Thomas Schneider - "Können in London mitreden"
Bei seinem ersten Einzelstart der Hallensaison hat Thomas Schneider über 400 Meter in 46,86 Sekunden gleich die Norm für die Hallen-EM in Paris (Frankreich, 4. bis 6. März) unterboten. Bei den Berlin-Brandenburgischen Meisterschaften holte sich der Potsdamer am Wochenende damit den Titel. leichtathletik.de hat mit dem 22-Jährigen über seine Anfänge in der Leichtathletik, Perspektiven und Träume gesprochen.
Thomas Schneider, herzlichen Glückwunsch zur Norm, hatten Sie sich so eine Zeit vorgenommen?Thomas Schneider:
Vorgenommen ist schwer zu sagen, es war das erste Einzelrennen. Da musste ich erst einmal schauen, wo ist stehe. Ich wusste, dass ich gut trainiert hatte. Dass ich im Bereich meiner Bestzeit bin, war klar. Die lag in der Halle bei 47,20 Sekunden. Da wollte ich rankommen. Psychologisch ist es natürlich gut, gleich im ersten Rennen neue Bestleistung zu laufen. Dass auch noch die Norm rausgekommen ist, darüber bin ich überglücklich.
Wie sind Sie das Rennen angegangen?
Thomas Schneider:
Ich habe versucht, die erste Runde nicht zu vertrödeln und trotzdem locker zu laufen. Das Einlaufen und die Vorbelastung hatten schon gepasst. Auf der letzten Gegengeraden habe ich dann gemerkt, dass es noch gut geht. Ich wusste, wenn ich jetzt durchkomme, schaffe ich es in diese zeitlichen Regionen. Hinten raus wollte es einfach nicht schwerer werden. Das war super.
Wie sehen die nächsten Wochen aus?
Thomas Schneider:
Nächstes Wochenende ist der Länderkampf in Glasgow. Im Nationaltrikot zu laufen, ist immer etwas Besonderes und es geht damit meistens noch ein bisschen schneller. Zumindest in der Staffel konnte ich bisher immer gute Rennen abliefern. Wir werden sehen, wie es im Einzel ist. Vor den Deutschen Hallen-Meisterschaften steht dann nochmal eine Trainingsphase an.
Was ist bei der Hallen-EM möglich?
Thomas Schneider:
Damit bin ich noch etwas überfragt. Wir sind beim Einstieg und haben die Norm abgehakt. Aber ich denke, das Halbfinale sollte drin sein. Dann muss ich auch sehen, wie ich zwei Läufe an einem Tag überstehe. Vor- und Zwischenlauf an einem Tag hatte ich noch nie. Wird bestimmt eine schöne Erfahrung. Und was dann rauskommt ist zweitrangig.
Wie kommen Ihre stetigen Verbesserungen zu Stande?
Thomas Schneider:
Ich habe erst 2006 angefangen. Deshalb musste die Entwicklung auch erst einmal kommen. Außerdem habe ich ein gutes Umfeld. Ich wohne in Cottbus noch bei meinen Eltern, brauche mich kaum um etwas kümmern und kann mich voll auf den Sport fokussieren. Meine Eltern und meine Großeltern haben mich hier bei den Berlin-Brandenburgischen Meisterschaften unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar. In Form von Leistung hoffe ich, ein bisschen zurückzahlen zu können.
Wie sind Sie so vergleichsweise spät zur Leichtathletik gekommen?
Thomas Schneider:
Ich war in den USA zum Schüleraustausch. Dort habe ich den normalen Schulalltag mitgemacht. Da konnte man sich nach Jahreszeiten für Sportarten entscheiden, auch Leichtathletik. Ich dachte mir, dass ein bisschen Bewegung nicht schlecht wäre und habe mich angemeldet. Zuerst bin ich 800 Meter gelaufen. Das war mir aber zu lang. Ich habe meinen Trainer gefragt, ob ich auch nur eine Runde laufen kann. Das hat mir dann riesen Spaß gemacht. Zurück in Deutschland wollte ich weitermachen. Als mein heutiger Trainer Jochen Wiedemann gesehen hat, wie ich eine Steigerung mache, hat er gleich gesagt: Den nehme ich. Seitdem funktioniert die Zusammenarbeit wunderbar.
Die 400 Meter sind nicht unbedingt die angenehmste Strecke...
Thomas Schneider:
Es gibt schon das ein oder andere Rennen, wo man vielleicht vorne mal einen schnellen Schritt zuviel macht und hinten dann völlig krachen geht. Das tut dann richtig weh. Aber man kann kämpfen - gerade in der Staffel Mann gegen Mann. Es gibt für mich nichts Schöneres.
Was machen Sie außer dem Sport?
Thomas Schneider:
Ich studiere als Fernstudium Internationales Management. Das ist auf den Sport ausgerichtet. Ich kann Kurse weglassen, wenn Wettkämpfe oder Trainingslager kommen und ich keine Zeit habe. So kann man sich alles hinlegen, dass es passt. Ich muss mich zwar abends nach der zweiten Trainingseinheit noch einmal hinsetzen, aber das ist ein guter Ausgleich für den Kopf.
Welche sportlichen Ziele und Träume haben Sie?
Thomas Schneider:
Erst einmal ist die Hallen-Europameisterschaft im Kopf. Danach wird der Fokus auf den Sommer gelegt, auf die WM in Daegu. Dafür muss ich in Kassel gute Deutsche Meisterschaften abliefern, um mich erst einmal für die Staffel zu qualifizieren. Mal sehen, inwieweit es für die Einzelnorm reicht. Weiter ist natürlich Olympia ein Traum für jeden Athleten. Daraufhin arbeiten wir auch schon seit zwei Jahren hin. Ich versuche, mich Stück für Stück zu verbessern. Das hat bisher geklappt und ich denke, dass wir in London gut mitreden können.
Der Lauf vom Wochenende auf YouTube:
<iframe height="290" frameborder="0" width="475" allowfullscreen="" src="http://www.youtube.com/embed/C3ynqO3FiS0" type="text/html" class="youtube-player" title="YouTube video player"></iframe>