Titel und Norm für André Höhne und Sabine Zimmer
André Höhne (SCC Berlin) und Sabine Zimmer (SC Potsdam) holten sich am Sonntag die Titel bei den 79. Deutschen Geher-Meisterschaften in Dresden über 20 Kilometer. Der Berliner siegte in 1:21:49, die Potsdamerin nach 1:29:07 Stunden. Beide schafften damit die WM-Norm für Helsinki. Andreas Erm wurde kurz vor der Zehn-Kilometer-Marke zum Entsetzen vieler Fachleute disqualifiziert.
André Höhne hat sich für die WM in Helsinki empfohlen (Foto: Möldner)
Die Meisterschaften fanden auf einem Zwei-Kilometer-Pendelkurs entlang der Elbe statt, das Königsufer bildete eine wahrhaft königliche Kulisse, aber noch schöner war der Blick über die Elbe, hin zu der prächtigen Silhouette der Altstadt, gekrönt von der im neuen Glanz erstrahlten Frauenkirche.Doch dafür hatten die Athleten nur vorher Muse, im Rennen selbst anderes im Sinn. Und es sollte sich bei Kilometer zehn ein tiefer Schatten über die Meisterschaften legen. Der WM-Dritte von Paris über 50 Kilometer, Andreas Erm, lag zu diesem Zeitpunkt gemeinsam mit André Höhne in Führung, als ihn die Disqualifikation ereilte. "500 Meter zuvor hatte mir mein Vater mitgeteilt, dass ich zwei Anträge habe, und geraten, ich solle noch ruhiger gehen. Doch kurz danach erhielt ich die dritte rote Karte, konnte also nicht mehr reagieren." Das bedeutete das Aus für den Potsdamer. Das Entsetzen vieler Experten und Zuschauer war greifbar.
Handbremse angezogen
André Höhne war nun allein an der Spitze: "Doch auch ich hatte schon zwei Anträge, musste also die Handbremse anziehen." Er tat das mit Bravour, und der Lohn war der Sieg in 1:21:49 Stunden. "Damit hatte ich meine Hauptziel, die WM-Norm von 1:22:30 Stunden, geschafft, aber genauso sehr freue ich mich über meinen ersten deutschen Meistertitel."
Dabei war André Höhne vorher gar nicht so optimistisch: "Auf dem bulgarischen Belmekken holte ich mir im Trainingslager eine Entzündung am Oberschenkelmuskel, nach dem Trainingslager in Südafrika bekam ich Probleme bei der Rückanpassung. Und dann noch die Disqualifikation nach 25 Kilometern beim Grand Prix in Mexiko, wo ich zwischenzeitlich auf gutem WM-Normkurs für die 50 Kilometer war." Doch dieser Titel und die Normzeit werden dem Schützling von Peter Selzer wieder Auftrieb geben.
Bestzeit von Jan Albrecht
Ein bravouröses Rennen lieferte der Erfurter Jan Albrecht, im Februar bereits Deutscher Hallenmeister, ab, der mit neuer Bestzeit von 1:23:26 Stunden Zweiter wurde und Maik Berger (SC Potsdam) in 1:24:49 Stunden auf den dritten Platz verwies.
Vater und Trainer Jörg Albrecht hatte schon vor dem Start höhere Erwartungen im Bereich der WM-Norm gebremst: "Jan soll so in etwa 1:23:30 Stunden gehen, zum richtigen Schlag wollen wir dann beim Europacup am 21. Mai im ungarischen Miskolc ausholen." Der Sohn hielt sich fast auf die Sekunde an diese Voraussage. "Ich ging einige Zeit gemeinsam mit Maik Berger, aber dann ab acht Kilometer machte ich mehr Druck, konnte mich lösen. Zum Schluss wollte ich noch beschleunigen, aber da war dann die Kraft doch im Schwinden. Ich bin aber trotzdem zufrieden. Es hat sich ausgezahlt, dass wir zuletzt viel an der Technik gefeilt haben."
Andreas Erm – Neuer Anlauf beim Europacup?
Maik Berger hielt seinen dritten Rang sicher, kam in 1:24:49 Stunden fast auf die gleiche Zeit wie vor kurzem in Podebrady (1:24:45 h). Für den Sprung zur WM-Norm aber fehlen eben noch über zwei Minuten.
Andreas Erm aber war schwer zu trösten: "Ich hatte zwar in den letzten Monaten einige Verletzungsprobleme, auch heute schmerzte die Hüfte. Doch trotzdem fühlte ich mich recht wohl, und gerade als ich disqualifiziert wurde, lief es recht rund und flüssig." Wahrscheinlich aber wird er beim Europacup eine neue Chance bekommen, gemeinsam wohl mit André Höhne, Jan Albrecht und Maik Berger.
Bei den Junioren sicherte sich Christoph Brauer (LAC Berlin) in 1:36:05 Stunden den Titel, der favorisierte Offenburger Michael Krause musste aufgeben. "Er hatte vor einer Woche noch Fieber, war erst drei Tage fieberfrei. Da mussten wir damit rechnen, dass es nicht reichen würde", meinte sein Trainer Robert Ihly. In der männlichen Jugend A setzte sich der 18-jährige Carsten Schmidt (SC Potsdam) in 1:27:18 Stunden durch und erfüllte damit alle Erwartungen.
Sabine Zimmer wiederholt Vorjahreserfolg
Wie im Vorjahr in Hildesheim setzte sich Sabine Zimmer auch diesmal gegen ihre Potsdamer Vereinskollegin Melanie Seeger durch und holte sich den deutschen Meistertitel. Anfangs gingen beide gemeinsam. "Bei sieben Kilometer machte ich Druck", berichtete Sabine Zimmer später. Zwar kam Melanie Seeger nochmals heran, doch einer zweiten Tempospritze konnte sie nichts mehr entgegensetzen.
Sabine Zimmer gewann ungefährdet nach 1:29:07 Stunden vor Melanie Seeger, die 1:32:01 Stunden benötigte. "Mein Ziel war die WM-Norm. Nun ist es geschafft und der Druck weg", strahlte Sabine Zimmer. "Jetzt freue ich mich auf den Europacup, auch wegen des wärmeren Wetters. Und dort kann ich sehen, wo ich international stehe."
Melanie Seeger noch nicht wieder frisch
Das hat Melanie Seeger schon in Mexiko ausgekundschaftet, wo sie den Wettkampf in Tijuana im Rahmen der IAAF Race Walking Challenge in 1:30:48 Stunden gewann und unter der WM-Norm von 1:31:40 Stunden blieb. Anschließend folgte das Trainingslager in Flagstaff: "Vor zwei Wochen sind wir erst zurückgekommen. Und ich weiß, dass das für mich für die Rückanpassung zu kurz ist, heute fehlte mir noch die Kraft. Deswegen ist diese Niederlage keine Überraschung für mich. Aber zum Europacup wird es sicher wieder besser gehen."
Als schnellste Juniorin holte sich Ulrike Sischka (SV Halle) in 1:42:16 Stunden den Titel, wobei sie allerdings nur knapp Maja Landmann (SC Potsdam) auf den zweiten Rang verweisen konnte.
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