Timo Zeiler - Der Aufsteiger im Berglauf
Hier die Hammerwerferin Betty Heidler und die Hochspringerin Ariane Friedrich, dort der Bergläufer Timo Zeiler. Drei der aktuell erfolgreichsten Eintracht-Athleten haben eines gemeinsam, sie gehören zur absoluten Weltklasse in ihren Disziplinen. Den Langstreckenläufer von der Schwäbischen Alb zieht es schneller denn je hoch hinauf, wobei Höhen von 2.000 Metern eher Standard sind, 3.000 Meter die Ausnahme darstellen.
Timo Zeiler ist eher ein Läufer mit berechnender Laufgestaltung. Seit vier Jahren trainiert er mit dem Darmstädter Coach Wilfried Raatz zusammen. Seitdem geht die Leistungskurve des gelernten Speditionskaufmanns steil bergauf. Im Spätsommer 2009 hat es ihn beruflich nach seinem Betriebswirt-Abschluss für einen 40-Stunden-Job als Controller zu einer Logistikfirma nach Villingen-Schwenningen an den Schwarzwaldrand verschlagen.Wenn er aber nach der Arbeit und am Wochenende die Laufschuhe schnürt, kann dem 27 Jahre alten Gipfelstürmer auf nationaler Ebene derzeit keiner folgen, international sind es wenige, seit er in der ersten Reihe der Berglaufspezialisten steht.
WM-Titel ist das Ziel
„Ich möchte Weltmeister werden“, so formulierte Timo Zeiler sein Fernziel zu Beginn der gemeinsamen Arbeit mit Wilfried Raatz. Schritt für Schritt sind die beiden diesem hochgesteckten Ziel näher gekommen. Siege über Weltmeister Jonathan Wyatt (Neuseeland) und Europameister Marco Gaiardo (Italien) brachten das Duo ihrem Ziel näher. „Es ist aber noch ein gutes Stück Arbeit“, schätzt Timo Zeiler realistisch ein, „aber ich bin in der Weltklasse angekommen und kann je nach Gelände jeden schlagen.“
Timo Zeiler hat sich inzwischen zu einem Allroundläufer entwickelt, der nicht nur 30 Minuten über 10 Kilometer laufen kann, sondern auch schon auf der Halbmarathon-Distanz zu den besten deutschen Straßenspezialisten zu zählen ist. Oft ist er im Crossgelände anzutreffen. „Wir legen besonderen Wert auf eine Langstrecken-bezogene Ausrichtung des Trainings. Ich weiß, dass diese komplexe Trainingsgestaltung für mich der richtige Weg ist“, erklärt er.
Abwechslungsreiches Trainingsprogramm
Somit gehören Sprints und Serienläufe auf der Bahn ebenso zum abwechslungsreichen Trainingsalltag wie auch Fahrtspieleinheiten oder Zwei-Stunden-Läufe, Aquajogging und lange Mountainbike-Touren. Vielleicht ist diese Mixtour für den Mann von der schwäbischen Alb der richtige Weg zur Weltspitze.
Für Privates bleibt mit Fulltime-Job und dem umfangreichen Training kaum Zeit. Wenn andere Menschen Reisen als Hobby angeben, dann gehört dies für Timo Zeiler zum aufwändigen Anreiseprozedere bei den Wettkämpfen, die aus nahe liegenden Gründen nicht mehr „um die Ecke“ herum stattfinden. So sind 1.000 bis 1.500 Kilometer mit dem Auto am Wochenende fast schon Normalität.
EM-Medaille nur knapp verpasst
Als EM-Vierter verpasste er dieses Jahr nur um wenige Sekunden in Telfes im Stubaital (Österreich) eine Einzelmedaille, dafür sammelte er in der 2009er Saison eindrucksvolle Siege wie beim Aletsch-Halbmarathon auf der 1.900 Meter hoch gelegenen Bettmeralp (Schweiz), beim Gamperney-Berglauf im schweizerischen Grabs, beim Berglauf im südtiroler Weinort Mölten (Italien) und auf der legendären Dammkar-Skipiste im Karwendelgebirge über 1.400 Höhenmeter bergauf. Die Orte der Erfolge lesen sich inzwischen wie ein alpiner Reisebericht in einem Tourismusmagazin, denn das Drei-Zinnen-Massiv in Italien ist ebenso weltbekannt wie das Matterhorn (Schweiz/Italien) oder der Ski-Doppelort Crans-Montana in der Schweiz.
Und nicht nur zu Fuß ist Timo Zeiler stets für weitere Überraschungen gut. Im Oktober düpierte er bei einem 30 Kilometer-Mountainbike-Rennen die Spezialisten. Am kommenden Wochenende möchte er sich mit den Topstars anderer Ausdauersportarten bei den Trailrunning Worldmasters in Dortmund duellieren, im kommenden Jahr steht die Langdistanz-WM in Pikes Peaks (USA) ebenso auf dem Plan wie 2011 der erste Marathonstart mit der Option auf einen WM-Startplatz.