| World Challenge

Thomas Röhler feuert in Ostrava zwei 91-Meter-Würfe ab

Beim World Challenge-Meeting in Ostrava hat Olympiasieger Thomas Röhler am Mittwoch seine nächsten beiden 90-Meter-Würfe rausgehauen. Johannes Vetter machte wieder einen DLV-Doppelsieg perfekt. Wayde van Niekerk lief Weltbestzeit über 300 Meter.
Jan-Henner Reitze

"Würfe über 90 Meter machen süchtig." Dieser Satz stammt natürlich von Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena). Dass er nicht genug davon bekommen kann, sein Arbeitsgerät über die 90 Meter zu jagen, zeigte er beim World Challenge-Meeting in Ostrava (Tschechische Republik) am Mittwoch gleich zweimal. Im zweiten Versuch haute der 25-Jährige 91,53 Meter raus - die zweitgrößte Weite seiner Karriere nach dem deutschen Rekord von Doha (Katar; 93,90 m). Im dritten Durchgang ließ er nochmal 91,02 Meter folgen. Die Konkurrenz war damit früh entschieden. Wollte da jemand nach der Niederlage bei der Team-EM wieder für klare Verhältnisse sorgen?

Der Tscheche Jakub Vadlejch, der Thomas Röhler am Wochenende in Lille (Frankreich) bei schwierigen Windbedingungen schlagen konnte, lag lange auf Rang zwei, musste sich am Ende aber mit 86,43 Metern und Platz drei begnügen. Denn Johannes Vetter (LG Offenburg) fand zwar spät in den Wettkampf, aber noch rechtzeitig, um im fünften Durchgang (87,88 m) Platz zwei und wie schon in Doha, Rom (Italien), Turku und Kuortane (beides Finnland) in diesem Sommer einen DLV-Doppelsieg klar zu machen.

Im Kampf um die Tickets für die WM in London (Großbritannien; 4. bis 13. August) war auch der direkte Vergleich im starken DLV-Lager interessant. Andreas Hofmann (MTG Mannheim; 83,37 m) landete als Vierter vor Lars Hamann (Dresdner SC 1898; 78,60 m), der Achter wurde.

Wayde von Niekerk läuft Weltbestzeit

Über 300 Meter unterbot Wayde van Niekerk (Südafrika) in 30,81 Sekunden nicht nur den Meeting-Rekord von Usain Bolt (Jamaika; 30,97 sec), sondern auch die Weltbestzeit von Michael Johnson (USA; 30,85 sec) aus dem Jahr 2000. Einen offiziellen Weltrekord gibt es auf dieser "krummen" Strecke nicht.

Bei seinem Olympiasieg (43,03 sec) hatte der Südafrikaner der US-Sprintlegende schon den Weltrekord über 400 Meter (43,18 sec) abgenommen. Wayde van Niekerk ist außerdem sowieso schon der erste Mensch, der die 100 Meter unter zehn Sekunden, die 200 Meter unter 20 Sekunden und die 400 Meter unter 44 Sekunden gelaufen ist. Dieser Auftritt machte auch deutlich, dass er sich anschickt, dem aktuellen Superstar der Szene den Rang abzulaufen.

Usain Bolt gewinnt, zeigt sich aber wenig euphorisch

Der Schlusspunkt des Meetings gehörte mit Usain Bolt eben diesem Superstar. Sein Sieg in 10,06 Sekunden war aber auch ein Stück weit inszeniert. Beim Abschied der aktiven Sprintlegende von dem Meeting waren keine der aktuell jahresschnellsten Athleten über 100 Meter am Start. Der Weltrekordler hielt zwar Yunier Perez (Kuba) in Schach, der in 10,09 Sekunden Bestzeit lief. Reif für die angepeilten WM-Titel Nummer zwölf bis 14 wirkte der 30-Jährige aber noch nicht.

Nach dem Zieleinlauf schien ihn erst einmal der Zustand seiner Oberschenkel am meisten zu beschäftigen. Nach ein paar kurzen Dehnungsübungen ging Usain Bolt dann aber doch gekonnt zum Feiern über. Dass er noch einmal auf den Punkt fit sein kann, haben schon die Jahre 2015 und 2016 bewiesen, in denen die Vorbereitung nicht optimal verlief, bei der WM in Peking (China) und Olympia in Rio de Janeiro (Brasilien) dann aber doch jeweils Dreifach-Gold herauskam.

