Till Wöschler - „Bei der WM an die 80 Meter“
Speerwerfer Till Wöschler vom LAZ Zweibrücken gehört zu den aussichtsreichsten deutschen Startern bei der U20-WM im kanadischen Moncton (19. bis 25. Juli). Mit 78,64 Metern führt er nicht nur die Welt-Jahresbestenliste der Jugendlichen an, sondern hat sich auch bis auf drei Zentimeter dem deutschen Jugend-Rekord genähert. Im Interview spricht der 19-Jährige über den deutschen Rekord und seine Ziele bei der U20-WM.
Till Wöschler, 77,16 Meter haben Sie in Mannheim bei der Bauhaus Junioren-Gala geworfen. Hätten Sie im vergangenen Jahr mal daran gedacht, mit einem solchen Wettkampf etwas unzufrieden zu sein, wie Sie es in Mannheim waren?Till Wöschler:
(Lacht) Nein, bei der Weite wäre ich sicherlich nicht unzufrieden gewesen. Aber mit Blick auf die Weiten, die ich in diesem Jahr schon geworfen habe, und auch auf die Serie, die ich vor allem in Saarbrücken erzielt habe, ist der deutsche Rekord natürlich immer das Ziel. In Schönebeck war ich etwas zu verkrampft und dachte, ich muss den Rekord unbedingt werfen. In Mannheim bin ich eigentlich lockerer reingegangen, aber irgendwie hat es doch nicht ganz gereicht. Ich habe es mir aufgehoben für Moncton.
Um drei Zentimeter haben Sie den deutschen Jugend-Rekord von Matthias de Zordo bislang verfehlt. Denkt man da manchmal schon, ‚Mensch, hätte ich mal drei Zentimeter weiter vorne gestanden‘?
Till Wöschler:
Naja, beim Abwurf war es vorne schon ganz schön knapp, viel weiter vorne wäre nicht gegangen. Ich mache mir da jetzt keinen Druck. Ich denke, der deutsche Rekord wird dieses Jahr noch fallen. Im besten Fall natürlich im WM-Finale.
Im vergangenen Jahr hatten Sie 74,71 Meter als Bestleistung. Diese Weite haben Sie dieses Jahr in jedem Wettkampf übertroffen...
Till Wöschler:
Ja, meinen schlechtesten Wettkampf hatte ich dieses Jahr in Halle, wo ich bei sehr widrigen Bedingungen 75,51 Meter weit geworfen. Die Konstanz ist da.
Wie kommt es, dass Sie dieses Jahr so konstant auf hohem Niveau werfen?
Till Wöschler:
So ganz kann ich es mir auch nicht erklären. Man sagt ja, dass man sich in der Jugend, wenn es gut läuft, vier bis fünf Meter im Jahr steigert. Das war bei mir genau der Fall. Allerdings habe ich dieses Jahr eine Konstanz, die ich in der vergangenen Saison nicht hatte. Ich habe im Winter gut und ohne Verletzungen trainiert, und ich denke das ist der Lohn dafür.
Zweibrücken und Saarbrücken liegen nicht so weit auseinander. Sie kennen Matthias de Zordo, der den deutschen Jugendrekord hält, wahrscheinlich ganz gut, oder?
Till Wöschler:
Ja, wir kennen uns gut. Ich habe auch mit ihm schon zusammen in Saarbrücken trainiert.
Was hat er dazu gesagt, dass Sie so nah an seinem Rekord dran sind?
Till Wöschler:
Er hofft, dass ich es noch packe. Er hat sogar gesagt, dass er sich darüber freuen würde. Ich kann das zwar nicht so ganz verstehen, aber vielleicht ist es, weil er dann den Druck los ist. Matthias ist auf jeden Fall kein bisschen neidisch und gönnt mir das.
Sie fahren jetzt als Bester des Jahres nach Moncton. Wie fühlt sich das an?
Till Wöschler:
Das ist natürlich ein tolles Gefühl. Die anderen Werfer sind allerdings auch nicht so weit weg, einen Meter ungefähr. Als Favorit anzureisen, ist für mich kein Druck, denn ich sage nicht, dass ich Weltmeister werden will. Wenn ich einen guten Wettkampf mache, habe ich gute Chancen, vorne dabei zu sein. Aber natürlich wünsche ich mir, zu gewinnen. Wenn ich nur Zweiter, Dritter oder Vierter werde, ist das zwar nur suboptimal, aber trotzdem zufriedenstellend.
Und die perfekte Kombination wäre Gold mit dem deutschen Rekord...
Till Wöschler:
Natürlich. Und ich glaube, das muss man auch anbieten, um zu gewinnen. Ich denke, das werde ich auch tun.
Haben Sie sich auch schon mal nach dem Weltrekord erkundigt?
Till Wöschler:
Den Weltrekord hält Andreas Thorkildsen mit 83,87 Metern. Das ist schon noch ein Stückchen. Aber wenn ich technisch noch ein paar Mängel behebe, könnte es bei der WM an die 80 Meter rangehen.
Video: Till Wöschler gewinnt in Mannheim
DLV-Mannschaftsbroschüre U20-WM