Silke Spiegelburg hin und weg von Olympia
Silke Spiegelburg! Was dieses Mädchen in den letzten Wochen erlebt hat, ist unglaublich. Vor allen Dingen in welchem Tempo sie alle Nuancen der Gefühlswelt durchmachte, ist schwer zu beschreiben. Noch nicht einmal sie selbst hat die Ereignisse verarbeitet, die auf die U20-Europameisterin einstürmten. Die Junioren-WM hatte sie verpasst, dafür qualifizierte sie sich für Athen und stand plötzlich sogar im Finale in einem fast ausverkauften Stadion mit enthusiastischen Zuschauern, die den Stabhochsprung verfolgten.
Silke Spiegelburg stand in Athen als einzige DLV-Athletin im Stabhochsprung-Finale (Foto: Chai)
Bis zum Weltrekord, den Yelena Isinbayeva am Ende um einen Zentimeter nach oben schraubte und ihre alte Bestmarke, die noch nicht einmal einen Monat alt war - in London war sie am 30. Juli 4,90 Meter gesprungen - wieder scheibchenweise nach oben schraubte. "Ich war völlig fasziniert von dem Wettkampf", sagte Silke Spiegelburg hinterher in die Mikrofone der Journalisten. Nachdem sie bei 4,40 Meter ausgeschieden war, packte sie ihre Stäbe zusammen und setzte sich auf die Bank, um zu beobachten.
"Schade, dass ich die 4,40 Meter nicht mehr geschafft habe, ich war schon drüber und habe die Latte mit dem Arm heruntergenommen", meinte die blonde Springerin, die von ihrem Vater Ansgar trainiert wird, bedauernd. Silke Spiegelburg hatte es ohnehin nicht leicht im Feld der Weltklassespringerinnen, denn die Anfangshöhe lag bei 4,00 Meter.
"Das war das erste Mal, dass ich so hoch angefangen habe, normalerweise steige ich immer bei 3,80 Meter ein". Sie brauchte schließlich drei Anläufe, bis sie nach den 4,00 Metern die 4,20 Meter gemeistert hatte. Bei 4,40 Meter war Endstation für das Nesthäkchen der deutschen Leichtathleten bei diesen Spielen.
Kein Weltuntergang
Bedauerlich, aber kein Weltuntergang, denn Silke Spiegelburg ist blutjung. Sie kann von den Erfahrungen nur profitieren. Selbst die Weltrekordlerin aus Russland weiß, wie wichtig es ist, schon mal dabei gewesen zu sein, ohne Druck und ohne große Erwartungen. "Ich habe mich mit 18 Jahren noch nicht einmal für die Olympischen Spiele qualifiziert. Damals kannte mich noch keiner und ich hatte keine internationale Erfahrung", erzählt die 22-Jährige Russin heute.
Das hat Silke Spiegelburg der Weltrekordhalterin nun voraus. Sie stammt aus einer Stabhochsprungfamilie, ihr Bruder Richard ist ein Springer von internationalem Format, verpasste nur knapp die Qualifikation für Athen, ihr Vater Ansgar ist ihr Trainer und die hochgewachsene Athletin war bereits war bereits 2001 Jugendweltmeisterin - mit 15 Jahren. Sie gehört im nächsten Jahr sogar noch immer der Jugendklasse an. Doch die Springerin machte in Athen schon eine gute Figur. Sowohl im Wettkampf als auch später bei den Interviews zeigte sie keinerlei Nervosität.
Motivationsschub
"Die Atmosphäre war unglaublich", schwärmte die 1,72 Meter große Springerin von dem Abend, der erst gegen 0:15 Uhr endete, nachdem Yelena Isinbayeva die neue Weltrekordhöhe überquert hatte. Silke Spiegelburg, die nicht nur die 4,91 Meter der Russin live erlebte, sondern genaugenommen selbst ein Teil der ganzen Veranstaltung war, hat aus diesem Wettkampf einiges mitgenommen für die Zukunft.
Sie möchte sich künftig noch mehr dem Stabhochsprungtraining widmen. "Ich will die Schule fertig machen und mich dann richtig auf den Sport konzentrieren", sagte Silke Spiegelburg. Motivation hatte sie schon zuvor genug, doch so ein Erlebnis wie bei Olympia hat ihren Ehrgeiz und die Willenskraft noch gesteigert.
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