| Ischias-Probleme

Timo Benitz kämpft um seinen WM-Sommer

Mittelstreckler Timo Benitz muss seinen Saisonstart weiter verschieben. Der EM-Siebte über 1.500 Meter laboriert an akuten Beschwerden in Hüfte und Oberschenkel. Abhilfe soll jetzt die volle Konzentration auf den Sport schaffen.
Alexandra Dersch

Eigentlich wollte Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald) zum jetzigen Zeitpunkt schon die ersten Wettkämpfe hinter sich haben. Wollte nach seinem Ermüdungsbruch wieder angreifen. Wieder auf der Laufbahn stehen. Doch akute Probleme im Ischiasnerv durchkreuzen die Pläne des EM-Siebten über 1.500 Meter. Die Devise lautet daher: Geduld. Denn der Traum von seiner zweiten WM-Teilnahme – er brennt weiterhin in dem 27-Jährigen.

„Es zieht vom Rücken in die Hüfte und den Oberschenkel“, beschreibt Timo Benitz die Problematik. „Nur Laufen und dann wieder lange Sitzen, um für Prüfungen zu lernen, das hat mir nicht gutgetan“, glaubt der Mittelstreckler, der in den vergangenen Monaten nun bereits mehrmals von Verletzungen heimgesucht wurde.

Nach seinem starken Auftritt bei der EM in Berlin, der sich mit dem siebten Platz über 1.500 Meter spiegelt, zog er sich Ende November einen Ermüdungsbruch im Kreuzbein zu. Die Hallensaison war damit für ihn gelaufen. Doch: „Mit Skilanglauf bin ich dennoch auf viele Kilometer und eine gute Grundlage gekommen.“ Eine Grundlage, mit der er im Frühjahr wieder ins Aufbautraining für den Sommer starten konnte. „Ich war gut drauf, konnte wieder gute Einheiten auf der Bahn absolvieren.“ Doch Ende April traten die nächsten Schmerzen auf. Dieses Mal in Hüfte und Oberschenkel. Ein MRT in der vergangenen Woche brachte immerhin Gewissheit: „Es ist nichts kaputt, sieht gut aus.“ Dennoch: Die Schmerzen sind da.

Physio statt Wettkämpfe

Die Ursache glaubt Timo Benitz zu kennen: „Ich musste in letzter Zeit so viel für meine Prüfungen lernen, da habe ich einfach zu viel gesessen.“ Sein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Berlin möchte er kurz nach den Olympischen Spielen 2020 in Tokio (Japan) abgeschlossen haben.

Statt Tempotraining und den ersten Wettkämpfen stehen nun verstärkt allgemeine Kräftigungsübungen, Oberkörpertraining und Besuche beim Physiotherapeuten auf seinem Terminkalender. Zudem trägt Timo Benitz neuerdings Einlagen. „Ich muss jetzt alles auspendeln, um wieder in die Spur zu finden“, sagt er. Eine Situation, die ein Leistungssportler naturgemäß nur schwer erträgt. „Ich will trainieren und kann nicht. Denn ich merke: Eigentlich bin ich fit, kann das aber nicht beim Laufen raushauen. Das ist hart.“

Offene Saisonplanung

Natürlich, er weiß, die Saison ist noch lang. Natürlich, er weiß auch, die Weltmeisterschaften in Doha (Katar) finden erst Ende September statt. „Gott sei Dank.“ Dennoch: „Die WM-Norm, die kann ich nicht erst bei den <link>Deutschen Meisterschaften in Berlin laufen.“

Was ihm vielmehr Beruhigung schenkt, ist sein Erfahrungsschatz, der sich nicht nur auf Wettkämpfe, sondern auch auf Verletzungen bezieht. Im Jahr 2013 war er trotz eines Bänderrisses in der Vorbereitung noch auf Platz fünf der U23-EM gelaufen. „Deshalb mache ich mich jetzt auch nicht verrückt“, sagt Timo Benitz. Er fühlt auch jetzt, die Grundlage stimmt. Was ihm fehlt sind Tempoläufe und Wettkämpfe. Wann er in diese wieder einsteigen kann, das ist allerdings noch völlig offen.

„Ich tue alles, um jetzt wieder fit zu werden“, sagt Timo Benitz. Auch deshalb hat der sechsmalige Deutsche Meister jede Form von Stress aus seinem Leben verbannt, die Kurse in der Uni sind vorbei. Gedanken, Abläufe, Ernährung – alles dreht sich nur noch um den Sport. „So sehr wie heute habe ich mich zuvor noch nie auf den Sport konzentriert“, sagt Timo Benitz. Sein Hauptaugenmerk liegt auf den Weltmeisterschaften in Doha. „Jetzt muss nur noch mein Körper mitspielen.“

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