Götzis - Kür vor der Pflicht
Vier Zehnkämpfer und gleich sechs Siebenkämpferinnen sind aus dem deutschen Lager am Wochenenende (27./28. Mai) beim renommierten Mehrkampf-Meeting in Götzis (Österreich) dabei, wenn sich standesgemäß die Weltelite ein Stelldichein gibt. Der Auftritt in Vorarlberg ist allerdings nur eine Durchgangsstation auf dem Weg zum Mehrkampf-Meeting in Ratingen (24./25. Juni).
Sonja Kesselschläger würde gerne den Regen vertreiben (Foto: Chai)
Denn dort gilt es erst. Die Nominierungsrichtlinien des Deutschen Leichtathletik-Verbandes sehen nämlich vor, dass - sofern es zu keiner Ausnahmeregelung kommt - die drei Erstplatzierten von Ratingen für die Europameisterschaft in Göteborg (7. bis 13. August) nominiert werden. Die Normerfüllung natürlich vorausgesetzt.Die geforderten 6.100 Punkte sollten im Siebenkampf kein Problem darstellen. Im letzten Jahr übertrafen mit Sonja Kesselschläger (SC Neubrandenburg), Christine Schulz (TSV Bayer 04 Leverkusen), Lilli Schwarzkopf (LC Paderborn), Karin Ertl (LG Domspitzmilch Regensburg) und Katja Keller (LG Nike Berlin) gleich fünf Athletinnen diese Marke. In Götzis sind auch noch Olympia-Teilnehmerin Claudia Tonn (LC Paderborn) und Nachwuchshoffnung Julia Mächtig (SC Neubrandenburg), die für die angeschlagene Christine Schulz in die Starterliste gerutscht ist, mit dabei.
Sonja Kesselschläger will sich steigern
Es ist ein erster Aufgalopp. Es geht darum, ein Zeichen mit Blick auf Ratingen zu setzen und sich möglichst keine Blöße zu geben. Sonja Kesselschläger kämpft außerdem um ihre nationale Vormachtstellung, die sie seit drei Jahren innehat. Als ihre schärfste Rivalin könnte sich Karin Ertl herausstellen, die in den letzten Wochen bei ihren Einzelwettkämpfen bereits eine gute Figur abgab.
Die 28-Jährige weiß um die Gefahr, die in der nationalen Gegnerschaft auf sie lauert. Deshalb sagt Sonja Kesselschläger auch: "Ich will von den 6.200 Punkten wegkommen und mich in Deutschland weiter behaupten, was schwierig werden dürfte, wenn ich mich nicht steigere. Deshalb sind die Punkte in diesem Sommer das Wichtigste."
Verregnetes Wochenende?
Allerdings wurde die Deutsche Siebenkampf-Meisterin in den letzten Tagen von einer Verletzung am Gesäßmuskel geplagt: "Die Ärzte sagen, es ist bis Samstag weg." Etwas Kopfzerbrechen bereitet ihr auch die Wetterprognose. Sie meint: "Ich kann gar nicht glauben, dass es in Götzis regnen soll. Schließlich hatten wir in den letzten sechs Jahren, in denen ich am Start war, immer sonniges Wetter."
Zu den Favoritinnen zählt Sonja Kesselschläger am Samstag und Sonntag trotz ihrer Ansage nicht. Als schärfste Konkurrentinnen vom schwedischen Megastar Carolina Klüft werden nämlich Hyleas Fountain (USA), die Litauerin Austra Skujyte sowie die beiden Ukrainerinnen Lyudmila Blonska und Nataliya Dobrynska gehandelt.
Geregelte Bahnen bei André Niklaus
Im Zehnkampf führt Hallen-Weltmeister André Niklaus (LG Nike Berlin) die vierköpfige deutsche Delegation, die von Norman Müller (Hallesche LAF), Lars Albert (LAC Elm) und Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt) kompletiert wird, an. Bei ihm ist der Trubel nach dem Titelgewinn in Moskau inzwischen abgeklungen. "Danach ging es ein paar Wochen ein bisschen turbulent zu, doch mittlerweile läuft alles wieder in geregelten Bahnen", erzählt der 24-Jährige, der angesichts einer EM-Norm von 8.000 Punkten vor einer lösbaren Aufgabe steht.
Der neue deutsche Vorzeige-Mehrkämpfer sieht sich in Götzis einem Wettkampf gegenüber, der ganz im Zeichen der WM-Revanche zwischen Weltmeister Bryan Clay (USA) und Weltrekordhalter Roman Sebrle (Tschechische Republik) erwartet wird. Roman Sebrle könnte dabei im Mösle-Stadion zum sechsten Mal in Folge gewinnen.