Über 10.000 Meter hatte mit Mo Farah (Großbritannien; 27:12,09 min) ein anderer Topstar der Szene die zum Teil deutlich jüngere Konkurrenz im Griff. Am nächsten kam ihm der 19-Jährige Mathew Kimeli (Kenia; 27:14,43 min). Den Dreisprung entschied standesgemäß Olympiasieger Christian Taylor (USA; 17,57 m) für sich. Über 1.000 Meter musste sich David Rudisha (Kenia; 2:19,43 min) als Vierter klar geschlagenen geben. Es gewann sein Landsmann Nicholas Kipkoech (Kenia; 2:18,51 min).

Pamela Dutkiewicz unterstreicht ihr neues Niveau

Bei der siebten Station ihres Wettkampf-Sommers verließ Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) zum siebten Mal als Siegerin die Bahn. In 12,72 Sekunden gab es obendrauf die zweitbeste Zeit der Karriere - nur in Weinhheim (12,61 sec) war die Hürdensprinterin noch schneller unterwegs. Es ist die fünfte Zeit des Sommers unter 12,80 Sekunden. Ein neues Niveau.

Die DLV-Athletin ist bereit für den Vergleich mit den starken US-Amerikannerinen, die durch die Wild Card von Diamond League-Siegerin und Weltrekordlerin Kendra Harrison als Quartett zur WM reisen werden. Allen voran Jasmin Stowers (12,47 sec) hatte bei den US-Meisterschaften am Wochenende gezeigt, welche Zeiten in den US-Girls stecken. Bei den nationalen Meisterschaften Jamaikas hat außerdem Titelverteidigerin Danielle Williams mit Bestzeit (12,56 sec) deutlich gemacht, dass sie in London wieder um die Medaillen mitlaufen kann.

In Ostrava kam die Konkurrenz außer der Zweiten Rikenette Steenkamp (Südafrika; 12,99 sec) ausschließlich aus Europa. Bei den Männern verbesserte sich der Franzose Garfield Darien auf 13,09 Sekunden, Balazs Baji drückte seinen ungarischen Landesrekord als Zweiter auf 13,23 Sekunden.

Martin Grau steigert Saisonbestzeit

Im Kugelstoßen fing Tomas Stanek (Tschechische Republik; 21,63 m) vor Heimpublikum Michal Haratyk (Polen) ab, der seine Bestleistung auf 21,34 Meter gesteigert hatte. Die Äthiopierin Gudaf Tsegay kratzte über 1.500 Meter (4:00,96 min) an der Vier-Minuten-Grenze. Im Stabhochsprung überquerte die unter neutraler Flagge startende Russin Anzhelika Sidorova 4,70 Meter. Annika Roloff (MTV 48 Holzminden) musste sich als Neunte mit 4,20 Metern zufrieden geben.

Bei seinem Comeback auf internationaler Bühne scheiterte Hochspringer Gianmarco Tamberi (Italien) schon an 2,24 Metern und wurde mit 2,20 Metern Siebter. Der Europameister hatte sich im vergangenen Sommer beim Versuch an 2,41 Metern beim Diamond League-Meeting in Monaco (Monte Carlo) verletzt, nachdem er kurz zuvor 2,39 Meter überquert hatte. Wegen der Verletzung verpasste er Olympia. In Ostrava gewann Hallen-Europameister Sylwester Bednarek (Polen; 2,32 m).

Über 3.000 Meter Hindernis steigerte Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch; 8:33,97 min) seine Saisonbestzeit als Neunter um viereinhalb Sekunden. Für den Universiade-Sieger war es die schnellste Zeit seit knapp zwei Jahren. Seine Bestzeit (8:24,29 sec) aus dem Jahr 2014 ist allerdings noch schneller. Der Sieg ging, wie so oft auf dieser Distanz, nach Kenia an Benjamin Kigen (8:11,54 min).

Die Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik.

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