Thomas Blaschek prescht in die Favoritenrolle
Thomas Blaschek (LAZ Leipzig) ist dort angekommen, wo er schon letztes Jahr hinwollte: an der Spitze der deutschen Hürdensprinter. Bei den Süddeutschen Hallen-Meisterschaften am 30. Januar in Karlsruhe packte er mit 7,64 Sekunden die Norm für die Hallen-EM in Madrid, in Erfurt (7,62 sec), Leipzig (7,63 sec) und Karlsruhe (7,61 sec) untermauerte er das bei seinen jüngsten Starts. Für die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Sindelfingen ist der Leipziger eindeutiger Favorit über 60 Meter Hürden.
Thomas Blaschek hat sich in eine gute Ausgangsposition gelaufen (Foto: Chai)
Im vorigen Jahr befand sich Thomas Blaschek auf einem guten Weg in Richtung Olympia. "Von Beginn an lief die Freiluftsaison bestens, wenn auch noch ohne Olympia-Norm. Doch das schien für mich nur eine Frage der Zeit", schaut der 23-Jährigenun dieser Tage zurück.
Aber dann kam der Schicksalsschlag im polnischen Bydgoszcz. Einen Tag vor seinem Einsatz im Europacup verletzte er sich beim normalen Techniktraining und brach sich das linke Schlüsselbein. "Damit war Athen eigentlich schon abgeschrieben. Aber in der Uniklinik Leipzig haben wir einen guten Doktor, der alles so hingebogen hat, dass ich schon eine Woche später wieder trainieren konnte", verteilt Thomas Blaschek Lob an die Medizin.
Form verschoben
Allerdings kosteten ihm Vollnarkose, Operation, Bettruhe und das ganze Drumherum mehr Kraft, als er gedacht hatte. Trotzdem versuchte er, seine letzte Chance bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig zu nutzen. Es wurde "nur" ein fünfter Rang, aber nach der Vorgeschichte war nicht mehr zu erwarten. Im Umfeld hatte man vorher sogar gefragt, warum er denn überhaupt schon laufe, und ihm geraten, doch lieber im Bett zu bleiben. Doch davon hielt Thomas Blaschek überhaupt nichts: "Ich bin Leistungssportler, habe Ziele, und wenn es nicht gegangen wäre, hätte ich es auch nicht probiert."
Die folgenden Wettkämpfe in Sondershausen, in Königs Wusterhausen und beim ISTAF in Berlin gaben ihm Recht. "Meine Form hatte sich wegen der Pause nur nach hinten verschoben. Allerdings merkte ich dann in Berlin doch, dass es eine lange Saison gewesen und ich einfach nicht mehr bei Kräften war."
Job aufgegeben
Es folgten drei Wochen Urlaub und ab Oktober ein reibungsloser Einstieg ins Wintertraining. Für eine wichtige Veränderung hatte der gebürtige Geraer selbst gesorgt: "Ich habe mich entschieden, nicht mehr neben dem Sport noch zu arbeiten. Zuvor war ich bei einer Immobilienfirma angestellt. Wenn ich etwas erreichen wollte, und das will ich, dann müsste es auch ohne die Arbeit gehen." Schnell merkte er, dass es die richtige Entscheidung war. "Mir bleibt einfach mehr Zeit für die Vor- und Nachbereitung. Ins Trainingslager kann ich spontan fahren."
Die Grundlagen für eine gute Hallensaison legte er vom 30. November bis zum 22. Dezember in einem Trainingslager in Kuala Lumpur in Malaysia. Mit einer großen Truppe, unter anderem waren Claude Edorh, Willy Mathiszik, Arnd Kloß und seine Freundin, die Hürdensprinterin Judith Ritz, dabei, wurde bei Temperaturen über 30 Grad und unter der Leitung von Idriss Gonschinska eifrig trainiert. "Es waren optimale Bedingungen, nicht nur, weil es warm war, sondern auch, weil es dort nicht so überlaufen war, wie beispielsweise in Albufeira, Lanzarote oder Südafrika."
Viel gelernt
Im Januar folgte in Leipzig der Feinschliff, und dann ging es mit Vollgas in die Wettkämpfe. Über die Läufe seines Schützlings in Erfurt und Leipzig urteilte Trainer Gonschinska: "Im Bereich von der dritten Hürde bis ins Ziel hat Thomas eine erstaunliche Stabilität im technischen Bereich erreicht. Die Leistungen haben sich im Training angedeutet. Er läuft so langsam in Richtung europäische Spitze."
Er fügte hinzu: "Thomas hat sehr viel gelernt, ist viel professioneller in seiner Einstellung geworden. Aber auf der anderen Seite ist noch viel zu arbeiten. Vor allem im Beschleunigungsverhalten unter Druck liegen noch Reserven."
Seit 2002 vereint
Doch das wollen beide vereint bewältigen. Seit Oktober 2002 trainiert Thomas Blaschek bei Idriss Gonschinska, wohnt auch in Leipzig. Zuvor hatte er viele Jahre in Jena gelebt, wurde dort von Stefan Poser trainiert. Erste Lorbeeren sammelte er 1999 als Dritter bei der Jugend-EM in Riga und 2000 als Zweiter bei der Junioren-WM in Chile. Nun aber will er sich auch in der starken deutschen Hürdensprintszene endgültig durchsetzen.
Sein Nahziel ist der Hallentitel in Sindelfingen, danach ein ansprechender Auftritt bei der Hallen-EM in Madrid. Die Freiluftsaison und damit die WM in Helsinki liegen noch weit weg: "Soweit will ich noch gar nicht denken, ich konzentriere mich auf die nächsten Wettkämpfe." Aber ein wenig rechnet er schon hoch: "Wenn man diese Hallenzeiten auf die Freiluft transportiert, dann kommen ordentliche Zeiten mit Normerfüllung zustande". Gesund und munter muss er bis dahin bleiben, aber das Pech hat er ja im vorigen Jahr abgearbeitet.