Thomas Moede – Überraschend zum Europacup
Der Berliner Thomas Moede vertritt den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) beim bevorstehenden Europacup im spanischen Malaga (28./29. Juni ) im Dreisprung. Ausgekämpft wurde das Ticket dafür am 16. Juni in Schönebeck, am gleichen Tag, an dem auch die Werfer dort agierten. Das Endergebnis war durchaus unerwartet: Thomas Moede setzte sich wegen seines zweiten besseren Versuchs gegen den weitengleichen Andreas Pohle (Ohrdrufer LV, beide 16,31 m) durch. Der Leverkusener Charles Friedek wurde gar nur Dritter (16,10 m).
Thomas Moede hat sich in Schönebeck gegen die deutsche Konkurrenz durchgesetzt (Foto: Kiefner)
"Das war vorher nicht zu erwarten", meinte der Berliner locker, "aber versuchen wollte ich es schon. Und ich bin gut in den Wettkampf gekommen. Es waren auch Sprünge dabei, die an die 16,80 Meter herangingen, aber leicht übergetreten waren." Das Problem waren die unterschiedlichen Winde. "Da ist man eben auf Risiko gesprungen." Ein positives Fazit zog er trotzdem: "Ich habe Selbstvertrauen getankt und einen neuen Wettkampf hinzugewonnen, mit dem man nicht rechnen durfte."Zwei hatten am Rande der Sandgrube über seinen Erfolg besonders gejubelt: Sein Trainer Lutz Kramer und seine Freundin, die Mehrkämpferin Katja Keller (LG Nike Berlin). Eine Woche vor ihrem wichtigen Wettkampf in Ratingen, wo es um die Qualifikation zur EM gehen sollte, wollte sie unbedingt ihren Freund unterstützen: "Er ist zwar nicht der Favorit, aber ich weiß, dass er gewinnen will. Und wenn bei Charles Friedek nicht alles rund läuft, dann kann er auch gewinnen", meinte sie vor dem Wettkampf. Eine richtige Prophezeiung.
Das Ergebnis war zum jetzigen Zeitpunkt eine kleine Überraschung. Vor fünf Jahre wäre es weniger überraschend gewesen, denn damals war Thomas Moede WM-Teilnehmer in Edmonton (Kanada) und mit einer Bestweite von 16,90 Meter notiert. Aber wenn danach vom deutschen Dreisprung die Rede war, dann ging es meistens um Charles Friedek. Der hatte die 17 Meter oft sicher im Griff, brachte seine Anhänger aber auch zur Verzweiflung, wenn er wieder mal Anlaufschwierigkeiten hatte und den Balken nicht traf. Und sich selbst brachte er zum Verzweifeln, weil sein Körper nicht immer so wollte wie er.
Spaß am Dreisprung
Für Thomas Moede war das Wintertraining optimal verlaufen. Verletzungsfrei kam er durch und das war in den letzten Jahren eher eine Seltenheit. In Karlsruhe wurde er mit 16,44 Metern Deutscher Hallenmeister. "Aber alle anderen Wettkämpfe waren nicht berauschend", meinte der gelernte Restaurantfachmann, der normalerweise in Berlin-Hellersdorf auf dem Sportplatz am Teterower Ring oder aber im Sportforum Hohenschönhausen trainiert.
Auf große Weiten wartet er auch in der Freiluftsaison. Dabei liegt sein Saisonziel klar auf der Hand: Die EM in Göteborg (Schweden; 7. bis 13. August). Dafür muss er zweimal die Norm springen, die bei 16,80 Metern liegt. Seine bisherige Bestweite sind die 16,31 Meter von Schönebeck. "Früher bin ich immer wie ein Verrückter der Norm nachgerannt. Jetzt mache ich es nicht mehr so. Man kann es schlecht beeinflussen, ob es klappt. Da muss alles stimmen." Und eines betont der aufgeschlossene Athlet mehrmals im Gespräch: "Ich habe Spaß am Dreisprung, mir macht der ganze Sport Spaß."
Verkorkstes Jahr 2005
"Im vorigen Jahr waren meine Wettkämpfe eigentlich gut, nur habe ich das Brett nicht getroffen", blickte Thomas Moede kurz zurück. "Ich war körperlich gut drauf, auch nicht verletzt, aber besonders bei den wichtigen Wettkämpfen kam ich mit meinem Anlauf nicht zurecht. Von 20 Sprüngen waren 18 ungültig. Ich bin meistens maximal aufs Brett zugerannt, aber es hat nicht funktioniert. Und wenn ich mich bemüht habe, das Brett zu treffen, waren die Sprünge nicht weit genug." Am Ende stand er mit leeren Händen da.
Aber trotz dieses bescheidenen Jahres wollte der nunmehr 29-Jährige noch nicht aufhören. "Sechs Jahre war ich bei der Bundeswehr, und jetzt bekomme ich ein Jahr Übergangshilfe. Im November 2005 hat er ein Fernstudium Sportmanagment und Marketing' in Düsseldorf begonnen. Wie es weitergehen soll, ist noch ziemlich offen. "Diese Saison will ich noch fertigmachen, aber wenn das alles nicht funktioniert, dann werde ich mir einen Job suchen."
Seine sportliche Zukunft hängt also wesentlich vom Erfolg ab. Und der wäre wohl nur zählbar, wenn es noch mit einer Qualifikation für die EM klappen würde. Vielleicht kommt er dem beim Europacup in Malaga ein Stück näher.