen (Griechenland) und Lausanne (Schweiz) stehen die Deutschen Meisterschaften in Erfurt (21./22. Juli) und schließlich im August das heimische Bayer-Meeting an. "Ich werde ansonsten ganz normal weitertrainieren", erklärt Steffi Nerius, die momentan mit einem beidseitigen Fersensporn kämpft. "Ich denke aber, ich bin gut im Plan."
Respekt zollt sie ihrer nationalen Widersacherin Christina Obergföll. Der kürzliche Europarekord der Offenburgerin von 70,20 Metern hat sie nicht überrascht. Steffi Nerius traut der Vize-Weltmeisterin noch mehr zu: "Ich glaube, dass sie dieses Jahr noch Weltrekord wirft."
Christina Obergföll schwer zu schlagen
Überrascht war Steffi Nerius, dass es bei den direkten Aufeinandertreffen im Juni in Kassel und Cottbus doch eher knapp war. "Ich hätte nicht gedacht, dass es dort so eng wird. Ich muss einen super Tag haben, um Christina zu schlagen."
Mit Blick auf die WM glaubt Steffi Nerius, dass die kubanische Titelverteidigerin Osleidys Menendez momentan fleißig für eine gute Form trainiert und dass es dann in Japan, auch noch mit der Ostrava-Siegerin Barbora Spotakova (Tschechische Republik), so "richtig spannend werden kann".
Auf Risiko
Dort wird auch Steffi Nerius wieder als eine heiße Medaillenanwärterin antreten. Zwar fehlt ihr noch eben jene gewohnte Konstanz, die ihr Sicherheit gibt ("Das Gefühl habe ich momentan gar nicht"), doch kämpferisch erklärt sie: "Jetzt werfe ich gerade mal kürzer und mal weiter. Vielleicht hat das aber den Vorteil, dass ich auch mal 67 Meter werfen kann. Ich habe die letzten drei Jahre auf Sicherheit gemacht. Jetzt gehe ich auf Risiko."