Till Helmke - „Weiß, was mich erwartet“
Till Helmke ist bereit. Der Sprinter vom TSV Friedberg-Fauerbach fiebert dem Ernstfall bei seinen zweiten Olympischen Spielen entgegen. Welche Ziele sich der 24-Jährige mit der deutschen 4x100-Meter-Staffel für Peking (China) gesetzt hat und wie er die Konkurrenz aus aller Welt beurteilt, verrät Till Helmke im Interview.
Till Helmke, wie geht es Ihnen? Wie ist die Form der deutschen Sprinter?Till Helmke:
Wir haben die Reise gut überstanden und haben uns an die Zeitverschiebung gewöhnt. Im Training merkte man zwar anfangs noch ein bisschen die Müdigkeit, aber es wurde von Einheit zu Einheit besser.
Warum sind die deutschen Leichtathleten nicht gleich nach Peking gereist, sondern haben ihre Zelte erst im Trainingslager im japanischen Ashibetsu aufgeschlagen?
Till Helmke:
Wir hatten in Japan auf der Insel Hokkaido ein sehr angenehmes Klima. Die Temperatur lagen bei cirka 25 Grad, und es war sehr trocken. In Peking hätten wir neben der Zeitverschiebung auch mit dem schwülen Wetter und dem Smog zu kämpfen gehabt. Das wäre für den Körper sehr anstrengend geworden, und so konnten wir uns in aller Ruhe auf die Spiele vorbereiten. Fünf Tage vor dem ersten Rennen sind wir nach Peking aufgebrochen.
Obwohl Sie erst 24 Jahre alt sind, erleben Sie in Peking Ihre zweiten Spiele. Wie fühlen Sie sich so kurz vor Ihrem Start bei dem größten Sportereignis der Welt?
Till Helmke:
Ich freue mich sehr auf die Spiele. Zwar kenne ich schon das Olympische Dorf von Athen 2004, aber es ist einfach etwas Besonderes, das bunte Leben dort mitverfolgen zu können. Ich bin diesmal vom Kopf her besser vorbereitet als noch vor vier Jahren. Damals war ich gerade 20 Jahre alt und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es prasselten einfach sehr viele Eindrücke auf mich ein. Diesmal weiß ich, was mich erwartet, das gibt mir ein gutes und sicheres Gefühl.
Was hat Sie 2004 in Athen (Griechenland) besonders beeindruckt, was wollen Sie 2008 besser machen?
Till Helmke:
Das ganze Stadion mit knapp 90.000 Zuschauern stand Kopf, wenn griechische Athleten starteten. Leider war auch ein fader Beigeschmack dabei. Das musste man ja jetzt nach dem Dopingfall der 400-Meter-Hürden-Olympiasiegerin Fani Halkia erkennen. Diesmal möchte ich die Spiele bewusster erleben und vor allem das Staffel-Finale erreichen. Das haben wir 2004 knapp verpasst.
Sechs Sprinter wurden nominiert, vier können nur laufen. Steht die deutsche Staffel schon fest?
Till Helmke:
Sofern sich niemand in den nächsten Tagen verletzt, steht die Staffel fest. Allerdings wird, wie beim Fußball auch, die Aufstellung frühestens einen Tag vorher bekannt gegeben.
Die deutsche Sprintstaffel hat beim Europacup in Annecy (Frankreich) und beim Meeting in Monaco (Monte Carlo) überzeugt. Mit 38,48 Sekunden rangiert die Staffel auf Rang vier der Weltjahresbestenliste. Wie sieht das Olympia-Ziel der schnellen deutschen Männer aus?
Till Helmke:
Das oberste Ziel ist das Finale. Wir müssen im Vorlauf hellwach sein, dürfen uns keine Fehler erlauben, sonst sind wir ruckzuck draußen und können das Rennen um die Medaillen von der Tribüne aus verfolgen. Wenn wir das Finale erreicht haben, können wir uns unsere Ausgangslage anschauen und uns dann überlegen, was noch geht und uns neue Ziele setzen.
Läuferisch sind Ihnen viele Nationen überlegen. Warum kann eine DLV-Staffel aber mit der Weltspitze, die USA und Jamaika ausgenommen, mithalten?
Till Helmke:
Im Gegensatz zu den 100 oder 200 Metern kommt es im Staffelrennen auch auf die Wechseltechnik an. Betrachtet man unsere Einzelzeiten, so hätten wir kaum eine Chance. Da es uns in den Rennen meistens gelingt, die Wechsel sehr flüssig zu gestalten, können wir viel Zeit aufholen und unseren Nachteil ausgleichen. Ein technisch sauberer Wechsel macht schnell zwei Zehntelsekunden aus. Bei drei Wechseln sind das schon sechs Zehntel.
Wenn es Ihnen gelingen sollte, den deutschen Rekord von 38,29 Sekunden aus dem Jahr 1982 im Olympia-Finale zu brechen, könnte sogar die Bronzemedaille in Reichweite sein. Wird der 22. August ein Feiertag für den deutschen Sprint?
Till Helmke:
Im letzten Jahr hat man bei der Weltmeisterschaft in Osaka noch nicht einmal mit einer 37er-Zeit eine Medaille geholt. Es war zwar auch zugegebener Maßen das mit Abstand schnellste Staffelrennen aller Zeiten, aber bei Olympischen Spielen muss man immer davon ausgehen, dass es ähnlich schnell wird. Unser Ziel bleibt das Finale, dann sehen wir weiter.
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