Thomas Bach zum IOC-Präsidenten gewählt
Jahrelang hat Thomas Bach darauf hingearbeitet, jetzt ist der Jurist aus Tauberbischofsheim auf dem Gipfel der sportpolitischen Macht angekommen. Der 59-Jährige wird das Internationale Olympische Komitee (IOC) als neunter Präsident in die Zukunft führen.
Thomas Bach ist der neue Herr der Ringe. Der Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim feierte im Wahlfinale am Dienstag in Buenos Aires (Argentinien) einen souveränen Zweitrundensieg und wurde als neunter Präsident der 119-jährigen IOC-Geschichte zum Nachfolger des scheidenden Belgiers Jacques Rogge gewählt.Bach erhielt die absolute Stimmenmehrheit der 93 wahlberechtigten Olympier. 22 Jahre nach seiner Aufnahme ins IOC als ambitionierter Advokat ist der 59-Jährige als erster Deutscher auf dem Gipfel der Macht angekommen. Willi Daume war 1980 beim Aufstieg auf den Olymp gescheitert. Bach wurde für acht Jahre gewählt mit einer Option auf weitere vier Jahre.
"Überwältigendes Zeichen des Vertrauens"
"Ich will aus tiefem Herzen meinen Freunden danken. Das ist ein überwältigendes Zeichen des Vertrauens. Ich weiß um die große Verantwortung eines IOC-Präsidenten. Ich werde mein allerbestes tun", sagte der neu gewählte IOC-Präsident in einer ersten Stellungnahme und rief den Mitgliedern zu: "Ihr müsst wissen, meine Tür, meine Ohren und mein Herz sind immer offen."
"Der neue Präsident wird die beste Zeit seines Lebens haben", hatte Rogge bereits vor der Eröffnung der 125. IOC-Vollversammlung prophezeit - der 71-Jährige muss es wissen nach zwölf Jahren im Amt.
Rücktritt als DOSB-Präsident
Bach will sich ganz auf seine neue Herausforderung konzentrieren und seine Ämter weitgehend niederlegen. Bereits auf der nächsten Präsidiumssitzung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am 16. und 17. September in Frankfurt will er von seinem Posten als DOSB-Chef zurücktreten.
Bach hat vor seinem Aufstieg zehn Jahre unter Rogge als IOC-Vize gewirkt, in 14 Kommissionen mitgearbeitet und immerhin 15 Jahre in der Exekutive den Kurs der Welt-Organisation mitbestimmt. Der Olympiasieger von 1976 mit der Florett-Mannschaft lernte dadurch viele Facetten des Premiumprodukts Olympia kennen, die ihn jetzt zu einer "logischen Wahl", so IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger, machten.
Glückwunsch vom DLV-Präsidenten
"Herzlichen Glückwunsch an Thomas Bach! Es ist eine großartige Auszeichnung für ihn persönlich und für den deutschen Sport eine große Ehre", sagte Dr. Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), zu Bachs Aufstieg im Internationalen Olympischen Komitee.
Der DLV erhofft sich von der Wahl Thomas Bachs zum IOC-Präsidenten vor allem Impulse im Anti-Doping-Kampf. "Ich wünsche ihm, dass er sich mutig den zukünftigen Herausforderungen stellt und insbesondere im Kampf gegen Doping neue Akzente auf Ebene des IOC setzt", sagte Verbandschef Prokop.
Der DOSB mit Präsident Bach und Generaldirektor Michael Vesper an der Spitze lehnen diese staatliche Unterstützung bislang ab. Diese wurde nach der jüngsten Veröffentlichung einer Studie über Doping in Westdeutschland wieder neu diskutiert.
Zahlreiche Herausforderungen warten
Auf Thomas Bach als neuem starken Mann an der IOC-Spitze kommen sofort zahlreiche Herausforderungen zu. Die Winterspiele in knapp fünf Monaten in Sotschi sind durch drohende Terroranschläge, Menschenrechtsverletzungen und das heftig kritisierte Anti-Homosexuellen-Gesetz in Russland schon jetzt schwer belastet.
Substanzielle Bauverzögerungen in Rio de Janeiro sorgen das IOC vor dem Ringe-Spektakel 2016 an der Copacabana. Nach dpa-Informationen wurde bereits eine Verwarnung für die brasilianischen Olympia-Macher in Erwägung gezogen, um das Großprojekt nicht zu gefährden. Es gibt viel zu tun. Bach fühlt sich bereit.
Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)