| Speerwurf-Symposium

Thomas Röhler erklärt den Finnen das Speerwerfen

Das Geheimnis seines Erfolgs - nicht mehr und nicht weniger wollten die Finnen am vergangenen Wochenende von Thomas Röhler beim Europäischen Speerwurf Symposium in Savonlinna wissen. 200 Trainer, Physiotherapeuten, Manager und Athleten aus 19 Ländern hörten ganz genau zu, als der WM-Vierte von Peking gemeinsam mit seinem Trainer Harro Schwuchow einen Einblick in ihre Trainingsphilosophie gab.
Jana Eschrich

"Junge Athleten", so Harro Schwuchow, "sollen in ihrem Sportlerleben so viel wie möglich an Bewegungserfahrung sammeln, bevor sie sich auf eine Disziplin spezialisieren." Thomas Röhler sei das perfekte Beispiel. Erst mit 17 Jahren spezialisierte er sich, konzentrierte sich ausschließlich auf den Speerwurf.

Dabei hätte die Karriere des Athleten vom LC Jena auch beendet sein können, bevor sie begann. Denn bevor er am Jenaer Sportgymnasium ins Abitur-Kurssystem einstieg, sollte er die Spezialschule verlassen. Als Drei- und Hochspringer erfüllten seine Leistungen die Anforderungen nicht. Thomas Röhlers letzter Strohhalm war der Speer. Ohne viel Training war er in Thüringen nicht zu schlagen. "Wenn jetzt schon keiner besser ist als ich, was kann das erst werden, wenn ich ernst mache", dachte der damals 17-Jährige. All die Seriensprünge, Dauerläufe und Sprinteinheiten, die der Jenaer bis dato absolviert hatte, kamen ihm jetzt zu gute.

Als der Finne Antti Ruuskanen 17 war, war er schon seit acht Jahren Speerwerfer. "Als kleiner Junge habe ich die großen finnischen Speerwerfer im Fernsehen gesehen. Das waren meine Idole, ich habe sie bewundert, ich wollte sein wie sie." In einem Land, in dem es auf die Einwohner gerechnet überdurchschnittlich viele gute Speerwerfer gibt, ist Antti Ruuskaanen ein Held. 2012 gewann er bei den Olympischen Spielen in London (Großbritannien) die Bronzemedaille, wurde 2014 Europameister und hat wie Thomas Röhler zwei klare Ziele: 90 Meter und den Olympiasieg. Nicht nur gemeinsame Ziele verbinden die beiden, auch ihre Auffassung, dass ein Austausch zwischen Konkurrenten leistungsfördernd sein kann.

Varianz statt Langeweile

Antti Ruuskaanen und alle anderen Kongress-Teilnehmer erfuhren in ihrem Vortrag, dass das Gespann Röhler/Schwuchow genau analysiert, welche Übungen dienlich für den Speerwurf sind und welche nicht. So ist das Bankdrücken seit zwei Jahren aus Röhlers Trainingsplan verschwunden.

"Harro ist ein Meister der Variation, der mir im Training jeden Tag neue Herausforderungen stellt. Zwar sieht mein Trainingsplan sechs Wochen hintereinander gleich aus, aber was ich da mache ist trotzdem sehr verschieden. Wenn ich beispielsweise Hürdensprünge mache, dann verändert Harro nach jedem Durchgang die Abstände. Ich mache dann meine Augen zu und wenn ich sie wieder öffnen darf, versuche ich die neue Challenge zu meistern."

Die Befürchtung, dass er mit diesen internen Informationen seine Gegner stärkt, hat Thomas Röhler nicht. "Athleten wie Antti Ruuskaanen oder Tero Pitkämäki werden sich nicht mehr auf ein neues Speerwurfsystem einlassen. Und wenn die jungen Athleten meinen Trainingsplan kopieren, wird ihnen das wahrscheinlich nichts nützen. Denn ich trainiere das, was mir gut tut. Ob es anderen hilft, weiß ich nicht."

Mehr:

<link http: www.mdr.de mediathek themen sport video311660_zc-90b945ea_zs-d77475e0.html _blank link zum>MDR-Beitrag über die Finnland-Reise von Thomas Röhler

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