Thomas Röhler: „Rookie Year bestanden!“
Bestleistung, DM-Gold und Platz drei bei der U23-EM: Speerwerfer Thomas Röhler (LC Jena) kann auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Am Freitag verabschiedete sich der 21-Jährige beim Diamond League-Finale in Brüssel (Belgien) mit 80,98 Metern und Platz sieben in die Saisonpause. Im Interview mit leichtathletik.de zieht er eine Bilanz des Jahres und berichtet von einem nicht ganz freiwilligen Trainerwechsel.
Thomas Röhler, Platz sieben beim Diamond League-Finale mit zwei 80-Meter-Würfen: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Auftritt in Brüssel?Thomas Röhler:
Zum Ende hin war es für mich ein ganz schöner Wurf-Marathon! Ich habe gemerkt, wie die Kraft ab Versuch eins abgenommen hat. Es war eine lange Saison. Zuletzt habe ich noch in Thum geworfen, dann in Zagreb, wo Probleme im Anlauf hinzukamen. Da bin ich sechs Mal weggerutscht. Heute war es 1A, ich stand und konnte mit ein paar gescheiten Würfen in so einem Stadion noch mal Erfahrungen sammeln.
Wie fällt Ihr Fazit nach Ihrer ersten Diamond League-Saison aus?
Thomas Röhler:
„Rookie Year“ bestanden, würde ich sagen! Es hat Spaß gemacht, dabei zu sein. Ich bin super zufrieden mit dem ganzen Jahr, habe extrem viel gelernt. Man muss erst einmal damit umgehen, in so einem großen Stadion zu werfen! Ich stand am Anlauf, als Usain Bolt gerade mit seinem 100-Meter-Lauf fertig war. Den anschließenden Wurf schreibe ich ihm zu (lacht). Jetzt bin ich motiviert, im Winter hart zu trainieren, damit ich mich sicher in den Top Sechs bewegen kann.
Wie werden Sie als Neuling in einem Feld mit absoluten Weltklasse-Athleten aufgenommen?
Thomas Röhler:
Ach, das klappt schon ganz gut. Auch, weil ich sozusagen mit Andreas Thorkildsen in einem Team bin, wir haben ja mit Daniel Wessfeldt denselben Manager. Ich wachse da ganz gut rein, aber es ist jedes Mal eine riesige Erfahrung.
Sie haben eine erfolgreiche Saison mit vielen Höhepunkten hinter sich. Ein paar schwächere Wettkämpfe waren aber auch dabei – unter anderem das Aus in der WM-Qualifikation. Wie erklären Sie sich diese Schwankungen?
Thomas Röhler:
Ich würde da jetzt einfach mal meine 21 Jahre als Antwort angeben (lacht). Und manchmal fühlt man sich einfach nicht gut – das kommt vor. Technisch gilt es weiter zu arbeiten. Der Arm muss im Abwurf noch etwas länger werden. Da bleiben wir dran.
Es gab ja auch in Ihrer Trainingsgruppe einige Änderungen: Ihr Trainer Burkhard Looks hat Jena in Richtung Potsdam verlassen. Sicher keine leichte Situation…
Thomas Röhler:
Das stimmt, das hätte ich auch als Grund dafür anführen können, warum es manchmal nicht so lief. Dass da was im Busche liegt, hat sich schon recht früh in der Saison abgezeichnet. Für den Trainer war das schwierig, für uns auch. Bernhard Seifert [Anm. d. Red.: Zweiter der U23-EM] und ich sind die Zugpferde in einer Trainingsgruppe, die bis vor kurzem aus mehr als zehn Leuten bestand, mit lauter Zwergen, die richtig Lust an der Leichtathletik haben. Denen mussten wir ziemlich oft erklären, was da los ist. Das ging wie ein Schlag durch die Gruppe, und es lag an Bernhard und mir, das Ganze aufrecht zu halten.
Wer wird Sie in Zukunft betreuen?
Thomas Röhler:
Darum kümmern wir uns jetzt. Es wird ein neuer Trainer für unsere Gruppe kommen, aber auch mir hat man noch nicht verraten, wie er heißt. Burkhard Looks wird erst einmal weiter unser Trainer bleiben, aber wie wir das konkret umsetzen, das müssen wir sehen. Ich studiere in Jena, ich kann keinen großen Fahr-Aufwand auf mich nehmen. Wichtig ist, dass ich mich wohl fühle – das habe ich auch im Gespräch mit den anderen Athleten gelernt: „Train hard, but feel good.“
Wohin soll es im kommenden Jahr mit dieser Devise gehen?
Thomas Röhler:
Ich habe mir eine Endkampf-Platzierung bei der EM in Zürich vorgenommen. In die Diamond League will ich auch wieder reinschnuppern. Die ganze Serie mitzumachen, dafür bin ich noch ein bisschen zu jung. Aber wir wollen einen cleveren Plan zusammenstellen, gespickt mit ein paar Meetings in Deutschland, da haben wir ja einige sehr schöne Veranstaltungen. Ich fühle mich jetzt noch relativ frisch, werde also recht bald wieder in die Vorbereitung einsteigen. Daher bin ich zuversichtlich, dass ich im nächsten Jahr die 85 Meter angreifen kann.