Thomas Bach will IOC-Präsident werden
Von einer Niederlage will Thomas Bach nichts wissen. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) geht mit sehr guten Chancen ins Rennen um das wichtigste Amt im Weltsport. Bei der Wahl am 10. September in Buenos Aires (Argentinien) will er als erster Deutscher Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) werden.

„Das ist eine einmalige Gelegenheit, dem Sport vieles zurückzugeben. Das ist meine Motivation“, sagte Bach am Donnerstag im Haus des deutschen Sports in Frankfurt/Main vor neun Kamerateams und knapp 50 Journalisten.
Entscheidung am 10. September
Die 125. Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees wird am 10. September in Buenos Aires entscheiden, wer als neunter IOC-Präsident die Nachfolge des Belgiers Jacques Rogge antritt.
Nach den gescheiterten Bemühungen von Willi Daume 1980 ist Bach erst der zweite Deutsche, der den olympischen Gipfelsturm versucht. In einem Brief hatte er Rogge und die restlichen IOC-Mitglieder über sein Vorhaben informiert.
Unterstützung vom DLV-Präsident
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich erfreut über die Nachricht. Merkel schätze Bach, sagte eine Regierungssprecherin. „Die Bundeskanzlerin begrüßt seine Kandidatur sehr und wünscht ihm Erfolg.“
Auch DLV-Präsident Clemens Prokop äußerte sich positiv zur Kandidatur: „ Aus meiner Sicht hat er sehr gute Chancen, er genießt ein sehr hohes Ansehen bei den IOC-Mitgliedern, er wird offenkundig von vielen unterstützt. Ich denke, dass der deutsche Sport alles tun sollte, um Thomas Bach bei seiner Kandidatur zu unterstützen.“
Null Toleranz im Anti-Doping-Kampf
Sein Wahlprogramm will Bach bei der offiziellen Abgabe seiner Kandidatur in etwa vier Wochen vorstellen. Bisher hat sich der einflussreiche Netzwerker als Vertreter der traditionellen olympischen Werte positioniert.
Bach will das sportliche Weltparlament für Diskussionen mit hochrangigen Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Kultur öffnen. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) steht für eine Null-Toleranz-Politik im Anti-Doping-Kampf, eine Modernisierung des Olympia-Programms, eine Reform der Jugendspiele und eine Eindämmung des Gigantismus, mit der das Problem der sinkenden Zahl olympischer Bewerberstädte gelöst werden soll.
Konkurrenz auch durch Sergey Bubka
Sein vermeintlich härtester Rivale im Ringen um den begehrten Posten, Richard Carrion, will seine Kandidatur nach Agentur-Informationen zeitnah ebenfalls bekanntgeben. Der 60 Jahre alte Banker aus Puerto Rico, Direktor der Finanz-Kommission im IOC und damit wichtigster Geldbeschaffer für Rogge, hat für die Olympier den Rekord-TV-Deal mit dem US-Giganten NBC über 4,382 Milliarden Dollar für die Spiele 2014 und 2016 ausgehandelt - über das Geld hinaus äußert er sich aber selten zur olympischen Politik.
Bach fühlt sich bereit für das härteste Duell seiner sportpolitischen Karriere. Neben Carrion wird u.a. auch der ukrainische Stabhochsprung-Weltrekordler Sergey Bubka als Konkurrent gehandelt.
Will ehrenamtlich arbeiten
Bach hat als DOSB-Gründungspräsident in seiner bisher siebenjährigen Amtszeit bewiesen, dass er Politik und Wirtschaft erfolgreich zusammenführen kann. Für den deutschen Sport hätte seine internationale Beförderung historische Dimensionen. Anders als von Rogge gefordert will Deutschlands Ober-Olympier ehrenamtlicher IOC-Präsident bleiben. Seine zahlreichen beruflichen Tätigkeiten wird er aber aufgeben und mit Ehefrau Claudia, einer Gymnasiallehrerin für Englisch und Geschichte, nach Lausanne umziehen müssen.
Bach hat durch sein Bekenntnis für Klarheit gesorgt, aber auch viele Fragen aufgeworfen. Wann würde er bei einem Wahlsieg in Buenos Aires sein DOSB-Amt abgeben? Wer könnte dann für eine taugliche Langzeitlösung in der deutschen Dachorganisation sorgen, und wie will der DOSB mit einem Führungsvakuum eine mögliche Münchner Olympia-Bewerbung um die Winterspiele 2022 erfolgreich stemmen? In der DOSB-Präsidiumssitzung am Montag in Hamburg werden erste Antworten erwartet.
Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)