Till Helmke - "Traum vom Flutlichtrennen in Athen"
Als bisher einziger DLV-Athlet hat sich Till Helmke mit seinem 20,47-Sekunden-Husarenritt von Zeven für die 200-Meter-Entscheidung bei den Olympischen Spielen im August in Athen qualifiziert. Der 20-Jährige schaffte den Schritt von den Junioren- in den Erwachsenenbereich mehr als reibungslos. Nun spricht der Sprinter vom TSV Friedberg-Fauerbach über Athen, seine Chancen als weißer Sprinter und die Zeit nach dem erfolgreichen Abitur.
Till Helmke zeigte vor kurzem schon ganz großen Sprint (Foto: Chai)
Till Helmke, was dachten Sie, als in Zeven Ihre Siegerzeit von 20,47 Sekunden auf der Anzeigetafel erschien?Till Helmke:
"Prima", dachte ich mir. "Ich habe die Quali." Nein. Jetzt mal im Ernst. Ich habe mich natürlich riesig über die Zeit gefreut. Man ist in diesem Moment einfach gedankenlos. Einerseits versuchte ich, in dem Moment so schnell wie möglich zu realisieren, dass ich die Olympia-Norm geknackt habe, andererseits hatte ich auch überhaupt keine Zeit nachzudenken, da ich vor lauter Umarmungen und Beglückwünschungen viel zu beschäftigt gewesen bin.
Hätten Sie denn mit diesem Leistungssprung gerechnet?
Till Helmke:
Na ja, mit einem so starken Leistungssprung habe ich zwar nicht gerechnet, aber es gab auch vor dieser Saison gute Gründe zu der Annahme, dass ich meine Leistung steigern kann. Zum Beispiel habe ich Ende April meine Abiturprüfungen erfolgreich hinter mich gebracht. Da ist der Kopf dann schon freier, außerdem hat man zwischen Trainingseinheiten und Wettkämpfen einfach mehr Zeit, in denen man sich erholen kann. Des weiteren habe ich sehr gut trainiert, mich gesund ernährt und bin nicht "jeden zweiten Abend in der Disco gewesen". Von daher war eine Leistungssteigerung nicht so überraschend, zumal ich in den letzten zwei Jahren ständig auf einem gleich starken Niveau gelaufen bin.
Momentan planen Sie nicht nur für Olympia, sondern sind auch mitten im Abitur-Stress. Wie gehen Sie mit dieser Doppelbelastung um?
Till Helmke:
Die Doppelbelastung habe ich zum Glück hinter mir. Es steht nur noch die mündliche Abiprüfung an. Im März und April war die Belastung am größten. Im Trainingslager auf Mallorca war für zwei Wochen wirklich nur noch lernen und Training angesagt. Ich machte mir in dieser Zeit viele Arbeitspläne, die mir dabei halfen meine Zeit optimal zu nutzen. Mein ganzer Kleiderschrank hing damals voller Zettel. Jetzt kann ich mich auch weiter verstärkt um meine Homepage till-helmke.de kümmern.
Und was steht nach dem Abitur an. Im letzten Jahr schwankten Sie noch, ob sie zur Bundeswehr gehen sollten?
Till Helmke:
Das mit der Bundeswehr ist dann doch nichts geworden. Zum einen wollte ich nicht mehr zum Bund, zum anderen wurde ich in der Musterung mit schwach Drei gemustert. Da ich auch keinen Zivildienst leisten muss, werde ich im Oktober direkt anfangen BWL zu studieren. Später möchte ich in meinem Beruf auf jeden Fall dem Sport verbunden bleiben.
Zum Sportlichen: Sie haben das Olympia-Ticket nun so gut wie sicher. Was haben Sie sich für das weitere Jahr vorgenommen?
Till Helmke:
Auf jeden Fall möchte ich erst mal meine 200-Meter-Zeit von Zeven bestätigen. Entweder bei den Deutschen Meisterschaften oder noch besser im August bei den Olympischen Spielen. Ich glaube, eine noch schnellere Zeit in dieser Saison würde meiner Entwicklung gar nicht so gut tun. Schließlich muss man seine Zeiten bei jedem Wettkampf auf's Neue bestätigen und der Druck wächst bei jeder Leistungssteigerung.
Haben westeuropäische Sprinter überhaupt eine Chance gegen die Sprinter aus den USA oder der Karibik?
Till Helmke:
Wenn wir uns für chancenlos erklären, dann haben wir gleich verloren. Ich kann mir zwar kaum vorstellen, dass einige westeuropäische Sprinter in der Saison von Meeting zu Meeting reisen und wochenlang in der Lage sind, um die 20,00 Sekunden zu sprinten. Ich glaube aber schon, dass wir uns so gut und so optimal auf den Saisonhöhepunkt vorbereiten können, dass wir bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen eine Chance haben, ins Finale einzuziehen. Damit wären wir schon ein großes Stück weiter.
Schneller als Ihre 20,47 Sekunden waren erst zwölf deutsche Sprinter in der Geschichte. Wie schnell wollen Sie noch die 200 Meter laufen. Ist denn der Deutsche Rekord von 20,23 Sekunden – aufgestellt von Frank Emmelmann 1985 - für Sie möglich?
Till Helmke:
Dieses Jahr sind Zeiten um die 20,20 Sekunden für mich überhaupt kein Thema. In den nächsten Jahren glaube ich aber schon, dass der deutsche Rekord von einem deutschen Sprinter geknackt werden kann. Tobias Unger und Sebastian Ernst sind ebenfalls zwei exzellente 200-Meter-Sprinter, die in der Lage sind solche Zeiten zu laufen. Wenn wir in Zukunft verletzungsfrei bleiben und uns bei Wettkämpfen durch unsere gegenseitige Konkurrenz hoch pushen, können wir in diesen Bereich vorstoßen.
Und was haben Sie sich speziell für Athen vorgenommen?
Till Helmke:
Ich sehe immer wieder ein bestimmtes Bild in meinem Kopf. Auf diesem Bild laufen acht Sprinter unter Flutlicht in einem vollbesetzten Stadion um den Sieg. Der Vorlauf ist in Athen morgens um 10:20 Uhr. Da wird das nichts mit Flutlicht. Das Viertelfinale ist am gleichen Tag, Abends um 20 Uhr und dort will ich hin.