Tirunesh Dibaba trotz Magenproblemen zu Gold
Die alte und neue Weltmeisterin heißt Tirunesh Dibaba. Damit setzte die Äthiopierin eine seit 1999 währende Dominanz dieses afrikanischen Landes fort, denn seit nunmehr acht Jahren kommen die Weltmeisterinnen über 10.000 Meter aus Äthiopien. Das Ergebnis mag unspektakulär klingen, doch der Eindruck täuscht, denn dieses WM-Finale in Osaka am Samstagabend war spannend, unerwartet und gespickt von überraschenden Momenten.

Der erste Schritt zum erneuten Gold-Double ist gemacht: Tirunesh Dibaba. (Foto: Chai)
Zunächst waren es die Äthiopierinnen um die Weltjahresbeste Mestawet Tufa, die das Rennen an der Spitze diktierten. Schnell war das Tempo aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit und Temperaturen über 30 Grad erwartungsgemäß nicht. Die Mediziner schätzen die Leistungsverluste aufgrund der klimatischen Bedingungen auf den Langstrecken auf rund zehn Prozent. Das langsame Tempo äußerte sich auch in Stürzen, denn das Feld war entsprechend dicht zusammen. In einen Sturz nach gut 6.000 Metern waren Mestawet Tufa und Tirunesh Dibaba verwickelt. Während die Jahresschnellste schnell wieder auf den Füßen war, in ihre Schuhe schlüpfte und den Anschluss ans Feld fand, blieb die Doppel-Weltmeisterin zurück, rieb sich immer wieder über den Bauch und hatte offensichtlich mit Magenbeschwerden zu kämpfen. 25 Meter lief sie zwischenzeitlich hinter den übrigen Läuferinnen her. "Mein Magen machte mir große Sorgen und wenn es ein anderes Rennen gewesen wäre, wäre ich ausgestiegen", bekannte sie. Nur aufgrund der Tatsache, dass sie nach Osaka gekommen sei, um ihr Land zu vertreten, sei sie weitergelaufen.
Mestawet Tufa steigt aus
Und das mit beeindruckendem Erfolg. Trotz des großen Rückstandes geriet sie nicht in Panik. Während ihre Landsfrau Mestawet Tufa wenige Runden nach dem Sturz ausstieg und auf der Bahn liegend mit den Tränen zu kämpfen hatte, fand Tirunesh Dibaba klug laufend den Weg zurück an die Spitze.
Gemeinsam mit der gebürtigen Äthiopierin Elvan Abeylegesse, die 1999 ihre erste internationale Medaille für die Türkei erlief, setzte sich die 21-Jährige vom Trio um Kara Goucher (USA), Jo Pavey (Großbritannien) und Kimberley Smith (Neuseeland) ab. 400 Meter vor dem Ziel zündete sie dann den entscheidenden Turbo.
Kara Goucher holt Bronze für die USA
In ihrem unnachahmlich eleganten Laufstil bewältigte sie die letzte Runde in 60 Sekunden, siegte in 31:55,41 Minuten und machte so den ersten Schritt in Richtung Doppel-Titelverteidigung. "Ich plane natürlich meinen WM-Titel über 5.000 Meter zu verteidigen, aber wenn mein Magen bis dahin nicht mitspielt, werde ich nicht antreten", machte die frischgebackene Weltmeisterin deutlich.
Den schönsten Jubel bot die US-Amerikanerin Kara Goucher, die im Kampf um Bronze gegen die EM-Vierte über 5.000 Meter, Jo Pavey, und Kimberley Smith das bessere Ende für sich hatte. In ihrer ersten internationalen Bahn-Meisterschaft lief der Schützling von Alberto Salazar, dem zweimaligen New York Marathon-Sieger, in 32:02,05 Minuten auf das Treppchen. "Auf den letzten 200 Metern habe ich mir gesagt: Das ist der größte Moment deines Lebens. Du musst Gas geben, jetzt oder nie." Ob ihrem Ehemann Adam Goucher vom Glücksmoment seiner Frau Flügel wachsen, wird sich am letzten Tag der Weltmeisterschaft zeigen. Dann geht er über 5.000 Meter an den Start.
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