Tina Klein - Der Kopf will nicht mehr
Mit gerade mal 25 Jahren beendete Hürdensprinterin Tina Klein in diesen Tagen ihre Laufbahn. Die gebürtig aus der auf der Schwäbischen Alb liegenden Gemeinde Bisingen stammende Athletin galt nach ihren Erfolgen in ihrer Jugend- und Juniorenzeit als eines der hoffnungsvollsten Talente in der deutschen Leichtathletik.
Am Ende fehlte der letzte Siegeswille bei der zuletzt für die LG Eintracht Frankfurt startenden Kurzstrecklerin. Der Abschluss ihres Lehramtsstudium steht jetzt im Mittelpunkt.„Es war keine Entscheidung aus dem Affekt heraus“, erzählt Tina Klein, sondern ein Prozess sei es gewesen, der bereits 2007 begann. „Ausschlaggebend war letztlich, dass die Trainingsleistungen zwar gestimmt haben, aber dass ich keine Wettkampfleistungen gebracht habe.“ Das war nicht immer so in ihrer Laufbahn.
Medaillen
Ob bei dem Gewinn der Bronzemedaille 2002 bei den U20-Weltmeisterschaften in Jamaika, oder der Silber 2005 bei den U23-Europameisterschaften in Erfurt, mit Bestleistungen überzeugte sie so manches Mal bei den Saisonhöhepunkten. Bereits 2001 war sie in 13,53 Sekunden im italienischen Grosseto Sechste bei den U20-Europameisterschaften geworden. Im Folgejahr gelang ihr eine weitere Steigerung, im Finale der U20-Weltmeisterschaften lief sie als damals 19-Jährige 13,20 Sekunden, es war die bis heute beste Zeit einer dieses Alters in Deutschland.
Nach 2002 folgten zwei Jahre, in denen die Entwicklung nicht den erwarteten Weg einschlug. Sie war von ihrem Vater Manfred Klein in die Trainingsgruppe von Rüdiger Harksen nach Mannheim gewechselt. Zeitlich wurde sie jedoch langsamer und nach zwei Jahren zog sie einen Schlussstrich unter die Mannheim-Zeit und wechselte zurück zu ihrem Vater. „Es war sicher mein erster Fehler nach Mannheim zu gehen, ich hätte einfach kontinuierlich bei meinem Papa trainieren sollen.“
Knick in der Laufbahn
Denn mit ihrem Vater knüpfte sie 2005 schnell wieder an die Erfolge vergangener Tage an. Wie schon 2002 wurde sie Deutsche Vizemeisterin und gewann zwei Wochen später Silber bei den U23-Europameisterschaften in 12,97 Sekunden. Doch kurz nach diesen Erfolgen „kam der Knick“, wie sie sagt. Trotz der zweimaligen Erfüllung der B-Norm wurde sie nicht für die Weltmeisterschaften in Helsinki (Finnland) nominiert. „Es hat mich geärgert, dass der DLV sich nicht für die jungen Athleten stark gemacht hat.“
Doch es sollte noch ein weiterer Rückschlag 2005 folgen. Bei Vorbereitung für die Universiade im türkischen Izmir stürzte sie im Training und brach sich das Handgelenk, die erfolgreiche Saison fand damit ein abruptes Ende. 2006 folgte sie ihrem Lebensgefährten, 400 Meter Hürden-Läufer Christian Duma, nach Frankfurt, gemeinsam zogen sie in eine Wohnung. Fortan trainierte sie in der Gruppe bei DLV-Disziplintrainer Volker Beck.
Guten Trainingsleistungen folgten durchwachsene Wettkämpfe, die Olympia-Qualifikation in diesem Jahr verfehlte sie deutlich. „Die Flach- und Hürdenzeiten im Training haben gestimmt und gezeigt, dass ich auf einem guten Weg bin“, meint Tina Klein, doch auch der Einsatz einer Sportpsychologin brachte nicht die gewünschten Ergebnisse. „Vielleicht hatte ich innerlich schon abgeschlossen mit dem Leistungssport“, versucht sie eine Erklärung zu finden.
Ballett- statt Laufschuhe
Da konnte auch die mögliche Aussicht auf eine Teilnahme bei der Heim-WM im kommenden Jahr in Berlin nicht die nötige Motivation für eine Fortsetzung der Laufbahn liefern. „Der Kopf wollte nicht mehr. Das Gefühl, es noch mal allen zeigen zu wollen, war nicht mehr vorhanden. Der Siegeswille, den man in dieser Sportart braucht, fehlte“, erläutert Tina Klein die Motive, die letztendlich ausschlaggebend waren, die Spikes an den Nagel zu hängen. Und auf der anderen Seite steht ihr Lehramtsstudium, das sie bis zum Herbst 2009 beenden will. „Ich freue mich, dass das Licht am Ende des Tunnels immer größer wird“, sagt die Tochter einer Lehrerfamilie, die sich auf ihren Beruf freut.
Unterstützung bei ihrer Entscheidung, sich vom aktiven Sport zu verabschieden, hat sie von ihren Eltern, ihrem Freund Christian Duma und ihrem Verein erfahren. Die LG Eintracht Frankfurt bot ihr schon eine Übungsleiterstelle an. Statt in Laufschuhen bewegt sie sich, wie schon vor ihrer Leistungssportzeit, sportlich in Ballettschuhen und beim Tanzen. Die zehn Jahre möchte sie dennoch nicht missen, denn neben vielen Freunden, dem Training und den Trainingslagern, der Disziplin und dem Zeitmanagement hat sie vor allem einen kennen und lieben gelernt: „Ich bin recht froh, wie es gekommen ist, denn ohne den Sport hätte ich den Christian nicht getroffen.“