Tino Häber mit Olympia-Norm in St. Wendel
Die Speerwerfer sorgten am Sonntag beim „World Class Meeting“ in St. Wendel für die Highlights aus deutscher Sicht. Zunächst verbesserte sich Christina Obergföll (LG Offenburg) mit 67,04 Metern auf Position drei der Weltjahresbestenliste. Später hakte der Leipziger Tino Häber mit 82,10 Metern die Olympia-Norm ab. Aber auch die Weltmeister David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) und Robert Harting (SCC Berlin) konnten das Publikum begeistern.
Beim Kugelstoßen der Männer kam erstmals so richtig Stimmung auf im Stadion am Sportzentrum in St. Wendel. Das Duell zwischen Weltmeister David Storl und Olympiasieger Tomasz Majewski (Polen) faszinierte die nah an der Anlage stehenden Zuschauer.Der junge Deutsche konnte zunächst vorlegen und ging mit 20,77 Metern in Führung. Im zweiten Versuch konterte der Olympiasieger mit 21,01 Metern, die er im dritten Versuch noch auf 21,21 Meter steigern konnte. Das reichte letztlich zum knappen Sieg vor David Storl, der sich im vorletzten Versuch auf 21,11 Meter verbesserte.
Damit nähert der Weltmeister sich wieder der Form aus der Hallensaison, nachdem er in den letzten Wochen speziell das Krafttraining schon Richtung Olympische Spiele in London (Großbritannien; 27. Juli bis 12. August) forciert hatte. In den kommenden Wochen gilt es nun, auch die Technik wieder zu stabilisieren.
Christina Obergföll jubelt
Im Speerwurf-Wettbewerb der Frauen steigerte die Offenburgerin Christina Obergföll im dritten Versuch ihre Saisonbestleistung auf starke 67,04 Meter und verbesserte sich in der Weltjahresbestenliste auf den dritten Platz.
„Super, damit bin ich hochgradig zufrieden“, sagte sie nach dem Wettkampf srahlend. „Das hätte ich heute noch nicht erwartet. Unterm Strich war das sehr, sehr gut."
Während der Speer noch in der Luft war, jubelte ihr Lebensgefährte Boris Henry schon: „Der geht weit!“ Nachdem die Weite verkündet wurde, folgte zunächst der laute Jubelschrei von Christina Obergföll, bevor sie ihrem Heimtrainer Werner Daniels in die Arme fiel. Platz zwei belegte die Australierin Kathryn Mitchell mit 62,86 Metern vor Mareike Rittweg (LC Jena) mit 59,80 Metern.
Tino Häber mit Olympia-Norm Zweiter
Einen spannenden Wettkampf lieferten sich auch die Männer. Der Pole Igor Janik behielt mit 82,11 Metern nur denkbar knapp die Oberhand vor dem Leipziger Tino Häber (82,10 m). Das war diesem jedoch nach erfüllter Olympia-Norm relativ egal.
„Das mit den 80 Metern war in den letzten Wochen ein Drama. So habe ich jetzt beide Normen, einfach super. Da ist mir ein Stein vom Herzen gefallen“, sagte der sichtlich erleichterte Tino Häber.
Lokalmatador Matthias de Zordo (SV Schlau.com Saar 05) wurde zwar frenetisch angefeuert, musste sich aber mit 79,58 Metern hinter dem mehrfach Bestleistung werfenden Thomas Röhler (LC Jena; 80,79 m) mit Rang vier zufrieden geben.
Matthias de Zordo frustriert
„Die Form ist eigentlich da, aber wie schon in Oslo habe ich die Speere nicht getroffen. Das konnte ich leider nicht abstellen“, stellte Matthias de Zordo etwas frustriert fest. „Die Kraft geht im Moment eher nach oben und nicht nach vorne.“
So wartet der Weltmeister weiter auf die angestrebte Olympia-Norm von 82,00 Metern und muss hoffen, seine technischen Fehler bei den Deutschen Meisterschaften am kommenden Wochenende in Bochum-Wattenscheid (16./17. Juni) abstellen zu können.
Robert Harting mit technischen Problemen
Technische Probleme hatte im Diskuswurf auch Weltmeister Robert Harting. Nach kurzer Verletzungspause stiegt der Berliner in St. Wendel wieder ins Wettkampfgeschehen ein und holte sich mit 66,44 Metern den Sieg vor Markus Münch (LG Wedel/Pinneberg; 61,86 m).
Bei seinem 26. Triumph in Folge kämpfte er jedoch mit vielen ungültigen Versuchen. „Ich habe technisch zwei miserable Wochen hinter mir mit vielen kleinen gesundheitlichen Problemen, sodass die Weite schon ein wenig ernüchternd ist“, zog er selbst ein kritisches Fazit. „Zum Glück haben wir ja noch genug Zeit wieder daran zu arbeiten. Bei der DM will ich nächste Woche auf jeden Fall wieder weiter werfen.“
Betty Heidler siegt ohne Erwartungen
Im Hammerwurf der Frauen setzte sich Weltrekordlerin Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) mit 70,83 Metern vor der EM-Sechsten Marina Marghieva (Moldawien; 69,23 m) und der Olympia-Achten Martina Hrasnova (Slowakei; 68,61 m) durch.
„Diese Woche haben wir mit der Vorbereitung für London angefangen. Daher habe ich für heute gar nichts erwartet“, sagte Betty Heidler nach dem Wettkampf. „Es ist zwar schade, dass die Weite nicht so atemberaubend war, aber ich habe gewonnen. Wenn man die Umfänge erhöht, geht die Leistung erst einmal zurück“, nahm sie es recht gelassen, dass sie deutlich unter ihrer Saisonbestleistung blieb.
Markus Esser unzufrieden
Bei den Männern ging der Sieg an den Leverkusener Markus Esser, der mit seinen 75,13 Metern allerdings nicht zufrieden war. „Das war heute irgendwas zwischen grottig und unterirdisch. Eigentlich bin ich mit dem Gedanken hergekommen, die fehlenden sieben Zentimeter zur Olympia-Norm weiter zu werfen als Donnerstag in Metz“, haderte er. „Wir haben uns heute alle etwas unter Wert verkauft, ich kann mir aber selbst nicht erklären warum.“
Bereits am Vormittag fanden im Hammerwurf-Normwettkämpfe für die U20-WM in Barcelona (Spanien; 10. bis 15. Juli) statt. Dabei bestätigten der Kulmbacher Simon Lang (70,52 m) und der Erfurter Nils Lindner (69,43 m) zum wiederholten Male die Norm von 68,50 Metern.
Der bisherige Jahresbeste Bastian Abend (Hallesche LAF) wurde mit 68,28 Metern Dritter. Bei der weiblichen Jugend blieb Antonia Frieling (LAZ Rhede) mit 54,88 Metern als Siegerin dagegen deutlich unter der Norm von 59,00 Metern.
TV-Bericht bei SR-aktuell (ab 8:30 min)
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