Tim Nowak: „Eine 2+ wäre zu bescheiden"
Drei deutsche Titel, Bronze bei der U20-EM in Rieti (Italien) und acht Einzelbestleistungen sowie ein neuer Hausrekord im Zehnkampf: Tim Nowak (SSV Ulm 1846) war im Jahr 2013 auf der Überholspur – und hat sogar noch ein Jahr in der Jugend vor sich. Im Interview erzählt der frischgebackene „Jugend-Leichtathlet des Jahres“ 2013 von Schulnoten, von Stärken, die zu Schwächen werden, von Veränderungen und davon, warum 2014 sein Jahr werden könnte.
Tim Nowak, „Jugend-Leichtathlet des Jahres“ 2013 – wie hört sich das an?Tim Nowak:
Als ich davon gehört habe, war ich erst mal einfach nur glücklich und total überwältigt! Ich habe nicht wirklich damit gerechnet, denn ich hatte ja starke Konkurrenz, mit einem U18-Weltmeister und drei U20-Europameistern. Alle hätten es verdient zu gewinnen.
Bei der Wahl haben ausschließlich die Fans das Sagen, und die hast du überzeugt. Merkst du, dass sich mit deinen Erfolgen eine kleine Fangemeinde gebildet hat?
Tim Nowak:
Als ich noch für meinen alten Verein gestartet bin und in Bad Mergentheim gewohnt habe, war alles noch ein wenig kleiner, da kannten mich die Leute in der Stadt schon. Da habe ich viele Rückmeldungen bekommen, sogar auch ein bisschen Fanpost. So richtig bekannt bin ich aber doch nur in der Leichtathletik, da muss man sich schon mit der Sportart befassen, damit man meinen Namen kennt. Trotzdem: Die Aufmerksamkeit hat sich im vergangenen Jahr ziemlich gesteigert.
Wie bewertest du selbst rückblickend deine Saison?
Tim Nowak:
In Schulnoten?
Warum nicht…
Tim Nowak:
Hm, das ist schwierig. Aber ich würde mir eine 1 bis 2 geben.
Da ist ja noch ein bisschen Luft nach oben!
Tim Nowak:
Ja (lacht). Na, erst hatte ich überlegt, eine 2+ zu vergeben. Aber das wäre überbescheiden gewesen. Denn ich hatte wirklich eine traumhafte Saison und eigentlich hat alles geklappt. Von den deutschen Hallentiteln über die Qualifikationswettkämpfe im Freien bis hin zur U20-EM. Aber dafür, dass ich mir eine glatte 1 gebe, hat dann doch ein Quentchen gefehlt. Da hätte es in Rieti schon Gold oder Silber geben müssen. Und der Diskuswurf, der ging da ja auch in die Hose…
Da flog die Scheibe zweimal aus dem Sektor, das war eine Zitterpartie – so wie auch schon zuvor in Bernhausen …
Tim Nowak:
Und dabei gehört der Diskuswurf eigentlich zu meinen Stärken! Aber mein Trainer Christopher Hallmann und ich haben gesagt, dass wir das jetzt nicht dramatisieren. Schließlich waren es nur ein paar Wettkämpfe, und eigentlich kann ich es ja.
Du hast schon angesprochen, dass sich seit dem Sommer einige Dinge in deinem Leben geändert haben: neuer Verein, neuer Wohnort… Was ist noch neu?
Tim Nowak:
Ich wohne seit Oktober in Ulm, seit Ende Dezember habe ich dort meine eigene Wohnung. Dadurch hat sich auch im Training viel geändert. Ich wohne nur 400 Meter vom Donaustadion entfernt, und auch zu den Messehallen, in denen wir im Winter trainieren, fahre ich nur zwei Minuten. Das ist optimal. Ich bin jetzt in einer sehr leistungsorientierten Trainingsgruppe mit Arthur Abele, Stefan Matula, Mathias Brugger und Manuel Eitel. Oft trainieren wir zweimal am Tag.
Wie sahen deine Trainingstage vorher aus?
Tim Nowak:
Ich hatte mehrere Trainer, war einmal die Woche in Stuttgart, einmal die Woche in Würzburg, dann manchmal noch in Tübingen. Das war mit viel Fahrerei verbunden, mit dem Zug oder mit dem Auto. Meine Eltern haben mich da sehr unterstützt, dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Auch meinem alten Verein und meiner alten Trainingsgruppe, mit der zusammen ich immer viel Spaß hatte, habe ich viel zu verdanken! Aber die Bedingungen waren nicht einfach und, jetzt war einfach die Zeit für einen Wechsel gekommen.
Mit der Schule bist du seit vergangenem Sommer auch fertig. Was macht die Berufsplanung?
Tim Nowak:
Seit Oktober mache ich bei der Sparkasse, die auch den SSV sponsert, eine Art Praktikum. Für 20 Stunden in der Woche. Die bieten mir genug Freiraum fürs Training, aber ich habe was zu tun, bin nicht ausschließlich aufs Training fokussiert und verdiene auch noch ein bisschen Geld. Das läuft aber nur bis März. Dann will ich an der FH in Anspach das Management-Studium für Spitzensportler machen.
Die Hallensaison steht vor der Tür. Nimmst du die Titelverteidigung im Hallen-Siebenkampf und über 60 Meter Hürden in Angriff?
Tim Nowak:
Ich werde auf jeden Fall an beiden Meisterschaften teilnehmen. Wie realistisch es ist, den Titel über die Hürden zu verteidigen, weiß ich nicht. Darauf liegt auch nicht mein Fokus. Wenn es noch mal klappt, mit Gold oder einer Medaille, bin ich zufrieden, das wäre ein schöner Bonus.
Lassen wir einmal die vergangenen zwei Jahre Revue passieren: 2012 bist du mit nicht einmal 17 Jahren Neunter der U20-WM geworden. 2013 hast du bei der U20-EM Bronze geholt. 2014 wirst du 19 Jahre alt und gehst mit der Erfahrung von zwei internationalen Meisterschaften in die WM-Saison. Das müsste doch eigentlich dein Jahr werden!
Tim Nowak:
Wenn das wirklich so weiter geht, wenn ich mich noch mal steigern oder zumindest die Konstanz des letzten Jahres halten kann, dann sollte es 2014 ziemlich abgehen! Ich bin immer vorsichtig mit Vorhersagen. Es kann so viel passieren. Aber ich bin gut drauf, und wenn ich das Training so durchziehen kann, dann erhoffe ich mir eine sehr gute Saison. Ich will zur U20-WM nach Eugene, das ist klar. Und ich denke, es ist auch nicht verwegen zu sagen, dass ich da unter die ersten Drei will. Auf dieses Ziel arbeite ich hin.