Tim Lobinger sprüht vor Tatendrang
So ist er eben, der Tim Lobinger. Gerade mal hatte er am Freitag in Dortmund einen Trainingsunfall, bei dem sein Stab in vier Teile zersplitterte und wo er sich bei seinem Sturz leichte Prellungen sowie eine Schnittwunde am Daumen zuzog, glimpflich überstanden, schon war er wieder fit genug, um ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern.
Tim Lobinger ist motiviert wie eh und je (Foto: Chai)
"Nicht ich habe mich von Kühni' (Anm.d. Red. Trainer Michael Kühnke) getrennt, sondern er sich von mir. Die Initialzündung kam wahrscheinlich im Sommer, als ich zwei Monate mit dem Südafrikaner Chauncey Johnson zusammengearbeitet habe. Da hat er, denke ich, gemerkt, dass ich ihm langsam entgleite", meint der 33-Jährige zu seinem in dieser Woche bekannt gewordenen Trainerwechsel.Künftig wird es ein von ihm sogenanntes "Coaching Light" geben. Im Klartext: Den Großteil der Arbeit übernimmt DLV-Disziplintrainer Jörn Elberding, Chauncey Johnson wird aber weiter mitarbeiten. "Ich weiß selbst, dass ich nicht leicht zu führen bin", gibt Tim Lobinger unumwunden zu, "aber ich springe lange Jahre auf hohem Niveau mit viel autodidaktischem Training."
Verpflichtung bei der EM
In Dortmund weilt der Deutsche Meister derzeit beim Lehrgang des Top Teams, in dem er im vergangenen Jahr noch fehlte. "Ich habe das Top Team nie wirklich kritisiert. Ich habe lediglich gefordert, dass auch die älteren, erfahrenen Athleten da mit rein gehören", erklärt Tim Lobinger. "Durch die Integration des A-Kaders ist das jetzt der Fall und das finde ich okay."
Schon jetzt warnt er allerdings trotz solcher guten Vorzeichen davor, die EM in Göteborg als einen Selbstläufer zu betrachten. "In Europa springen wir auf einem sehr hohen Niveau, doch ich habe eine Verpflichtung erfolgreich abzuschneiden."
Im März will er sich auf jeden Fall bei der Hallen-WM in Moskau mit der Weltelite messen. "Ich glaube, dass rund fünf Amerikaner in der Halle über 5,80 Meter springen werden." Damit er schon in der Halle richtig fit ist, wird er nach Weihnachten für zwei Wochen ins Trainingslager nach Südafrika fliegen und Mitte Dezember eine Woche auf Teneriffa verbringen. Zuversichtlich, dass 2006 ein gutes Jahr werden könnte, ist er auf alle Fälle denn, "noch nie bin ich so lange verletzungsfrei geblieben".
Nur zwölf Tage Ruhe
Ruhe gönnt sich der Höhenjäger nur selten. Nach der WM hatte er noch etliche Wettkämpfe absolviert. Für Urlaub blieben gerade einmal zwölf Tage im Oktober, die er mit Freundin Alina und seinen Kindern in Österreich verbrachte. "Ein bisschen Joggen, ein bisschen Golfen und Wandern, ein bisschen Krafttraining. Das war's. Ich brauche einfach das Springen und bin froh, wenn es wieder los geht, denn ich bekomme ganz rasch Entzugserscheinungen."
Noch ungewiss ist allerdings, für welchen Verein der WM-Fünfte künftig startet. "Ich weiß es wirklich noch nicht, ob ich bleibe oder gehe", offenbart er Unentschlossenheit zu seiner Zukunft beim ASV Köln. Lange überlegen kann er allerdings nicht mehr, denn Ende November endet die Wechselfrist.
Patenschaft
Doch Tim Lobinger wäre nicht Tim Lobinger, wenn er nicht immer auch die Entwicklung seiner Disziplin im Auge hätte. "Das neueste Projekt ist die Stabhochsprung-Patenschaft, die für Bundestrainer Jörn Elberding eine Herzensangelegenheit ist. Ich kümmere mich um Malte Moor und Fabian Schulze. Das wird bestimmt eine gute Sache für die jüngeren Athleten, wenn sie den einen oder anderen Tipp von uns bekommen."
Man merkt, Tim Lobinger sprüht geradezu vor Tatendrang und ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Ein Leben ohne Stabhochsprung, das kann man sich bei ihm beim besten Willen noch nicht vorstellen.