Till Helmke – Mit etwas Glück unter 20,59
Till Helmke war in den vergangenen Jahren der dominierende deutsche Jugendsprinter. Neben den deutschen Jugendtiteln über 100 und 200 Meter gewann der Hesse bei der Jugend-EM drei Sprintmedaillen. 2004 ist das erste Jahr im Männerbereich für den 19 Jahre alten Sportler vom Track Team Burg Wächter. Und der Schüler hat ein ehrgeiziges Ziel: Olympia.
Till Helmke hofft 2004 auf einen Staffelplatz bei den Olympischen Spielen. (Foto: Kiefner)
Till, die letzte Saison lief gut für Sie. Wie fällt Ihr Resümee aus?Till Helmke:
"Im Prinzip war die Saison schon sehr gut. Ich konnte meine deutschen Jugendmeistertitel verteidigen und immerhin drei Medaillen bei den Junioren-Europameisterschaften gewinnen. Leider konnte ich meine Bestzeiten aus dem letzten Jahr nicht toppen, was mich schon ein wenig enttäuscht hat. Schließlich sollte man sich in meinem Alter noch weiter entwickeln und Bestzeiten relativ locker sprinten können. Vielleicht lag es daran, dass ich in dieser Saison erst sehr spät in Fahrt gekommen bin. Ich hatte Probleme am Beuger und im Mai wusste ich noch gar nicht so richtig, ob ich dieses Jahr überhaupt noch an Wettkämpfen teilnehmen kann."
Die drei EM-Medaillen aus Tampere waren sicher der Höhepunkt. Was nimmt man als junger Athlet von einer solchen Meisterschaft mit?
Till Helmke:
"Ich werde auf jeden Fall erfahrener. Man lernt einfach immer mehr dazu. Alle großen internationalen Meisterschaften haben mich bisher weiter gebracht, da unter anderem die organisatorischen Abläufe anders ablaufen als bei Wettkämpfen in der Heimat. Außerdem lernt jeder bei internationalen Meisterschaften ein gewisses Mannschaftsgefühl kennen. Man gehört während der Meisterschaft einfach zu einem Team und man feuert natürlich jeden seiner Teamkollegen bei Wettkämpfen an."
Als einer der weltbesten Junioren-Sprinter wird 2004 Ihr erstes Jahr im Seniorenbereich. Was haben Sie sich vorgenommen?
Till Helmke:
"Ich will mich persönlich weiterentwickeln und schnellere Zeiten laufen als in diesem Jahr. Ich möchte bei den Qualifikationswettkämpfen für die Olympischen Spiele und bei dem ein oder anderen Meeting in Deutschland teilnehmen. Hoffentlich gelingt es mir dann ein paar von den alten und erfahrenen Sprintern zu ärgern."
Wie bewerten Sie Ihre Chance, einen Staffelplatz für die Olympischen Spiele in Athen zu ergattern?
Till Helmke:
"Wenn ich in diesem Winter gut trainiere, mich nicht verletze und bei den Wettkämpfen locker bleibe, glaube ich schon, dass ich eine realistische Chance habe. Natürlich werde ich nicht jeden meiner Konkurrenten besiegen und am Ende als schnellster Deutscher dastehen aber für eine Staffel braucht man ja bekanntlich vier Athleten."
Als junger Sprinter haben Sie sicher noch große Verbesserungs-Möglichkeiten. In welchen Bereichen liegen Ihre Stärken, in welchen Ihre Schwächen?
Till Helmke:
"Meine Beschleunigung und meine Entgeschwindigkeit würde ich als sehr gut einschätzen. Leider ist mein Start schwach. Das kann zum einen an der neuen Fehlstartregel liegen, da ich beim zweiten Startversuch in der Regel sehr große Ladehemmungen habe, zum anderen kann es noch an der fehlenden Kraft, die man für einen explosiven Start braucht, liegen. Zum Glück sagt meine Trainerin, dass ich noch kein fertiger Athlet bin und mich noch steigern kann. Von daher bin ich zuversichtlich, dass ich noch ein paar Zehntelsekunden schneller laufen kann."
Welche speziellen Eigenschaften muss ein junger Sprinter mitbringen, um in die Weltspitze vorzudringen?
Till Helmke:
"Das würde ich auch gerne wissen. Vielleicht kann ich die Antwort exakter beantworten, wenn ich wirklich die Weltspitze der Männer erreicht habe. Zur Zeit kann ich nur dazu sagen, dass ich eine Menge Selbstdisziplin mitbringen und ich mich sich selbst gut organisieren muss, um Schule und Sport unter einen Hut zu bringen. Das ist manchmal nicht ganz einfach, wenn ich neben den sechs bis sieben Trainingseinheiten auch noch Klausuren innerhalb weniger Tage schreiben muss. Den Spaß am Sport sollte man natürlich auch nicht verlieren. Wenn die ganzen harten Trainingseinheiten nur Qualen und keine Freude für jemanden sind, dann wird man am Ende auch nicht wirklich erfolgreich sein."
Ihre Bestzeiten liegen bei 10,42 (100 Meter) und 20,81 Sekunden (200 Meter). Was haben Sie sich für 2004 als Ziel gesetzt?
Till Helmke:
"Über 100 Meter möchte ich stabile 10,30er Zeiten laufen. Über 200 Meter liegt die Norm für die Olympischen Spiele bei 20,59 Sekunden. Ich weiß, dass diese Zeit schwer zu knacken ist, allerdings weiß ich auch nicht, was ich für einen andere Zeit als Ziel haben sollte. Bei gutem Wetter und etwas Rückenwind habe ich vielleicht Glück und laufe unter 20,59 Sekunden."
Auf welcher Strecke sehen Sie in der Zukunft die größeren Chancen?
Till Helmke:
"Ich denke, dass ich über 200 Meter die besseren Karten habe. Die 100 Meter sind sehr kraftgebunden und jeder Sprinter muss treten können, wie ein Stier, um schnell das Ziel zu erreichen. Ich bin eher der ausdauernde Sprinter. Zwar habe ich auch eine schnelle Schrittfrequenz, aber eben nicht die, um über 100 Meter die Topzeiten zu sprinten. Außerdem ist das Rennen über 200 Meter nicht gleich verloren, wenn man mal den Start verschlafen hat."
Die deutschen Sprinter waren in den letzten Jahrzehnten nicht sehr erfolgreich. Trauen Sie es sich zu, irgendwann ein großes Sprint-Finale zu erreichen?
Till Helmke:
"So schlecht, wie wir immer dargestellt werden, sind wir doch gar nicht. Der schnellste deutsche Sprinter ist dieses Jahr immerhin 10,14 Sekunden gelaufen und der Weltmeister Kim Collins ist im WM-Finale gerade mal 10,07 Sekunden gelaufen. Uns deutschen Sprintern muss es gelingen, dass wir am Saisonhöhepunkt unsere Bestzeiten laufen, dann kann auch mal einer von uns in einem großen Finale stehen. Ein großes Sprintfinale zu erreichen, könnte ich mir schon vorstellen. Aber zunächst ist es mein Ziel, mich für eine große Meisterschaft zu qualifizieren."
Till, vielen Dank für das Gespräch!