Tim Lobinger - „Brauche gewaltiges Ergebnis“
Stabhochsprung-Routinier Tim Lobinger (LG Stadtwerke München) steht vor seiner vierten Olympia-Teilnahme. Am Montag springt er auf Norderney, die DAK Leichtathletik-Gala in Wattenscheid bildet dann am Freitag (1. August) die Generalprobe für die Spiele in Peking (China; 15. bis 24. August). Erfahren Sie mehr im Interview...
Tim Lobinger, vor drei Wochen ging es um Alles oder Nichts. Wie groß war der Druck bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg, als Ihre vierte Olympia-Teilnahme auf dem Spiel stand?Tim Lobinger:
Der Druck war unglaublich groß, vor allem der von mir selbst auferlegte Druck. Ich wollte mich bei meinem mich so fantastisch unterstützenden und mitleidenden Freundes- und Familienkreis mit einer Teilnahme bei den Spielen bedanken. Eine Nicht-Teilnahme wäre eine Katastrophe gewesen. Auf meine hart erarbeitete Teilnahme bin ich stolz.
Teilen Sie die Meinung Ihres Trainers Chauncey Johnson, dass Sie in diesem Sommer nur an drei Tagen hoch springen müssen: Bei der DM in Nürnberg, was Sie schon geschafft haben, in der Qualifikation und im Finale in Peking?
Tim Lobinger:
Ich teile mittlerweile Chauncey’s Meinung. Die Saison ist für meine verwöhnte Höhenstatistik schon so gut wie versaut. Nun reisst mich nur noch ein gewaltiges Ergebnis raus. Eine große Höhe, am besten zum richtigen Zeitpunkt.
Wer sind für Sie die Favoriten auf Stabhochsprung-Gold?
Tim Lobinger:
Der US-Amerikaner Brad Walker, der Russe Evgeniy Lukyanenko und der Australier Steve Hooker. Außerdem gibt es eine Handvoll anderer, extrem guter Springer. Jeder hat seine Chance. Ich weiß, wie sich Favoritenstürze anfühlen.
Im Vorfeld der Spiele gab es die Diskussion um den Olympia-Boykott. Möchten Sie sich zu diesem Thema äußern?
Tim Lobinger:
Es leben die Olympischen Spiele. Jegliche nun erneut beginnende Diskussion ist ein Fehler. Nun zählt nur noch: Höher, schneller, weiter.
Wie sieht Ihrer Meinung nach der richtige Weg aus der in den vergangenen Jahren viel diskutierten Krise der deutschen Leichtathletik aus?
Tim Lobinger:
Einen wirklich richtigen Weg gibt es nicht mehr. Die Chance ist vergeben worden. Helden werden heutzutage selten geboren. Und noch seltener finden sie den Weg zur Leichtathletik. Helden werden in der Welt und Herrschaft der Medien gemacht. Die Rechnung ist einfach und das Einmaleins der Branche. Sportler + Leistung + Zeitung + TV = Held. Nun zählen viele kleine Bewegungen in Richtung optimierte Berichterstattung.
Das Insel Springen auf Norderney ist am Montag einer Ihrer letzten Wettkämpfe vor Peking. Kann das Springen als ernster Test gewertet werden?
Tim Lobinger:
Ich nehme jeden noch verbliebenen vorolympischen Start sehr ernst. Ich will mit 5,80 Metern im Gepäck zu den Spielen reisen. Das Insel Springen war immer ein spezieller und wichtiger Wettkampf für mich. Hier gab es schon oft die nötige Wende zum Aufschwung in große Höhen. Die Mischung aus Urlaubs- und Wettkampfstimmung auf Norderney ist eine große Chance auf sportliche Schlüsselerlebnisse.
Wie sieht Ihr weiteres Programm aus?
Tim Lobinger:
Das Meeting in Leverkusen am Mittwoch ist momentan nicht eingeplant. Ich baue auf die Starts auf Norderney und in Wattenscheid am Freitag. Danach nutze ich jeden weiteren Tag zur Verbesserung meiner Kraft- und Schnelligkeitswerte. Die Technik steht.