Tobias Scherbarth - Die „Großen“ ärgern
Der Stabhochsprung der Männer gehört nach wie vor zu den stärksten Disziplinen im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Kein Wunder, dass die Leistungen auch den Nachwuchs zu guten Leistungen animieren. Einer dieser aufstrebenden Athleten ist Tobias Scherbarth (TSV Bayer 04 Leverkusen), der im Jahr 2007 nachdrücklich auf sich aufmerksam machte.

Natürlich ist auch für die Olympischen Spiele in Peking (China) die Konkurrenz im eigenen Land unglaublich hart, aber Tobias Scherbarth sieht das eher positiv: „Es ist besser, dass ich nicht in einem Land lebe, in dem man mit 5,50 Metern zu Olympia fahren könnte. Wenn ich mich in Deutschland durchsetze, habe ich auch Medaillenchancen.“
Schwung für 2008
Ihm ist klar, dass es schwierig wird, sich zu behaupten. „Doch ich muss mir 2008 einfach die Olympiaqualifikation als Ziel vornehmen, denn ohne Ziel lässt es sich schwer trainieren. Ich hoffe auf einen Leistungssprung. Wenn es dann nicht klappen sollte, setze ich mir die WM 2009 in Berlin als nächstes Ziel.“
2007 war für Tobias Scherbarth ein recht erfolgreiches Jahr und könnte ihm den nötigen Schwung für ein noch besseres Jahr 2008 mit Sprüngen über 5,70 Metern bringen. Bei der U23-EM in Debrecen (Ungarn) wurde er mit 5,60 Metern Fünfter. „Das war mein bisher bester Wettkampf überhaupt“, blickt er zurück. „Ich war gut drauf, bin harte Stäbe und beim Höhepunkt persönliche Bestleistung gesprungen.“
Danach wurde er bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften in Hannover seiner Favoritenrolle gerecht und holte sich mit 5,50 Metern den Titel. Dort sowie auch später beim Meeting in Sondershausen verfehlte er die angestrebten 5,70 Meter nur knapp.
Von Leipzig nach Leverkusen
Aufgewachsen ist der am 17. August 1985 geborene Athlet in Leipzig, kam dort zur Leichtathletik und zum Stabhochsprung. Von 2000 bis 2004 gehörte er dem LAZ Leipzig an, doch sportliche Erfolge blieben Mangelware. So entschied er sich 2005, nach Leverkusen zu wechseln, ins Mekka des deutschen Stabhochsprungs. „Ich wollte ein richtig guter Stabhochspringer werden“, begründet er seinen Wechsel.
Mit einer Leistung von „nur“ 4,80 Metern kam er zu Trainer Leszek Klima und machte dann in einem Jahr einen Sprung auf 5,42 Meter. 2006 steigerte er sich auf 5,55 Meter, 2007 nochmals um fünf Zentimeter auf 5,60 Meter. Mit 1,95 Metern gehört Tobias Scherbarth zu den groß gewachsenen Springern. „Der Vorteil ist, dass man höher greifen kann. Allerdings können kleinere Springer besser am Stab turnen, was auch noch meine Schwäche ist“, erklärt er die Vor- und Nachteile seiner Körpergröße.
Zu seinen Vorbildern zählt Tobias Scherbarth sowohl seinen Leverkusener Trainingskameraden Danny Ecker, dessen Medaillenkampf bei der WM in Osaka (Japan) er mit Freude am Fernseher verfolgte, als auch den Kölner Tim Lobinger.
Sport-WG in der Nähe des Stadions
Manch einer könnte sogar auf die Idee kommen, dass er Tim Lobinger auch optisch nachahmen wolle, weil er seine langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden trägt, so wie eben früher der deutsche Rekordhalter. „Tim ist zwar mein Vorbild, mit seinem Ehrgeiz, seiner Konstanz. Aber nicht optisch“, wiegelt der 22-Jährige ab. Das mit den Haaren sei reiner Zufall. „Ich habe mir die Haare lang wachsen lassen, als ich angefangen habe, Gitarre zu spielen.“
In Leverkusen wohnt er in einer Sport-WG, zusammen mit Mittelstreckler Ricardo Giehl und Weitspringer Peter Schnabel. Zehn Minuten brauchen sie zur Fuß zur Halle und zum Stadion – perfekte Bedingungen. Aber Tobias Scherbarth ist kein Vollprofi. Vielmehr studiert er seit zwei Jahren in Köln an der Deutschen Sporthochschule.
Sportverrückter Basketballfan
Er selbst beschreibt sich als „sportverrückt“. Basketball und Wellenreiten (im Sommerurlaub) zählt er zu seinen Hobbies. Basketball allerdings mehr passiv, als Zuschauer bei den Bayer Giants, dem Leverkusener Bundesliga-Verein. „Basketball wäre auch etwas für mich gewesen“, meint er. Aber für einen Wechsel der Sportart fühlt er sich nun schon zu alt.
Den Urlaub verbringt er am liebsten am Meer, in Südfrankreich oder Portugal. „Ich bin nicht besonders gut im Wellenreiten, aber der Lebensstil eines Surfers ist einfach entspannend. Und das ist als Ausgleich nach einer anstrengenden Saison wichtig.“
Doch die Urlaubsgedanken liegen schon wieder weit hinter ihm. Seine Gedanken drehen sich immer öfter um das Jahr 2008. Ein wenig träumt er von Olympia in Peking. Asien hat er bereits kennen gelernt. „Bei der Universiade habe ich in Bangkok erlebt, wie eine solche Sportveranstaltung mit mehreren tausend Athleten aus vielen Sportarten aufgezogen wird, wie eine Eröffnungsfeier gestaltet wird und wie das ganze Drumherum begeistern kann und natürlich auch motiviert.“ Motiviert ist er auf jeden Fall, und man darf gespannt sein, ob er, wie DLV-Trainer Jörn Elberding voraussagt, zu denen gehört, die 2008 die „Großen“ ärgern werden.