| Kurz vor Saisonstart

Thomas Röhler steuert "explosivitätsorientiert" erste WM-Medaille an

Speerwerfer Thomas Röhler startet als Olympiasieger am Freitagabend (5. Mai) in Doha unter neuen Vorzeichen in die Sommersaison. Die Diamond League mit ihrem veränderten Modus ist für den 25-Jährigen im WM-Jahr wie eine zweite Weltmeisterschaft. Bei den richtigen Titelkämpfen in London will er nach Platz vier vor zwei Jahren diesmal aufs Podium.
SID/pr

Seine neue Popularität begleitet Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena) mittlerweile durch den Alltag. "Das besonders Schöne ist, dass es vor allem die jungen Kinder sind, die ein Vorbild in mir sehen", sagte der 25-Jährige im Interview mit dem SID: "Es sind häufig die Kinder, die beim Einkaufen dann zeigen und sagen: Mama, guck mal!". Bei den Sommerspielen in Rio hatte Röhler 44 Jahre nach Klaus Wolfermann mit seinem Wurf auf 90,30 Meter Olympiagold gewonnen – und sich damit zu einem der Aushängeschilder der Sportart gemacht.

"Bevor ich mich selbst getraut habe, das zu formulieren, habe ich es irgendwann einmal in der Zeitung gelesen. Dementsprechend traue ich mich mittlerweile, das auch zu nutzen und zu sagen: Ja, ich bin eine Leitfigur für eine Sportart", sagte der Jenaer. Im Imagefilm für die Heim-EM 2018 in Berlin war er einer der Hauptdarsteller, bei der Vorstellung des Spots überzeugte er im Berliner Zoo auch auf dem Roten Teppich: "Es ist eine neue Herausforderung, aber es macht Spaß. Und ich freue mich, Teil des Ganzen zu sein."

Erste Wettkämpfe sind Training auf sehr hohem Niveau

Die Zeit der repräsentativen Auftritte ist inzwischen vorbei, am Freitag steigt Röhler beim Diamond League-Meeting in Doha (5. Mai) in seine erste Freiluft-Saison als Olympiasieger ein. "Ich bin gespannt, wie die Stadien dieser Welt darauf reagieren. Ich werde die Wettkämpfe angehen wie immer und hoffentlich erfolgreich werfen", sagte er – auch wenn in Katar voraussichtlich noch nicht die ganz großen Weiten herausspringen werden: "Die ersten vier bis fünf Wettkämpfe sind eigentlich nur ein Training auf sehr hohem Niveau. Da gilt es jetzt reinzukommen und zu sehen, wie der Speer in diesem Jahr fliegt."

Mit einem eigens für ihn konzipierten Krafttraining will er zusammen mit seinem Trainer Harro Schwuchow noch weitere Prozente für das großen Saisonziel WM herauskitzeln. "Unser Ansatz ist ein sehr explosivitätsorientiertes Training. Der Speer wiegt 'nur' 800 Gramm, und er muss sehr schnell bewegt werden", erklärt der Olympiasieger. "Dementsprechend sind wir auf dem Weg zu einem Krafttraining, das dem klassischen 'Wurf-Krafttraining' gar nicht entspricht. Das steht so sehr selten irgendwo geschrieben. Vorreiter war Ashton Eaton, diese Art von Krafttraining versuchen wir, ein bisschen auszubauen."

WM-Podium das Ziel

Alles für den internationalen Höhepunkt im August in der britischen Hauptstadt. "Ich habe noch nie in London geworfen, aber ganz klar ist das Ziel bei der WM das Podium", sagte er. Nur eines bleibt erst mal geheim: Die angepielte Weite. "Ich habe es in den letzten Jahren schon nie verraten, was ich mir vornehme. Wir werden keine Rekorde jagen. Wenn die Rekorde beim – hoffentlich – Gewinnen von Wettkämpfen herauskommen, dann ist das gut", betonte er – verriet dann aber doch: "Klar liebäugelt man mit einem deutschen Rekord [92,60 m], das sind alles Sachen, die sind nicht mehr so weit entfernt."

Eine klare Haltung hat Röhler beim "schwierigen" Thema des derzeit suspendierten russischen Verbandes. "Es ist gut, wenn klare Regeln klar durchgesetzt werden. Sprich: Dass der Ausschluss weiterhin bestehen bleibt, bis wirklich gesagt werden kann, dass die Strukturen in Ordnung sind, und wir davon ausgehen können, dass es faire Wettkämpfe gibt", sagte er. Allerdings unterstütze er auch den Weg, überprüften sauberen russischen Athleten den Start unter neutraler Flagge zu erlauben: "Man kann nicht jemanden ausschließen, der nachweislich nichts Unrechtes getan hat."

Diamond League wie eine zweite Weltmeisterschaft

Die Diamond League hat seit diesem Jahr ein neues Format. "Wir müssen uns für das große Finale qualifizieren, bei dem es dann um den Gesamtsieg geht. Das ist wie eine zweite Weltmeisterschaft", sagt Röhler. "Der Fokus liegt mit auf der Diamond League, allerdings macht es auch bei kleineren Meetings und bei Meetings, bei denen der Speerwurf einen hohen Stellenwert hat, Spaß zu werfen. Da kann man dann vielleicht auch auf Weitenjagd gehen."

Als mehrmaliger Deutscher Meister, "der immer mehr Druck aus dem eigenen Lager erfährt, weil der deutsche Speerwurf aktuell so super stark ist", hat Thomas Röhler gelernt, mit der Drucksituation umzugehen. International ist die Konkurrenzsituation mit weiteren starken Werfern nochmal wesentlich größer. Und auch die Erwartungshaltung von außen sei nach dem Olympiasieg recht hoch. "Ich habe es aber ganz gut gelernt, dass ich den Rucksack, den ich mit mir herumtrage, eher als Schub nehme – und nicht als Bremse."

Quelle: Sport-Informations-Dienst (SID)

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