Timo Zeiler verteidigt Berglauf-Titel
Mit herrlichen Altweibersommer-Wetter gab es zu den Deutschen Berglauf-Meisterschaften am Hochfelln in Bergen am Sonntag ideale Voraussetzungen für ein Berglauf-Festival. „Es hat alles gepasst“, sagte Hochfelln-Chef Georg „Bibi“ Anfang, zumal er mit den Tagesschnellsten Jonathan Wyatt (Neuseeland) und Andrea Mayr (Österreich) und den beiden Deutschen Meistern Timo Zeiler (LG Eintracht Frankfurt) und Lisa Reisinger (SSC Hanau-Rodenbach) auf den Plätzen vier bzw. drei des Gesamteinlaufes die Wunschsieger vorzuweisen hatte.
Mit exakt 500 Meldungen konnte zudem eine absolute Beteiligungs-Höchstmarke verkündet werden. Auf der 8,9 Kilometer langen Strecke mit 1.074 Höhenmetern kristallisierte sich bei den Männern schon nach drei Kilometern eine Siebenergruppe mit dem sechsmaligen Weltmeister Jonathan Wyatt, den Italienern Marco de Gasperi, Marco Gaiardo und Antonio Toninelle, dem Tschechen Robert Krupicka sowie den beiden Deutschen Timo Zeiler und Helmut Schiessl (TSV Buchenberg) heraus. Als es zur Mittelstation der Hochfellnbahn ging, waren überraschend Robert Krupicka, Marco Gaiardo und Helmut Schiessl schon im Rückstand.„Jonathan hat immer weiter das Tempo erhöht“, berichtete Timo Zeiler später über den spannenden Rennverlauf, „so dass wir einfach abreißen lassen mussten. Dafür entwickelte sich ein abwechslungsreiches Rennen, das bis Kilometer acht offen war.“ Überraschend zeigte sich dabei der 25-jährige Antonio Torinelle als stärkster Läufer der Dreiergruppe, der seinen prominenten Landsmann Marco de Gasperi auf Rang drei verweisen konnte.
Augenmerk galt Titelverteidigung
„Am Schluss hat mir die Härte etwas gefehlt“, ärgerte sich Timo Zeiler, „allerdings galt mein Augenmerk in erster Linie der erfolgreichen Titelverteidigung. Und das ist mir ja gegen einen starken Helmut Schiessl gelungen.“ Für den Trochtelfinger im Trikot der LG Eintracht Frankfurt endete mit Rang vier des Gesamteinlaufes und der erneuten Meisterschaft eine überaus erfolgreiche Saison, in der es dem 27-Jährigen gelungen ist, zur Weltklasse aufzuschließen.
Das Kräftemessen aus nationaler Sicht brachte einige Überraschungen. So lief hinter Timo Zeiler und Helmut Schiessl der Brite John Mooney vom Post-Telekom-SV Rosenheim auf Rang drei, gefolgt von Korbinian Schönberger (DJK Gleiritsch) und dem Juniorenmeister René Stöckert (TSV Ostheim) auf den nächsten Plätzen. Matthinas Hecktor (TuS Heltersberg), Marco Sturm (LLC Marathon Regensburg), Josef Beha (FC Unterkirnach) und Manuel Stöckert (TSV Ostheim) liefen abgeschlagen auf dem Hochfelln ein.
Andrea Mayr unbedrängt
Bei den Frauen stürmte einen Tag nach ihrem Sieg beim Schneeberglauf nahe Wien die (Bergauf-)Weltmeisterin Andrea Mayr unbedrängt zum Sieg in 48:53 Minuten. Im vergleichsweise schwachen Frauenfeld folgte Anna Frost (Neuseeland/51:50 min) auf Rang zwei vor Lisa Reisinger, die mit 53:05 Minuten ebenso ungefährdet war.
„Bei mir lief es heute nicht gut, denn ich konnte drei Wochen lang wegen einer Erkältung nicht richtig trainieren. Aber zum Titel hat es ja dennoch gereicht“, sagte sie. Ein starkes Comeback feierte erwartungsgemäß Alexandra Bott (ASC Darmstadt), die mit 54:53 die Silbermedaille gewann, gefolgt von Kerstin Straub (SSC Hanau-Rodenbach), die sich mit 55:42 Minuten zugleich den Juniorenmeistertitel holte.
Während der SSC Hanau-Rodenbach bei den Frauen klarer Deutscher Meister wurde, jubelten bei den Männern die Mastersläufer des TuS Heltersberg mit dem früheren Radprofi Udo Bölz, dem starken Mountainbiker Carsten Presser und Matthias Hecktor über den überraschenden Sieg mit 22 Sekunden Vorsprung vor der LG Stadtwerke München.
Werbung für den Berglauf
„Eine absolute Werbung für den Berglauf“, fasste DLV-Berglaufberater Wolfgang Münzel am 1.674 Meter hoch gelegenen Hochfellnhaus seine Eindrücke zusammen. Bei der 36. Auflage des Hochfelln-Berglaufes gelang es dem Veranstalter Ski-Club Bergen nämlich höchst eindrucksvoll, eine Synthese zwischen dem Anspruch einer Weltklasse-Veranstaltung und den nationalen Berglauf-Titelkämpfen zu schaffen.
So konnten sich die besten deutschen Athleten mit den Topathleten wie Jonathan Wyatt, Marco de Gasperi und Marco Gaiardo oder der Berglauf-Welt- und Europameisterin Andrea Mayr messen. Eine Konstellation, die allerdings mit ihren Auswertungen dem DLV-Berglauf-Chef Wolfgang Münzel einige Sorgenfalten bereitet haben dürfte. Denn alleine Timo Zeiler und Helmut Schiessl zählen zur internationalen Güteklasse, was bei den Frauen alleine mit gewissen Abstrichen für Lisa Reisinger gelten darf.
„Wir müssen erhebliche Anstrengungen unternehmen, um international nicht den Anschluss zu verlieren“, sagte Wolfgang Münzel. „Alleine die Juniorenmeister René Stöckert und Kerstin Straub haben heute bewiesen, dass sie den Anschluss in die Aktivenklasse geschafft haben. Das Niveau muss unbedingt verbessert werden, vor allem aus der sogenannten zweiten Reihe kommt zu wenig“
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