Till Wöschler - „Der Wurf war unglaublich“
Speerwerfer Till Wöschler verbesserte bei der U20-WM im kanadischen Moncton den deutschen Jugendrekord um fast vier Meter auf 82,52 Meter und gewann überlegen Gold. Nur drei Jugendliche weltweit haben jemals weiter geworfen als der 19-Jährige vom LAZ Zweibrücken. Im Interview spricht er unter anderem über seinen Rekordwurf und darüber, ob der Weltrekord, den der Norweger Andreas Thorkildsen mit 83,87 Metern hält, für ihn in Reichweite liegt.
Till Wöschler, herzlichen Glückwunsch zu Gold und deutschem Jugendrekord. In den vergangenen Wettkämpfen haben Sie sich ein bisschen die Zähne am Rekord ausgebissen. Bei der U20-WM in Moncton haben Sie ihn im ersten Versuch gleich um fast vier Meter verbessert. Was ist da passiert?Till Wöschler:
Das weiß ich auch nicht so genau (lacht). Ich denke ich war einfach unheimlich motiviert durch die vielen anderen starken Werfer, die dort am Start waren. Der Wettkampf war insgesamt von den Ergebnissen sehr stark. Natürlich war der Wurf unglaublich, auch wenn ich kaum Erinnerungen daran habe. Er war wohl technisch extrem sauber und sehr kraftvoll.
Wann haben Sie gemerkt, dass der Wurf so weit geht?
Till Wöschler:
Das habe ich sofort nach dem Abwurf gemerkt. Ich habe mir dabei leider auch eine kleine Stauchung im Rücken geholt. Aber das war dann ja auch egal. Dass der Wurf allerdings so weit geht, das hätte ich nicht gedacht. Ich habe mit 80 Metern im besten Fall gerechnet, 82,52 Meter ist ja schon noch mal ein anderes Kaliber. Das ist einfach nur überwältigend.
Was geht einem in diesem Moment durch den Kopf?
Till Wöschler:
Ich konnte das erst gar nicht glauben. Als ich 82,52 Meter auf der Anzeigetafel gesehen habe, habe ich erst einmal wahllos in die Gegend geguckt. Mein Heim- und mein Bundestrainer haben geschrien, ich habe geschrien.
Noch bei der Bauhaus Junioren-Gala in Mannheim rund drei Wochen vorher haben Sie gesagt, Sie wüssten zwar, dass der Weltrekord bei 83,87 Metern liegt, aber das wäre gar nicht das Ziel. Jetzt liegen sie als viertbester jugendlicher Werfer aller Zeiten nur einen guten Meter darunter…
Till Wöschler:
Darüber mache ich mir noch immer keinen Kopf. Ich bin hier einfach locker reingegangen und habe einen super Wurf gezeigt. Jetzt warte ich mal ab, was für Wettkämpfe kommen. Wenn ich vielleicht in einem Wettkampf mit starken internationalen Männern starten darf, dann werde ich sicherlich motiviert genug sein, um noch einmal in diesen Bereich zu werfen. Aber ob dabei auch der Weltrekord fällt, das wage ich nicht zu prophezeien.
Im Wettkampf in Moncton war es aber wahrscheinlich schwer, nach diesem phänomenalen ersten Wurf die Spannung zu halten, oder?
Till Wöschler:
Ich habe versucht, mich runter zu fahren und cool zu bleiben. Denn trotz dieser immensen Weite war ich mir nicht sicher, dass ich gewinne. Aber nachdem ich mir im Rücken ein wenig weh getan hatte, war einfach nicht mehr drin. Vielleicht hätte ich noch einen auf 80 Meter raushauen können, aber die Spannung war dann weg.
Sie sind als der große Favorit angereist. Wie groß war der Druck, der auf Ihnen gelastet hat?
Till Wöschler:
Ein bisschen Druck habe ich schon gespürt, obwohl ich vor Wettkämpfen eigentlich immer sehr locker bin. Die Qualifikation habe ich dann ja locker überstanden. Allerdings hat da der Lette weit geworfen und ich habe auch gemerkt, dass alle anderen stark sind. Ich habe mir gesagt es gibt keinen Druck, und ich muss nicht gewinnen. Jetzt habe ich es doch getan –umso besser.
Bis es richtig los ging mit dem Wettkampf waren Sie schon über eine Woche in Kanada. Was macht man in der Zeit?
Till Wöschler:
Geworfen habe ich nicht mehr viel, nur auf Prince Edward Island ganz am Anfang einmal. Mit meinem Bundestrainer Ralf Wollbrück und meinem Heimtrainer Matthias Brockelt hatte ich abgesprochen, dass ich nicht mehr viel werfe, sondern die ganze Lust und Kraft für den Wettkampf aufspare. Das hat anscheinend sehr gut funktioniert.
Mehr: U20-WM - Gold und Rekord für Till Wöschler
Fotos: Möldner
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